Verkehr:Mehr Tote und mehr Verletzte

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4297 Verkehrsunfälle hat die Polizei im vergangenen Jahr registriert, 7,9 Prozent mehr als im Jahr 2020. (Foto: privat)

Während das Polizeipräsidium Oberbayern Nord für 2021 insgesamt weniger Unfalltote verzeichnet, haben sich im Landkreis Erding gegen den Trend die Zahlen erhöht

Von Gerhard Wilhelm, Erding

"2021 ist neuer Anwärter für das Jahr mit den landesweit wenigsten Verkehrstoten seit Einführung der deutschen Unfallstatistik 1953", schreibt das Polizeipräsidium (PP) Oberbayern Nord als Fazit der Verkehrsbilanz 2021. Ein Bilanz, die für den Landkreis Erding nicht zutrifft. Sieben Unfalltote, das sind vier mehr als 2020, hat es im vergangenen Jahr gegeben. Und auch bei den Verletzten musste eine Steigerung von 6,3 Prozent auf 629 festgestellt werden. Auch hier schlägt der Landkreis aus der Reihe. Im gesamten Gebiet, das das Polizeipräsidium Oberbayern Nord betreut, hat nur der Landkreis Eichstätt mit einem Plus von 6,9 Prozent eine schlechtere Bilanz. Auch bei der Zahl aller Unfälle ist Erding im traurigsten Sinne ganz oben in der Bilanz mit einem Plus von 7,9 Prozent. Nur im Landkreis Ebersberg war der Zuwachs größer (8,1 Prozent).

Dabei, so die Polizei, sei das "motorisierte Verkehrsaufkommen auf den Straßen" in der Zeit der Corona-Pandemie noch nicht wieder auf vor-pandemischem Niveau angekommen. "Auch deshalb ist bei den Verkehrsunfallzahlen bestimmter Verkehrsarten, Zielgruppen und Straßenklassen ein weiterer Rückgang zu beobachten", heißt es in der Verkehrsbilanz 2021 für den Gesamtbereich des Polizeipräsidiums. 4297 Verkehrsunfälle im Landkreis entspricht dem durchschnittlichen Wert der Jahre 2012 bis 2015. Im Vorjahr 2020 waren es 3916 gewesen. Vor allem die Zahl der Unfälle, bei denen die Geschwindigkeit eine Rolle spielte, nahm deutlich zu. Nur 2013 hatte mit 197 zwei Unfälle mehr gegeben als im vergangenen Jahr. 2020 waren es ganze 98. "Der Anteil der Geschwindigkeitsunfälle im Kontext des Gesamtunfallgeschehens bleibt weiterhin hoch. Jeder Fünfte getötete Verkehrsteilnehmende im Bereich des PP Oberbayern Nord kam somit bei einem Geschwindigkeitsunfall ums Leben", heißt es in der Verkehrsbilanz. Mit sieben Toten ist Erding wieder im Bereich der Zahlen von 2018 und 2019 angelangt. 2020 hatte es nur drei Tote bei Verkehrsunfällen gegeben. 2014 und 2016 sind es nach Polizeiangaben im Zehnjahresvergleich mit jeweils 14 Toten doppelt so viele gewesen.

Auch bei den Unfallfluchten hat die Polizei eine Steigerung festgestellt. 651 Fahrer hatten sich 2021 unerlaubt vom Unfallort entfernt, ohne ihren gesetzlichen Auflagen nachzukommen. Im Jahr davor sind es 570 gewesen. Ein Plus von 14,2 Prozent. Im Vergleich dazu nahm die Zahl aller Unfälle um 9,7 Prozent zu.

Besser sieht laut Verkehrsbilanz die Situation bei den Unfällen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss aus. Im ersten Fall sank die Zahl von 58 auf 56 und bei den Drogen, oder anderen "berauschenden Mitteln", von zehn auf zwei. Wobei die Polizei festgestellt hat, dass vor allem an Wochenenden sowie an den Tagen vor arbeitsfreien Feiertagen Unfälle in Zusammenhang mit Alkohol und anderen berauschenden Mitteln passieren. Die Zahl der Schulwegunfälle blieb gegenüber 2020 im Vorjahr mit fünf gleich. Bei Schulwegunfällen handelt es sich laut Definition um Verkehrsunfälle, bei dem Schüler bis zur Vollendung des 15. Lebensjahres auf dem Weg von oder zu einer schulischen Veranstaltung, einer Betreuungseinrichtung oder einem Hort verletzt oder getötet werden. "Glücklicherweise wurde im vergangenen Schuljahr zum sechsten Mal in Folge wieder kein Schüler tödlich verletzt", heißt es Bericht.

Hauptunfallursache Nummer 1 bei den registrierten Verkehrsunfällen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord bleibt nach wie vor der Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren und beim Ein- und Anfahren (18,2 Prozent), gefolgt von ungenügendem Sicherheitsabstand (18,1 Prozent). Als dritthäufigste Unfallursache wurde die Nichtbeachtung der Vorfahrt (11,7 Prozent) festgestellt. Wenn das Tempo eine Rolle spielt, ist nicht angepasstes Fahrverhalten im Hinblick auf die Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnisse sowie den eigenen Fahrfertigkeiten schuld am Unfall.

Der Boom in der Zeit der Corona-Pandemie bei klassischen Fahrrädern und vor allem E-Bikes spiegelt sich laut Polizei auch im Unfallgeschehen wider. So wurden 2021 insgesamt 358 (Vorjahr 313) Unfälle (plus 14,4 Prozent) mit Pedelecs im Präsidiumsgebiet aufgenommen. Hierbei wurden insgesamt 371 (306) Pedelecfahrende verletzt. Im vergangenen Jahr sei aber zum Glück niemand tödlich verletzt worden. 79 Prozent der Unfälle seien von den Pedelecfahrenden selbst verursacht worden.

© SZ vom 22.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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