Wohnungslosigkeit in Taufkirchen:55 Cent für ein Dach überm Kopf

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Die Versorgung von Obdachlosen ist eine kommunale Pflichtaufgabe, dazu zählen auch Heime wie dieses in der Lohstraße in Schwaig. (Foto: Renate Schmidt)

Seit acht Jahren kümmert sich die Caritas um Obdachlosigkeit und deren Vermeidung im Landkreis. Nun läuft die Finanzierung aus und die Gemeinden springen für die nächsten drei Jahre ein

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Die Caritas leistet seit acht Jahren die Beratung und Unterstützung von Landkreisbürgern, die von Obdachlosigkeit bedroht oder obdachlos geworden sind. Diese Arbeit erfolgt in enger Kooperation mit den Zuständigen der Gemeinden und entlastet die Gemeinden in vielerlei Hinsicht. Zunächst wurde das Angebot im Rahmen der Sozialen Beratung insbesondere aus Eigenmitteln und seit Dezember 2020 und bis Dezember 2021 befristete Sonderförderung des Sozialministeriums finanziert. Diese befristete Sonderförderung läuft nun aus. Um das Angebot weiterhin aufrecht erhalten zu können, sollen sich nun die Gemeinden im Landkreis finanziell daran beteiligen. Geplant ist eine Fachstelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit, die mit jährlich 55 Cent pro Einwohner finanziert werden soll. Die Gemeinde Taufkirchen hat nun als eine der ersten Gemeinden zugestimmt einen Kostenansatz im Haushalt 2022 eingestellt. Der Beschluss fiel einstimmig.

Bürgermeister Stefan Haberl (CSU) wies im Gemeinderat darauf hin, dass das Thema Obdachlosigkeit eigentlich in der Zuständigkeit der Städte, Märkte und Gemeinden liege. Das sei eine Pflichtaufgabe, die einen hohen zeitlichen Aufwand und Kostenaufwand mit sich bringe. Daher sei man sehr froh, dass man in der Caritas einen kompetenten und gut vernetzten Partner habe, der sich insbesondere auch um die Prävention, also um die Vermeidung von Obdachlosigkeit kümmere. "Wir sind auf die Zusammenarbeit angewiesen", sagte Haberl. Dafür seien im Landkreis Erding insgesamt 70 000 Euro vorgesehen, die durch Verwendungsnachweise abgerechnet würden. Diese Finanzierung sei vorläufig für den Zeitraum von Januar 2022 bis Dezember 2024 geplant, mit einer weiteren Verlängerungsoption.

Anneliese Mayer (CSU) bekräftigte diese Sichtweise. Gerade auch der präventive Ansatz dieser Arbeit, die Erfahrung und die Vernetzung dieser Fachstelle sei sehr fundiert und müsse unbedingt fortgesetzt werden. Peter Attenhauser (AfD) betonte, auch von ökonomischer Seite sei die Zusammenarbeit ein Gewinn. Wenn man verhindern könne, dass jemand auf der Straße lande oder ermögliche, dass jemand wieder in die Gesellschaft zurück finde, spare das Kosten, die die Finanzierung dieser Einrichtung gewiss übersteigen würde.

Die Aufgaben der Caritas sind dabei sehr vielfältig: Sie leistet Hilfestellung zum Erhalt des Wohnraums, indem sie mit den Vermietern verhandelt und hilft, die Kündigungsursache nach Möglichkeit zu beseitigen. Sie vermittelt und motiviert zu alternativen Wohnformen wie Seniorenheim, Mutter-Kind-Heim, therapeutische Wohngemeinschaften oder stationäre Einrichtungen für Wohnungslose. Sie unterstützt bei der Bewerbung um neuen Wohnraum. Ferner informiert und berät sie die Betroffenen zu relevanten sozialrechtlichen Leistungsansprüchen. Sie begleitet und unterstützt während des Räumungsverfahrens. Sie vermittelt Ämterlotsen und Wohnungspaten sowie bei Bedarf weiterführende Angebote. Sie kooperiert dabei mit den zuständigen Mitarbeitern der jeweiligen Kommunen und bietet auch Informationsveranstaltungen für die Gemeinden oder Nachbarschaftshilfen an.

Für die Gemeinden liegt dabei der Nutzen auf der Hand: Sie haben eine direkte Kosteneinsparung für die Unterbringung von Gemeindebürgern, bei denen die Fachstelle die Obdachlosigkeit verhindern oder beenden konnte. Eine weitere Kosteneinsparung ergibt sich, wenn die Fachstelle die jeweiligen Lebensverhältnisse so stabilisieren kann, dass auch die Wohnsituation des Betroffenen langfristig stabil gehalten werden kann.

© SZ vom 12.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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