Erfinder:Zu zweit durch den Spiele-Dschungel

Lesezeit: 2 min

Auf der gleichen Wellenlänge: Jonas P. Heim (links) und Thao Pham mit dem von ihnen entwickelten Kartenspiel Tukdatu. (Foto: Stephan Rumpf)

Drei Jahre von der ersten Idee bis zu den professionell gedruckten Karten: Thao Pham und Jonas Heim arbeiten als Sozialpädagogen und haben nebenbei "Tukdatu" entwickelt

Von Anton Kästner, München

Busfahrten können unheimlich zäh sein. Dass man sie aber auch produktiv verbringen kann, zeigen Thao Pham und Jonas Heim. Ihr Kartenspiel "Tukdatu - Wer überlebt den Dschungel" ist Mitte November vergangenen Jahres herausgekommen. Die Idee zum Spiel kam den beiden Münchnern auf einer Flixbus-Fahrt nach Regensburg, wo sie auf einen Spieleabend eingeladen waren.

Die beiden Sozialpädagogen haben sich als Arbeitskollegen in einem Jugendtreff kennengelernt. Sie sind schon länger befreundet. Das merkt man im Gespräch, wenn der eine schon lacht, bevor der andere überhaupt die Geschichte fertig erzählt hat. Pham studierte in Regensburg soziale Arbeit, dort ist er über seine Freundesgruppe das erste Mal näher mit der Brettspielwelt in Berührung gekommen. "Damit hat er mich in München dann ein bisschen angesteckt", sagt Heim und lacht.

Von der Leidenschaft für die Brettspiele kamen die Sozialpädagogen dann vor drei Jahren zur Idee für ihr erstes Spiel. Kaum in Regensburg angekommen, war der Spieleabend abgesagt. Und mit Schere, Stift und Papier wurde der erste Prototyp für Tukdatu gebastelt. "Wild zusammengewürfelte Individuen müssen im Dschungel überleben", das sei die Idee gewesen, aus der dann die einzelnen Charaktere und Spielmechaniken entstanden. Das sei allerdings ein "wahnsinnig langer Prozess, der fast zwei Jahre gedauert hat", sagt Heim.

Ein halbes Jahr nach der Flixbus-Fahrt hätten sie dann erstmals Spieleverlagen ihre Anleitung geschickt, sozusagen die Bewerbung um eine Veröffentlichung - die Brettspielwelt funktioniert da wie die Literaturwelt. Große Spieleverlage haben eigene Spieleredaktionen, die Anleitungen prüfen und Prototypen testen, bevor der Verlag einer Veröffentlichung zustimmt. Fünf Verlage hätten sie dann um einen Prototypen gebeten, erzählen die Spieleautoren, "dann geht man zur Post und schickt dieses heilige Päckchen weg".

Nach langen Monaten des Wartens wurde "Tukdatu" dann bei Riva veröffentlicht, eigentlich ein Münchner Buchverlag. Aus anfänglichen Ideen für kleine Brettspiel-Gadgets wurde schlussendlich ein Kartenspiel, "die Verlage schauen sicherlich auch auf Produktionskosten", sagt Thao Pham. Anders als bei großen Spieleverlagen wie Schmidt oder Kosmos wurde den zwei Münchnern auch kein Grafiker für die Ausarbeitung zur Seite gestellt, sondern sie mussten jedes einzelne Bildchen aus einem Internet-Katalog mit Vorlagen raussuchen. "Da mussten wir unsere Vorstellungen auch anpassen", sagt Pham. Auch zeitlich sei es Anfang 2020 dann noch einmal eng geworden, weil "Tukdatu" bis April in den Druck gehen musste, um noch für das Weihnachtsgeschäft fertig zu werden.

"Es gab eine Zeit, da waren wir so tief und so lange drin im Prozess, dass uns das Spielen eine Weile keinen Spaß mehr gemacht hat", sagt Thao Pham. Jonas Heim ergänzt: "Irgendwann kann man das eigene Spiel nicht mehr sehen und braucht eine Pause davon." Viele Aufgaben hätten die beiden auch aufgeteilt. So sei die Anleitung etwa hauptsächlich aus Heims Feder, der auch den Kontakt zu den Spieleverlagen pflegte, während Pham sich als erfahrener Brettspieler besonders um die Spielmechanik gekümmert habe.

Was für die beiden ein gutes Brettspiel ausmache? Eine "greifbare Hintergrundstory" müsse es haben, in die man "eintauchen" könne, sagt Heim, für Pham sind "neue, besondere Spielmechaniken" wichtig. Und die Ideen gehen den zwei Sozialpädagogen nicht aus: Für ein Zeichenspiel existiert bereits der Prototyp, der schon in ihren Jugendeinrichtungen zum Einsatz kommt, auch ein Aufdeckspiel zum Thema Wald ist in Planung. Pham arbeitet parallel dazu noch an einem Wikinger-Brettspiel.

Mittlerweile macht den Sozialpädagogen ihr Spiel "Tukdatu" auch selbst wieder Spaß. "Ich habe es in den vergangenen Wochen sicher fünf, sechs Mal gespielt", sagt Thao Pham. Für das siebte Spiel steht Jonas Heim schon bereit.

© SZ vom 07.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: