Wartenberg:Moralische Sieger

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Der Akt der Namensgebung führt manchmal über Umwege - auch in Wartenberg

Von Wolfgang Schmidt, Wartenberg

Wer würdig ist, einer Straße seinen Namen zu geben, hat in der Regel etwas geleistet für die Kommune, die diese Ehrung verleiht. Manchmal verläuft dieser Akt aber über Umwege oder schlägt ganz fehl, wie sich bei der jüngsten Sitzung des Wartenberger Marktgemeinderats gezeigt hat, wo gleich drei Namensgebungen anstanden.

Zu einer komplizierten Sache gestaltete sich die Benennung einer zukünftigen Straße in "Wartenberg West", die Bürgermeister Manfred Ranft (FWG) gerne dem Maler und Bildhauer Richard Engelmann gewidmet hätte. Nach Christiane Horn wäre die Reihe bildender Künstler in dieser Ecke fortgesetzt worden, begründete Ranft seinen Vorschlag. Franz Gerstner von der CSU wollte eine andere Reihe fortsetzen. Dem Wittelsbacher Ring würde eine Ludwigstraße gut zu Gesicht stehen, fand jetzt wiederum dieser. Die bildenden Künstler würde er eher am Weise-Berg verorten, sagte Gerstner weiter.

Dem hielt Ranft entgegen, dass die Bebauung am Weiseberg abgeschlossen sei - und er außerdem mit seinem Vorschlag eine bestimmte Strategie verfolge. Die von Henry van de Velde geschaffene Sommerresidenz des Bildhauers kümmert vor sich hin, und mit einer Straßenbenennung könne man den halsstarrigen Eigentümer vielleicht moralisch unter Druck setzen, das Anwesen zu renovieren. Ranfts Hintergedanke indes reichte nicht aus, Gerstner umzustimmen.

Bei der Abstimmung gab es jeweils ein Patt, damit waren beide Vorschläge abgelehnt und die Einlassung von Walter Gebhart (FWG), man solle die Straße doch am besten "Straße" nennen, konnte im Saal auch niemand aufheitern. Die allgemeine Ratlosigkeit durchbrach dann Gerstner mit seinem Angebot, die Option "Ludwigstraße" zu einem späteren Zeitpunkt zu ziehen. Also war Engelmann wieder in der Verlosung und erhielt nur noch eine Gegenstimme. Über die Tatsache, dass der Marktgemeinderat mit seinem Verhalten gegen die Regel verstieß, dass eine Abstimmung nicht wiederholt werden kann, sahen alle Beteiligten einfach großzügig hinweg.

Zügiger ging es bei den beiden anderen Namensgebungen zu. Einstimmig einigten sich die Markträte darauf, eine Straße im Gewerbegebiet Thenn Maria-Schweiger-Ring zu taufen. Die ehemalige Wirtin des Gasthauses Schweiger hatte der Gemeinde eine größere Geldsumme vermacht, womit der Markt Wartenberg Sozialwohnungen baute.

Bleibt noch der Fall "Hartingergasse", wie der Fußweg zwischen der Unteren Hauptstraße und der Strogenstraße seit Jahren im Volksmund heißt. CSU-Rätin Isabell Haindl hatte angeregt, diese Kennung jetzt auch offiziell als Adresse festzulegen, zog ihren Vorschlag allerdings zurück. Betroffen wären vier Parteien, zwei waren nach einer Befragung dafür, zwei dagegen. Sie habe das für "eine nette Idee" gehalten, sagte Haindl. Sie könne aber auch gut damit leben, "wenn wir es nicht machen".

© SZ vom 23.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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