Wildland-Stiftung zieht Bilanz:Besser brüten

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Brachvögel, Libellen, Tagfalter: Die Wildland-Stiftung will seit einem Jahr in den Wiesen im Isental Lebensräume erhalten und optimieren. Doch es gibt Probleme mit Landwirten - und Hundebesitzern

Von Thomas Daller, Dorfen

Seit einem Jahr läuft das landkreisübergreifende Projekt "Natur.Vielfalt.Isental" der Wildland-Stiftung Bayern. Sechs Niedermoorgebiete im Isental zwischen Lengdorf und Rattenkirchen bilden die Schwerpunkte. Bei einem Infoabend in Dorfen zogen Geschäftsführer Eric Imm und die beiden Biologinnen Gabi Nikles und Anja Thole Bilanz und stellten die Vorhaben für 2017 vor. Dabei zeichneten sich in Dorfen auch Konflikte mit Landwirten ab, mit denen man nun ins Gespräch kommen will.

Die Wildland-Stiftung ist eine Naturschutz-Stiftung des Bayerischen Jagdverbandes, die in ganz Bayern mehr als 500 Hektar Biotopfläche betreut. Das Projekt im Isental ist landkreisübergreifend und verläuft durch die Flur der Kommunen Lengdorf, Dorfen, Schwindegg, Obertaufkirchen und Rattenkirchen. Ausgangspunkt war dabei das Thalhamer Moos bei Obertaufkirchen, wo die Stiftung bereits über Flächen verfügt. Daran anknüpfend will die Wildland-Stiftung in weiteren Niedermoorflächen entlang der Isen Lebensräume erhalten und optimieren. Im Einzelnen handelt es sich dabei um das Wiesenbrütergebiet bei Embach, Gemeinde Lengdorf, um den Feuchtwiesenkomplex bei Oberdorfen, das Dorfener Moos östlich von Dorfen und die Wöhrmühlwiesen, die sich von Dorfen nach Schwindegg erstrecken. In diesen Gebieten will sich die Stiftung Flächen durch Pacht oder Vertragsnaturschutz sichern.

Im vergangenen Jahr haben die beiden Biologinnen Gabi Nikles und Anja Thole unter anderem eine Biotopkartierung hinsichtlich der Wiesenbrüter in diesen Gebieten vorgenommen. Es gibt dort noch seltene Vögel, vereinzelt sieht man bei Embach große Brachvögel während deren Mauser, und bei Oberdorfen gibt es ein Kiebitzpaar. Im Dorfener Moos wurden drei Kiebitzpaare gezählt und im Thalhamer Moos eine Bekassine.

Noch im laufenden Jahr soll eine Kartierung der Libellen und Tagfalter erfolgen. Franz Grünaug, der als Naturschutzwächter im Dorfener Moos unterwegs ist, meldete sich in der Diskussion zu Wort und wies dabei auf einen Missstand hin: Er sah den Erfolg des Wiesenbrüterprogramms gefährdet, weil die Wiesen im Moos intensiv landwirtschaftlich genutzt würden. Von Mitte März an würden die Wiesen gemäht und dann alle sechs Wochen wieder. Zwischendurch werde Gülle ausgebracht, damit das Gras schnell nachwachse. Dieser Wiesenschnitt werde für Biogasanlagen genutzt, erklärte Grünaug: "Wie soll der Kiebitz da geschützt werden?", fragte er. Zudem gerate er in Erklärungsnöte, wenn er als Naturschutzwächter Hundebesitzer anspreche, damit sie ihre Tiere im Wiesenbrütergebiet anleinen. Das Argument, dass die Hunde im Verhältnis zu den schweren landwirtschaftlichen Maschinen, die dort ständig unterwegs seien, kaum Schaden anrichten würden, sei schwer zu entkräften. Darüber hinaus könne er sie auch verstehen: "Wo sollen die Leute mit den Hunden hin? Das ist das östliche Erholungsgebiet der Stadt Dorfen und es gibt so viele Hunde hier", so Naturschutzwächter Grünaug.

Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) betonte, dass man auf die Vernunft und die Freiwilligkeit der Landwirte angewiesen sei. Man könne entweder Ausgleichszahlungen anbieten oder als Kommune diese Flächen anpachten. "Wir können nicht in die landwirtschaftliche Nutzung eingreifen." Auch hinsichtlich der Hunde müsse man auf den Dialog setzen und Alternativen anbieten. Man könne ja auch mit Hunden im Wiesenbrütergebiet unterwegs sein, allerdings nur, wenn sie angeleint seien. Zusätzlich könnte man Wege anbieten, auf denen sich Hunde austoben könnten. Beispielsweise könnte dies am Brühl Richtung Kloster Moosen sein; dazu müsste die Stadt lediglich den Feldweg ein bisschen herrichten. Das könne man bewerkstelligen und diesen Weg auch entsprechend beschildern.

Georg Brandhuber, Gründer der Bürgerinitiative "Für einen Bahnausbau in Dorfen ohne Mauern und Schranken", stellte das Naturschutzprojekt im Isental jedoch generell infrage. Er vertrat den Standpunkt, dass im Zuge des Bahnausbaus und der erforderlichen Überführungen "kilometerlange Schneisen längs und quer durch Isental" geschlagen werden: "Das vernichtet die ganze Arbeit, die sie machen." Als er ausführlicher auf den Bahnausbau eingehen wollte, wurde er aber von Wildland-Geschäftsführer Eric Imm unterbrochen: "Wir sind als Wildland-Stiftung nicht politisch tätig. Was Sie sagen. ist nicht unwichtig, aber nicht unsere Baustelle", sagte Imm.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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