Wartenberg:Bittere Klagen vom Hinterhof-Zache

Lesezeit: 2 min

Wirt sieht seine Musikkneipe von Schwarzgastronomen umzingelt. Bei der Polizei liegen keine Erkenntnisse vor

Von Jan-Hendrik Maier, Wartenberg

Zacharias Schönberger sieht seine Wartenberger Musikkneipe "Zum Hinterhof-Zache" in Gefahr. Schuld daran sind aus seiner Sicht die "Schwarzgastronomen" in der Marktgemeinde und dem nahen Umkreis, die ihm die Kundschaft mit billigen Lockangeboten abgraben würden. Eine Ursache dafür sei das absolute Rauchverbot, das seit Juli 2010 in bayerischen Gaststätten herrscht. Die Antwort auf die Frage, wen er denn konkret im Verdacht hat, bleibt Schönberger jedoch schuldig. Der Wirt fordert vielmehr die Verwaltung und Bürgermeister Manfred Ranft (FWG) zum Handeln auf.

Exemplarisch erzählt Schönberger von einem Abend kurz nach dem Volksfest im vergangenen Jahr. Ein "Schwarzwirt" sei in seine damals gut besuchte Kneipe hereingekommen und habe gesagt: "Bei mir ist das Bier billiger, bei mir darf man rauchen." Ein Großteil der Gäste sei dem Ruf gefolgt und Schönberger sei nahezu allein zurückgeblieben. Die Vorwürfe des Wirts gehen noch weiter: "Die zeigen Sky, ohne dafür die Lizenz zu bezahlen, die zahlen keine Steuern und keine Gema." Ein zusätzliches Problem sei fehlender Brandschutz. Wie verheerend das bei einem illegalen Betrieb werden könne, habe schließlich das Inferno von Schneizelreuth im Berchtesgadener Land gezeigt. Sechs Menschen waren am vergangenen Pfingstwochenende in einem unerlaubten Gästehaus ums Leben gekommen, da in dem historischen Gebäude über Jahre hinweg die Brandschutzauflagen missachtet wurden.

Zurück nach Wartenberg. Schönberger hält manche der vermeintlich illegalen Betriebe für "Institutionen, die seit 30 Jahren etabliert sind". Aber wo sich diese konkret befinden? "Da müssen Sie nur an der Tankstelle fragen. Es weiß jeder, wo was ist." Selbst einen Ort nennen will Schönberger aber nicht. Nur so viel: "In der Gegend bauen viele etwas an, zum Beispiel auch in Schupfen." Darin würde dann teilweise "professionell" Gastronomie betrieben.

Der Hinterhof-Wirt ist von den Behörden enttäuscht und wirft ihnen vor, nicht aktiv zu werden, obwohl sie von Vorfällen wüssten. "Wenn man auf Schwarzgastronomie aufmerksam macht und die Polizei vorbeikommt, sagen die, das ist privat und dann kann die Polizei auch nichts mehr machen." Bürgermeister Manfred Ranft bestätigt, dass sich Schönberger bereits bei ihm beschwert habe und er "immer wieder" von schwarz betriebener Gastronomie höre. "Ich habe den betreffenden Personen zugesprochen, sie sollen das doch bleiben lassen." So etwas gehöre sich nicht und bringe die Betroffenen zudem in Schwierigkeiten. Die hätten Ranft wiederum mitgeteilt, die Polizei wäre nach einer Kontrolle zu dem Ergebnis gekommen, es handle sich um geschlossene Gesellschaften oder Privatveranstaltungen. "Wenn die Behörden nichts finden, was dagegen spricht, was soll ich da als Bürgermeister machen", fragt Ranft. "Wir haben keine Möglichkeit einzugreifen."

Nach Angaben von Anton Altmann, dem Chef der Erdinger Polizeiinspektion, habe es im vergangenen Jahr hingegen keine polizeiliche Kontrolle wegen illegaler Gastronomiebetriebe in Wartenberg gegeben und auch derzeit würden keine konkreten Vorwürfe oder Hinweise vorliegen. Die Betreiber des Bergcafés und des Hotel-Restaurants Reiter, Anton Angermaier und Simon Wankerl, wissen nichts von unerlaubten Schank- oder Partystätten in der Marktgemeinde. "Ich habe von den Behauptungen von Herrn Schönberger erfahren, aber konkret von Schwarzgastronomen gehört habe ich nichts", sagt Angermaier.

© SZ vom 02.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: