Wartenberg:Das Soll schon übererfüllt

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Der Markt Wartenberg sucht jetzt Wohnraum für Flüchtlinge, deren Asylrecht bereits anerkannt ist. Um drohendem Ungemach aus Langenpreising vorzubeugen, schreibt Bürgermeister Ranft an Regierungspräsident Hillenbrand

Von Wolfgang Schmidt, Wartenberg

Während so manche Landkreisgemeinde noch daran bastelt, das vom Landratsamt vorgesehene Kontingent an Flüchtlingen aufzubringen, das bei einer Zahl von 1,5 Prozent der heimischen Bevölkerung liegen soll, denkt man im Markt Wartenberg schon einen Schritt weiter. Dort ist man jetzt auf der Suche nach Wohnraum für Flüchtlinge, deren Asylrecht bereits anerkannt wurde.

In naher Zukunft werden in der 5000-Einwohner-Gemeinde circa 150 Asylbewerber leben. Denn es werden bald noch zwei weitere große Unterkünfte dazu kommen. Das Renk-Anwesen am Marktplatz hat das Landratsamt schon angemietet und der "Siebenbürger" soll minderjährige Flüchtlingen aufnehmen, die dort von den Johannitern betreut werden. Inzwischen wurde im Markt aber bereits das Asylrecht von circa 20 Personen anerkannt. Diese gelten somit als "Fehlbeleger" und müssten die bisherigen Unterkünfte eigentlich verlassen.

Wartenbergs Bürgermeister Manfred Ranft (FWG) traut zwar nach wie vor der Zusage von CSU-Landrat Martin Bayerstorfer, er werde keinen Fehlbeleger auf die Straße schicken. "Das wird sich nicht bis zum St-Nimmerleinstag-Tag durchhalten lassen, wenn von hinten welche nachdrücken", sagt Ranft. Einer drohenden Obdachlosigkeit - dann sind für die Unterbringung die Kommunen zuständig -, will er deshalb selbst aktiv begegnen. Also werden die Wartenberger schon jetzt auf der Homepage der Gemeinde dazu aufgerufen, Wohnungen an anerkannte Asylbewerber zu vermieten. Für den Mietzins gibt es Tabellen und für Wartenberg ist da eine Quadratmetermiete von 7,50 Euro festgesetzt, die vom Jobcenter übernommen wird. Ranft weiß, dass das Landratsamt mehr zahlt. Dagegen stehe aber, dass sich der Vermieter seinen Mieter selbst aussuchen könne - bei der Belegung durch das Landratsamt bestehe keinerlei Mitspracherecht. Ranft sagt, er hoffe, dass der Landrat sein Versprechen zumindest so lange halten könne, bis in Wartenberg der Umbau des Alten Schulhauses in ein Mehrgenerationenhaus abgeschlossen ist. Dort hätten, schätzt Ranft, "bestimmt 40 bis 50 Leute Platz". Das könnte schon im nächsten Jahr der Fall sein.

Noch immer aber könnte auch Ungemach aus Langenpreising drohen. Dort hat zwar der örtliche Gemeinderat die Planungen des Landwirts Alois Angermaier abgelehnt, direkt am Kreisel zwischen Wartenberg und Langenpreising eine Wohnanlage für etwas mehr als 100 Flüchtlinge zu erstellen. Aber damit hat sich das Projekt noch nicht erledigt. Derzeit liegt der entsprechende Bauantrag beim Erdinger Landratsamt, das zum Stand der Dinge derzeit aber keine Auskunft geben will. Selbst wenn auch von dieser Behörde das Projekt abgelehnt werden würde, könnte Angermaier immer noch bei der Regierung von Oberbayern intervenieren.

Dessen eingedenk hat Ranft einen Brief an Regierungspräsident Christoph Hillenbrand geschrieben, in dem er seine Sicht der Dinge schildert und ihn zu einem Besichtigungstermin zusammen mit Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) einlädt. Das Hauptargument des Wartenberger Bürgermeisters ist bekannt. Das betreffende Grundstück befindet sich zwar auf Langenpreisinger Flur, doch bis zum Langenpreisinger Ortskern sind es mehr als zwei Kilometer. Dagegen liegt Wartenberg mit seinen Einkaufszentren gerade einmal 200 Meter weit weg. Ranft warnt vor einer Gettobildung, was auch für Pläne eines Wartenberger Landwirts gelte, der südlich des Marktes ein ähnliches Projekt anstrebe. Ranft sagt, er habe Hillenbrand darauf aufmerksam gemacht, dass die Integrationsbemühungen in den vom Landratsamt angemieteten Gebäuden auf fruchtbaren Boden fielen. Mit der neuen Konstellation aber werde zwangsläufig der Helferkreis überlastet, der jetzt schon am Limit arbeite. Des weiteren seien die Kapazitäten der Kindergärten und der Schule ausgereizt.

Ranft sagt, er habe in dem Schreiben darauf hingewiesen, dass Wartenberg sein Soll schon übererfüllt habe. Sollte aber die zwingende Notwendigkeit bestehen, weitere Flüchtlinge unterbringen zu müssen, würde man die entsprechenden Planungen gerne selbst in die Hand nehmen.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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