Wartenberg:Streit um Bebauungsdichte

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Die Anwohner wollen gar keine Änderung, die Vorlage sieht an der Straße "Am Spatzenberg" drei Parzellen vor, die CSU will nur zwei

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Seitdem der Wohnungsdruck von Jahr zu Jahr steigt, kommt es regelmäßig in Gemeinde- und Stadträten zur gleichen Diskussion: Wollen wir mehr Wohnraum durch verdichtetes Bauen schaffen, oder soll auf ein "gemäßigtes Wachstum" gesetzt und "ortsangepasst" gebaut werden? Diese Frage spaltete auch den Wartenberger Gemeinderat beim Bebauungsplan "Am Bründlhof". Da der Biergarten der früheren Gastwirtschaft am Bründlhof inzwischen weg ist, gibt es keinen immissionsschutzrechtlichen Grund mehr, dort nicht zu bauen. Dachte man sich zumindest im Rathaus. Bisher waren auf den Grundstücken an der Straße "Am Spatzenberg" ökologische Ausgleichsflächen, ein Spielplatz und öffentliche Stellplätze angelegt. Mit einer Bebauungsplanänderung soll ein Teil der Fläche in Wohnbaugrundstücke umgewandelt werden. Ein anderer Teil soll als Ausgleichsfläche erhalten bleiben. Auch der Spielplatz und die Stellplätze sollen laut der Planung durch den Gemeindearchitekten Franz Pezold erhalten bleiben.

Bei den Nachbarn hob jedoch Protest dagegen an, auch bei einigen Gemeinderäten, die dort keine drei Parzellen, sondern maximal zwei haben wollen. Ein Gespräch, das Bürgermeister Christian Pröbst (CSU) im Vorfeld mit den Anwohnern führen wollte, kam nicht zustande, wie Pröbst sagte. Es sei von der Petitionsverfasserin abgesagt worden.

Pezold erklärte im Gemeinderat, dass er bereits unabhängig von der Petition so wenig Eingriff wie möglich in den Baumbestand eingeplant habe. Natürlich könne es nur einen Kompromiss gegenüber dem ursprünglichen Plan von 1999 geben. Früher seien die Grundstücke zum Beispiel 25 bis 30 Meter tief geplant worden, das sei bei seinem Entwurf mit drei Grundstücken von je rund 460 Quadratmeter für Einfamilienhäuser nicht mehr der Fall. Dass nicht jeder Baum erhalten werden könne, müsse jedem klar sein. Aber es würden einzelne sein, die weichen müssten.

Die Anwohner lehnen indes "jeglichen Eingriff an dieser Stelle" ab, da sich sonst die Wohnqualität massiv verschlechtere. Was Architekt Pezold indes nicht sieht, dass die Verkehrsbelastung durch die neue Bebauung "unzumutbar" werde, wie Anwohner sagen. Drei weitere Einfamilienhäuser wären keine Zumutung.

Auch Bürgermeister Pröbst sagte: "Drei Parzellen können wir vertragen. Und Wohnraum ist knapp." Parteikollege Franz Gerstner (CSU) sah dies anders. In der Fraktionssitzung habe man einen Alternative ausgearbeitet, die vielleicht "die Ängste" der Petitionsunterschreiber berücksichtige. Bebauung ja, aber nur zwei Parzellen zu je 700 Quadratmeter. Das folge unter anderem den vorhandenen Grundstücken, die alle 700 bis 800 Quadratmeter groß seien.

Dominik Rutz (Grüne) kritisierte, dass es in Wartenberg kein Konzept gebe, wie der Markt sich entwickeln wolle. Man habe sich auf ein maximales jährliches Wachstum von ein Prozent geeinigt. Überall würde man aber immer wieder Bebauung planen und frei geben. Es fehle der Überblick. Ihm gehe das mit der Änderung zu schnell und er könne die Anwohner auch verstehen, da es um sehr wertvolle Flächen gehe. Deshalb könne jetzt nicht zustimmen.

Josef Sedlmaier (CSU) plädierte für nur zwei Häusern. "Große Grundstücke passen dort besser" und man könne die Häuser besser und ohne große Eingriffe in den Baumbestand einpassen. In den letzten Jahren habe es dort genügend massive Eingriffe in die Natur gegeben.

Das Wort "Kompromiss" fand Michael Gruber (SPD) falsch in dem Zusammenhang. Es gehe darum, ob man dort eine Bebauung zulasse oder nicht, alles andere sei "eher kosmetische Diskussionen". Er könne Dominik Rutz Bemerkung zur Gemeindeentwicklung verstehen. Es gebe keine Not, dass die Gemeinde ihre Grundstücke kurzfristig "vertickere", lieber sollte man die Wertsteigerung abwarten.

"Das ist Kapital der Gemeinde, das sollte man zum Wohle aller Bürger einsetzen", sagte Eduard Ertl (Neue Mitte). Man sollte möglichst vielen Leuten Wohnraum ermöglichen. "Man kann nicht sagen: Ich bin da, aber jetzt kommt keiner mehr. Wir können uns nicht leisten in die Fläche zu bauen."

Eine Mehrheit sprach sich letztlich dennoch für die Änderung des Bebauungsplans mit drei Parzellen aus und beauftragte die Verwaltung mit der Durchführung des Bauleitplanverfahrens.

© SZ vom 03.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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