Vergünstigungen für Familienangehörige:Rausschmiss war rechtens

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Früherer Vorstand des VE München Ost nimmt Einspruch gegen fristlose Kündigung zurück

Von Barbara Mooser, Poing

Der fristlose Rausschmiss des früheren Vorstands des VE München Ost war rechtens: Das ist nun - fast drei Jahre später - endgültig geklärt. Der ehemalige Chef des Unternehmens, das für die Wasserentsorgung in 13 Gemeinden in den Landkreisen Ebersberg, Erding und München zuständig ist und sieben auch mit Trinkwasser versorgt, hat letztlich seinen Einspruch gegen eine Entscheidung des Landgerichts München II zurückgenommen.

Zuvor hatte das Oberlandesgericht dem früheren Vorstand signalisiert, dass er mit seiner Klage keine Aussicht auf Erfolg habe, erläuterte Verwaltungsratschef Piet Mayr am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Er zeigte sich erleichtert, dass es nun endlich einen klaren Schnitt gibt: Die Sache habe das Unternehmen doch sehr belastet, die Stimmung unter den Mitarbeitern habe gelitten, "jetzt sind wir auf einem sehr guten Weg", so Mayr. Ob das Unternehmen noch Schadensersatzansprüche gegen den früheren Vorstand geltend macht, hängt laut Mayr vom Ausgang eines Ermittlungsverfahrens gegen den Ex-Vorstand ab. Die Staatsanwaltschaft München II prüft derzeit noch, ob Anklage wegen Untreue erhoben wird.

Der fristlose Kündigung des Vorstands im März 2015 war Konsequenz eines Berichts des Kommunalen Prüfungsverbands, den der Verwaltungsrat in Auftrag gegeben hatte, nachdem öffentlich eine Reihe von Vorwürfen gegen den Vorstand laut geworden waren. Deutlich geworden war in dem Bericht, dass der frühere Vorstand sich selbst und auch Familienangehörigen etliche Vergünstigungen gegönnt hat. Unter anderem kritisierten die Prüfer unverhältnismäßig teure Investitionen in danach von Familienmitgliedern genutzte Dienstwohnungen, Dienstreisen ohne Anlass und unzulässige Dienstwagennutzung. Grundsätze der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit seien verletzt, berufliche und private Interessen vermischt worden, erläuterte Thilo Kopmann, der das Unternehmen seit November 2015 führt. Wie groß der Schaden ist, der dem VE München Ost dadurch entstanden ist, lasse sich schwer beziffern, so Mayr.

Dass der frühere Vorstand auch unternehmerische Entscheidungen getroffen hat, die kostenträchtige Folgen haben, ist hingegen nicht der Fall, wie Mayr und Kopmann unterstrichen. Das unternehmerische Handeln des früheren Vorstands sei "definitiv nicht ursächlich" für Preiserhöhungen im vergangenen Jahr. Grund sei vielmehr, dass sich der VE München Ost auf das rasche Bevölkerungs- und Gewerbewachstum und auch auf neue Herausforderungen einstellen müsse. Laut Kopmann will man die Kläranlage, die derzeit für 145 000 Einwohner Kapazitäten bietet, so erweitern, dass sie die Abwässer von 175 000 Menschen aufbereiten kann, dazu werden Investitionen von acht bis zehn Millionen Euro nötig. Trinkwasser stellt man derzeit für etwa 70 000 Einwohner zur Verfügung, in einigen Jahren wird man 100 000 versorgen müssen. Neben den beiden bestehenden Brunnen will das Unternehmen daher einen dritten Brunnen bohren und nutzen, allein das könnte laut Mayr bis zu sechs Millionen Euro kosten.

Er selbst, so Kopmann, habe den Wechsel zum VE München Ost nie bereut - trotz "brutal viel Arbeit". Die Arbeit sei eine"tolle Herausforderung", die Zusammenarbeit mit den etwa 90 Mitarbeitern sehr gut. Als Folge der Vorgänge um den früheren Vorstand bemühe man sich nun um größtmögliche Transparenz, so Mayr. "Wir wollen nichts verstecken, wir wollen Antworten geben." Unter anderem gibt es nun Korruptionsrichtlinien und einen Compliance-Beauftragten.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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