Wartenberg:Westen leistet Widerstand

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Wartenbergs Bürgermeister Manfred Ranft ist stolz über die Entwicklung der Gewerbesteuer. Rund 1,5 Millionen Euro werden es in diesem Jahr wohl werden. (Foto: Renate Schmidt)

Kritik aus Pesenlern bei Bürgerversammlung

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Im Markt Wartenberg herrscht Harmonie. Die dort lebenden Menschen haben wenig auszusetzen an der Arbeit im Rathaus, Gemeinderat und Bürgermeister Manfred Ranft (FW). Vielleicht hier ein Fußgängerübergang, dort ein Geh- und Radweg. Den Eindruck hatte man lange in der Bürgerversammlung Donnerstag Abend. Bis der erste Pesenlerner das Mikro ergriff. Von da an wusste man: Ein kleines Dorf im Westen des Gemeindegebiets will sich der Harmonie nicht beugen und leistet Widerstand. Es kämpft gegen den Verkehr durch den Ort, für einen besseren Hochwasserschutz und auch gegen kaputte Gullideckel.

Wartenberg wächst kontinuierlich, wie Bürgermeister Ranft sagte. 5567 Menschen haben dort ihrer Haupt- oder Nebenwohnsitz, 162 mehr als noch im Vorjahr. Darunter auch aktuell 128 Asylbewerber. "Wir haben die 5000er-Grenze mittlerweile deutlich überschritten", sagte Ranft. Bei der Zahl der Flüchtlinge sei Wartenberg aber nun an der Grenze angelangt, sowohl was die Kapazität der Helferkreise betreffe als auch der Wohnmöglichkeiten. "In keiner Gemeinde im Landkreis sind mehr Asylbewerber pro Kopf untergebracht."

"Tendenziell nach unten, wenn auch nicht gravierend, geht es mit den Schulden." Sie sanken von 4,75 Millionen Ende 2014 auf 4,39 Millionen Euro am 31. Dezember 2015. "Sehr stolz" ist Manfred Ranft über die Entwicklung der Gewerbesteuer im Markt. Rund 1,5 Millionen Euro werden es in diesem Jahr wohl werden - der mittlerweile drittgrößte Einnahmeposten nach der Verwaltung (Personalkostenzuschüsse, Pacht und Vermietungen) mit 3,35 Millionen Euro und dem Gemeindeanteil an der Einkommensteuer (3,05 Millionen Euro). Aber es könnte noch mehr werden, da im Gewerbegebiet Thenn fleißig gebaut werde. Trotz guter Zahlen "hängen wir aber noch am Finanztropf des Freistaats", wie der Bürgermeister sagte. Der Markt erhält 634 000 Euro Schlüsselzuweisungen, welche die Marktgemeinde aber auch brauchen kann, da zum Beispiel 2,1 Millionen Euro an Kreisumlage bezahlt werden müssen.

Aber es wird auch kräftig investiert: In die Sanierung des alten Schulhauses, die Gehwege an der Robert-Weiser-Straße wurden vervollständigt, im Gewerbegebiet Thenn Ringstraße sind alle Grundstücke des zweiten Bauabschnitts bereits vergeben, das Baugebiet Wartenberg- West II ist erschlossen, im Baugebiet Ortsmitte an der Strogenstraße wird fleißig gebaut, auch an der Zustorfer Straße werden bald Häuser stehen, wie der Bürgermeister vor und 120 Zuhörern sagte. Zudem habe man die Situation bei starkem Regen an der Thenner Straße verbessert und nebenbei den dortigen Spielplatz aufgewertet. Der Volkstrachtenverein hat am heutigen Samstag Hebauffeier für sein neues Heim, es gibt neue Urnengräber am Friedhof, die Modernisierung der Straßenbeleuchtung laufe, sagt Ranft, der Kreisverkehr am Ortseingang sei gestaltet worden, dund der Netto-Markt habe er vor ein paar Tagen eröffnet.

Recht viel Raum nahmen die Verkehrssituation und die Hochwasser- und Bebauungsplanung für Pesenlern ein. Ranft verteidigte erneut den Abbau des Schildes mit der 7,5-Tonnen-Beschränkung in Pesenlern nach der Sanierung der Straße nach Reichenkirchen ( wir berichteten). Bei der Überschwemmungsproblematik für Pesenlern betonte Ranft, dass es noch keine exakte Planung gebe, er werden aber die Pesenler in einer eigenen Bürgerversammlung informieren.

Als alle bei der abschließenden Aussprache dachten, der Abend würde ruhig enden, weil die Wartenberger keine größeren Probleme quäle, ergriff Rudi Hornauer aus Pesenlern das Wort und warf dem Bürgermeister vor, "absichtlich und vorsätzlich" und ohne Anweisung der Straßenbaubehörde das 7,5-Tonnen-Schild am Ortsgang abgebaut und damit die Ruhe im Ort zerstört zu haben. Seitdem würden die 40-Tonner gefährlich durch Pesenlern donnern und die Straße kaputt machen, deren Sanierung die Anwohner später über die Straßenausbaubeitragssatzung mitzahlen müssten. Hornauer stellte vier Anträge: Sofortiges Wiederaufstellen des Beschränkungsschildes, auch, wenn dadurch vielleicht ein staatlicher Zuschuss von 200 000 Euro zurückbezahlt werden müsse. Zweitens müsse untersucht werden, ob die Ortsstraße baulich überhaupt Schwerlastverkehr vertrage und drittens ob die Einmündung zur Kreisstraße ED2 große Sattelzüge aufnehmen könne. Außerdem soll Bürgermeister Ranft in einer Versammlung den Pesenlern Rede und Antwort stehen. Ranft versprach die vier Anträge im Gemeinderat behandeln zu lassen.

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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