Umwelt:Glyphosat auf dem Rückzug

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Gegen den Unkrautvernichter wird schon lange protestiert. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Der umstrittene Unkrautvernichter verschwindet aus den Erdinger Regalen. Nur noch wenige Gartenbesitzer verwenden das Mittel. Zu finden ist es nur noch im Agrarhandel für den Einsatz in der Landwirtschaft

Von Marianne Westenthanner, Erding

Das Mittel Glyphosat ist auf dem Rückzug, zumindest für den Gebrauch im eigenen Garten. Alle großen Baumarktketten wie OBI oder Hagebau haben den umstrittenen Unkrautvernichter mittlerweile aus dem Sortiment gestrichen. Auch im Landkreis Erding werden dafür zunehmend Alternativen zur Unkrautbekämpfung im Garten angeboten.

Die landwirtschaftlichen Lagerhäuser sind vielerorts die letzten Anbieter des Mittels, nicht nur für Landwirte, sondern auch für den Privatgebrauch. Beim Besuch in einer der Filialen findet man Glyphosat erst auf den zweiten Blick: Ein verschlossener Schrank beherbergt Schädlingsbekämpfer und Unkrautvernichter, einige wenige davon enthalten das Mittel. "Für Privatanwender ohne Sachkundenachweis sind von allen Pflanzenschutzmitteln nur Kleinpackungen erhältlich. Wir beraten Kunden, die danach fragen, vor dem Kauf ausführlich und stellen ihnen auch alternative Produkte vor", sagt der Betriebsleiter. Der Einsatz chemischer Mittel sei im Garten, ähnlich wie in der Landwirtschaft, stark reguliert, auch darauf weise er die Kunden stets hin. Es gelte ein generelles Anwendungsverbot für gepflasterte und anderweitig versiegelte Flächen. Wege und Plätze dürften nur mit Genehmigung behandelt werden. Auch der Verkauf des Mittels sei reguliert, das Verkaufspersonal müsse den selben Sachkundenachweis für Pflanzenschutz besitzen wie die Landwirte.

Bei vorschriftsmäßiger Anwendung seien die zugelassenen Mittel weitgehend unbedenklich, so der Filialleiter, der im Lagerhaus auch Pflanzenschutzmittel an die Landwirte der Region verkauft. Die Nachfrage der Privatkunden gehe jedoch spürbar zurück. "Hauptsächlich ältere Kunden, die das Mittel schon seit langer Zeit nutzen und sich nicht umstellen möchten, kaufen noch Glyphosat", sagt er. Die meisten Gartenbesitzer würden mittlerweile zum gasbetriebenen Abflammgerät greifen, das auch zur Anwendung auf dem Pflaster geeignet sei. Die größte Herausforderung beim Verkauf der Mittel ist die Sensibilisierung langjähriger Anwender. "Wer sein Unkraut jahrzehntelang mit großen Mengen Glyphosat behandelt hat, der zeigt jetzt auch wenig Verständnis für die strengen Einschränkungen", erklärt er.

Im Gartencenter Strohmair und Hirsch in Erding findet man bereits seit dem vergangenen Jahr keine glyphosathaltigen Unkrautvernichter mehr. Schon seit Jahren verkaufe er nur das Nötigste an chemischen Pflanzenschutzmitteln, so Geschäftsführer Franz Hirsch. "Wir legen in unserer Gärtnerei Wert auf naturnahe Pflege und Biodünger, da hat Glyphosat keinen Platz", sagt er. Viele der Präparate, die noch vor einigen Jahren frei zum Verkauf standen, seien außerdem gar nicht mehr auf dem Markt. Den Kunden rät er zu alternativen Methoden. Neben den Abflammgeräten werde es bei Gartenbesitzern, die nach einer einfachen und wenig aufwendigen Lösung suchen, auch immer beliebter, Unkraut mit heißem Wasser zu behandeln. Bei starkem Unkrautbefall sei es nach wie vor am effektivsten, die unerwünschten Pflanzen mit der Hand zu jäten, so Hirsch.

Das Herbizid Glyphosat steht seit Längerem in der Kritik, immer wieder werden Spuren davon im Trinkwasser nachgewiesen. 2015 wurde es von der Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft, anders als von diversen andere Organisationen. Im November 2017 verlängerte die EU-Kommission die Zulassung für das Mittel um fünf weitere Jahre.

Anstelle von Glyphosat erhält man Unkrautvernichter wie Round-up nun zunehmend mit anderen Wirkstoffen. Im Onlinesortiment des Gartenmarkts Dehner findet sich beispielsweise Round-up AC, das hauptsächlich aus Essigsäure besteht, auch Pelargonsäure kommt häufig zum Einsatz. Hirsch jedoch rät von der Verwendung chemischer Mittel im Garten ab. "Am besten hat noch immer das gute alte Jäten geholfen, und ein wenig Bewegung schadet auch keinem", schmunzelt er.

© SZ vom 04.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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