Wechselbad der Emotionen:Unheilbares Heimweh

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Die Band Dreiviertelblut spielt ihre Finsterlieder im Jakobmayer

Tief-bayerische Finsternis und entrückte Poesie weitab von kitschiger Alpenromantik - das ist die wunderbare Band Dreiviertelblut, die an diesem Samstag im Dorfener Jakobmayer gastiert. Die beiden Frontmänner der Band, Filmmusikkomponist und Gitarrist Gerd Baumann und Bananafishbones-Sänger Sebastian Horn, können auf eine langjährige Musik- und Bühnenerfahrung zurückblicken. Man kennt sie vom Singspiel zur Starkbierprobe auf dem Nockherberg. Baumann hat seit 2013 die Musik fürs Singspiel komponiert, Horn war als Sänger und Musiker dabei. Zudem haben sie bei den Filmmusiken der Niederbayernkrimis "Sau Nummer vier" und "Paradies 505" zusammengearbeitet. Dreivierteltakt und Herzblut, beides ist in ihrem besonderen Musikstil reichlich vorhanden, in dem sich Walzer und Zwiefache, Folk und Klezmer, Rock, Punk und Jazz begegnen.

In ihren Liedern nutzten sie den kraft- und gefühlvollen bayerischen Dialekt für wuchtige Poesie und Seelenansprache und nehmen das Publikum mit in ein Wechselbad der Emotionen. Dreiviertelblut birgt eine gewaltige Sprachpoesie in sich. Denn das Bairische hat die immanente Kraft, Gegensätze von Leben und Tod in Reimen oder knappen Botschaften zu vereinen: Da spannt sich im Lied "Himmeblau" ein ganzer Regenbogen tragischen Elends auf, wenn der verstorbene Geliebte ("Ois is koid") aus dem Grab heraus zurück zu seiner Liebsten will, sich "Kummer" auf "Summer" reimt oder sein Geist spricht: "I will zu ihr, hol di zu mir, dass i net g'frier". In allen Songs bestimmte der Inhalt die Form, der Text findet den Musikstil, der ihn entsprechend transportierte. Ihre "Finsterlieder", auch der Titel ihres zweiten Albums, reichen von melancholischen Stücken wie "Falak" bis zu punkigen Songs wie "Blutsauger". Ein Abend mit Dreiviertelblut verspricht allerdings eine recht fröhliche Party am und im Abgrund zu werden.

Samstag, 9. Dezember, im Jakobmayersaal, Beginn 20 Uhr, Einlass 19 Uhr. Karten bei Ticket Treff Dorfen und an der Abendkasse.

© SZ vom 07.12.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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