Wirtschaft:"Wir müssen jetzt zusammenhalten"

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Gewerbevereine reagieren kreativ auf die Krise

Von Thomas Daller, Erding

Handel und Dienstleistungen haben derzeit einen schweren Stand. Nur einige wenige Branchen können ihren Betrieb aufrecht erhalten, meist verbunden mit Einschränkungen. Die Gewerbevereine im Landkreis suchen aktuell nach Möglichkeiten, wie man den wirtschaftlichen Schaden begrenzen kann. Besonders der Dorfener Gewerbeverein ist derzeit recht rührig und will den Markt jetzt nicht Amazon überlassen. Dies würde zu langfristigen Folgeschäden der Infrastruktur führen, sagt der Vorsitzende Stefan Tremmel. Die Geschäfte in der Stadt sollen unbedingt erhalten bleiben.

Die Gewerbevereine in Erding und Taufkirchen tauschen sich noch aus: Wo sind Lieferservice möglich, wer könnte Gutscheine verkaufen, was ist hinsichtlich Banken und Steuerberatern zu erledigen. In Dorfen hat Stefan Tremmel, der Vorsitzende des Förderkreises, nahezu täglich E-Mails an die Mitglieder verschickt. Er gibt Tipps, recherchiert Infos, analysiert die Lage und hat mit Julia Neuberger, der Wirtschaftsförderungsfachkraft der Stadt Dorfen, einen Notfallplan erstellt: Alle, die derzeit "halbscharig" geöffnet haben, indem sie Abhol- oder Lieferservice anbieten, werden auf der Website www.dorfen.de gesammelt. Dieser Website kann man beispielsweise entnehmen, dass der Eisenwaren-Werkmarkt zwar nicht geöffnet hat, aber nach wie vor seinen Schlüsseldienst aufrecht erhält. Manche Gastronomiebetriebe bieten vorübergehend Abholservice an, manche Geschäfte haben einen Lieferservice für dringende Geschäfte eingerichtet. Andere Geschäfte, die geöffnet haben dürfen, haben die Abläufe optimiert, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. So hat der Getränkemarkt Kratzer einen Drive-in-Service eingerichtet: Bevor man losfährt, ruft man dort an, gibt seine Bestellung und das Autokennzeichen an und dann werden die Tragel rausgebracht, wenn der Wagen vor dem Markt steht. Das Auto wird von einer Kamera erfasst, das Leergut wird mit rein genommen und man kann mit dem EC-Gerät bezahlen, ohne auszusteigen. Gerade ältere Menschen und auch Krebspatienten würden dieses Angebot gerne nutzen, so die Auskunft des Marktes.

Auch bei Stefan Tremmel, Inhaber des Elektrofachmarktes Heuschneider, laufen die Geschäfte weiter, allerdings nicht im Laden, sondern online und im Servicebereich. "Bei mir steht das Telefon nicht mehr still", sagt er. Webcams, Laptops, iPhones, alles, was man Videokonferenzen und das Home-Office benötigt, sind jetzt stark gefragt. Zudem bauen die Mitarbeiter Überstunden und Urlaub ab.

In seinem Corona-Newsletter tauscht er sich mit den Mitgliedern des Gewerbevereins aus. Dabei geht es auch darum, wie man das finanzielle Überleben sichert. Er betont beispielsweise, dass man jetzt einen "gescheiten Steuerberater" benötige und das keinem Familienangehörigen überlassen dürfe, der das sonst erledige. Auch mit der Hausbank müsse man sich kurzschließen. Nicht zuletzt appelliert Tremmel auch an die Kunden: "Bleibt uns treu, wir brauchen euch." Die schöne Dorfener Innenstadt sei nur mit Geschäften möglich. Die müsse man nun erhalten. Größere Anschaffungen sollte man daher nach Möglichkeit aufschieben, statt jetzt bei Amazon zu bestellen: "Wir müssen jetzt zusammenhalten."

© SZ vom 31.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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