Vorschlag:Solidarischer Wohnraum

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Die Dorfener Sozialdemokraten propagieren die Gründung einer Genossenschaft in der Stadt

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Dorfener SPD startet eine Initiative für den genossenschaftlichen Wohnungsbau. Auf dem Areal der ehemaligen Dachziegelfabrik Meindl, deren stillgelegte Produktionsanlagen am südlichen Stadtrand derzeit abgerissen werden, soll ein Modellprojekt entwickelt werden. In den kommenden Monaten will die SPD eine Veranstaltung organisieren, bei der sich Interessierte über die praktischen Fragen einer Genossenschaftsgründung informieren können.

Der Dorfener Stadtrat habe "viel zu lange (. . .) eine sehr einseitige Wohnungspolitik betrieben," schreiben die Dorfener Sozialdemokraten in einer Pressemitteilung. Während man in der Stadt vor allem auf den Bau von Einfamilienhäusern gesetzt habe, sei der Bau von Wohnungen vernachlässigt worden. Der große Bedarf an Wohnraum lasse sich jedoch "allein durch Einzel- und Doppelhäuser nicht annähernd decken, da diese Entwicklung viel zu flächenintensiv ist, außerdem gibt es auch eine zunehmende Zahl von Menschen, die sich ein Eigenheim nicht leisten können".

Genossenschaftliches Wohnen schaffe als "Mischform aus Eigentum und Miete Wohnraum zu erschwinglichen Preisen". Zudem sei der Mieterschutz maximal. Genossenschaftsmitglieder haben ein lebenslanges Wohnrecht und müssen keine Kündigung wegen Eigenbedarfs fürchten. Mitglied wird man durch Erwerb eines Genossenschaftsanteils, für eine konkrete Wohnung müssen weitere Anteile eingezahlt werden. Laut der Dorfener SPD koste das alles in allem zwischen 20 000 und 40 000 Euro. Wer auszieht und die Genossenschaft verlässt, bekommt sein Geld wieder.

Die Bewohner zahlen freilich auch eine laufende Miete an die Genossenschaft, mit der diese die Kreditfinanzierung bei der Bank abbezahlt. Sobald das geschehen ist, müssen Mieten aber nur noch den Betrieb, die Instandhaltung und die Abschreibung decken. Davon könnten noch die Kinder der Genossen profitieren, denn Genossenschaftsanteile sind vererbbar. Über alle Angelegenheiten der Genossenschaft entscheiden die Mitglieder gemeinsam, wobei jeder eine Stimme hat. Anders als im Aktienrecht spielt die Zahl der Anteile beim Stimmrecht keine Rolle.

Die Dorfener SPD möchte mit ihrer Genossenschaftsinitiative "all jene ermutigen, die Alternativen zu Einfamilienhaussiedlungen oder den üblichen Bauträgermodellen suchen". Gemeinsam könnten Interessierte ihr Wohnquartier selbst planen. Zum Beispiel: "Wie viel Platz soll es für Kinder geben? Will man Besucherwohnungen, die von allen genutzt werden können? Müssen die Autos vor der Türe stehen oder gibt es Quartiersgaragen? Will man Räume zum Feiern oder Musikmachen? Wie sollen die freien Flächen genutzt werden?"

© SZ vom 04.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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