Vom 1.  Oktober an:Der Reiz einer neuen Aufgabe

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Der Franzose Eric Veulliet wird Präsident der Uni in Weihenstephan

Von Petra Schnirch, Freising

Termin reiht sich an Termin, das Thermometer zeigt über 30 Grad. Auf dem kurzen Weg vom Löwentorgebäude zum Hofgarten bleibt Eric Veulliet alle paar Meter stehen, schüttelt Hände. Jeder möchte den neuen Präsidenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) begrüßen. Der wirkt auch am Abend noch hellwach. Nur zu trinken hätte er jetzt gern etwas. Wie immer bei solchen Anlässen am Weihenstephaner Berg bekommt er neben einem Wasser zum Durstlöschen auch ein Bier aus der eigenen Forschungsbrauerei.

Offiziell tritt der 54-Jährige sein neues Amt Anfang Oktober an. Er ist zum Weihenstephaner Tag nach Freising gekommen, ist derzeit aber noch als Geschäftsführer des Forschungs- und Entwicklungszentrum AlpS in Innsbruck tätig, das sich mit Risiken und Strategien gegen den Klimawandel in Gebirgsräumen befasst. Am grünen Zentrum in Weihenstephan kann er an diese Arbeit nahtlos anknüpfen, auch dort sind die Folgen der Klimaveränderung und der Ausbau regenerativer Energien zentrale Themen.

"Ich bin jemand, der sich extrem für die Natur einsetzt, das ist eine Frage der Verantwortung", sagt Veulliet - ohne mit erhobenem Zeigefinger Schuldige zu suchen. Wichtig ist ihm, Projekte auf den Weg zu bringen, "von denen alle etwas haben": Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Als Beispiel nennt er einen Pilotversuch für das Alpbachtal. Touristiker, Unternehmen und Forscher entwickelten für die Region gemeinsam nachhaltige, energieeffiziente Konzepte. Ziele wie Wohlstand und Wachstum stünden dem nicht entgegen, es gehe nicht um einen Kampf Umwelt gegen Wirtschaft. Antworten auf drängende Fragen in diesem Prozess zu finden, ist für ihn Aufgabe der Hochschulen. Bei diesem Thema werde er richtig emotional, gesteht Veulliet. Das müssten die Professoren den Studenten vermitteln.

Veulliet ist Franzose, aber in Karlsruhe geboren. Dorthin kehrte der Geologe trotz vieler Umzüge immer wieder zurück, auch für seine Promotion. Nach beruflichen Stationen unter anderem in Heidelberg und im Ruhrgebiet zog Veulliet 2002 mit Familie nach Innsbruck. Die drei Kinder sind nun fast alle aus dem Haus, deshalb reizt den 54-Jährigen eine neue Aufgabe. Seine Familie bleibt vorerst in Tirol.

An der HSWT will er das Profil schärfen und die Internationalisierung vorantreiben. Etwa 400 der insgesamt 6300 Studenten kommen aus dem Ausland. Das sei viel zu wenig, sagt der neue Präsident. Sein Ziel liegt bei 20 Prozent, also etwa 1300. Auch Studiengänge auf Englisch hält er für unabdinglich. Außerdem brauche die Hochschule mehr "Kooperationen mit Playern auf der ganzen Welt", um Innovationskraft zu bündeln. Doch nicht nur aus dem Ausland will er mehr junge Leute an die HSWT holen. Bisher kommen etwa zwei Drittel aus einem Umkreis von 100 Kilometer. "Das Potenzial ist viel größer." Ein Problem, das dem im Wege steht und das er derzeit selbst zu spüren bekommt, ist die Wohnungsnot. Bei Vermietern müsse er mehr Unterlagen vorlegen als für seine Bewerbung als Präsident, sagt er und lacht. Für Studenten müsse in Freising unbedingt mehr Wohnraum geschaffen werden.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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