Überraschung in Freising:Transgourmet sagt ab

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Logistikunternehmen beklagt fehlende Planungssicherheit

Von Peter Becker, Freising

Transgourmet baut sein Logistikzentrum nicht in Freising. Diese Nachricht ereilte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher am Dienstagmorgen vor der monatlichen Pressekonferenz. Das Unternehmen begründet seinen Rückzieher mit den Unwägbarkeiten, die mit dem Bürgerentscheid am kommenden Sonntag einhergehen. Der Verwaltungsrat von Transgourmet, so heißt es in dem Schreiben an die Stadtverwaltung, sieht die Gefahr, dass die mit Freising vereinbarten Fristen nicht eingehalten werden können und rät davon ab, das Vorhaben weiterzuverfolgen. "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll", rang Eschenbacher nach Worten. Der Bürgerentscheid findet am Sonntag trotzdem statt. Die Stadt will ein für allemal klären, was künftig auf dem Bauabschnitt Clemensänger Ost II geschehen soll.

Einige der Beteiligten seien besorgt, dass die Planungssicherheit nicht mehr gegeben ist, erläutert Kevin Nolte aus der Unternehmenskommunikation von Transgourmet die Entscheidung. "Das Risiko ist einfach zu groß, dass sich Dinge verzögern." Das Unternehmen steht unter Zeitdruck, weil die Nutzung derzeitiger Logistikzentren befristet ist. Selbst wenn der Bürgerentscheid für Transgourmet günstig verlaufen wäre, glaubt der Verwaltungsrat nicht, dass die mit Freising vereinbarten Fristen eingehalten werden könnten. Denn es könnte Klagen gegen den geänderten Bebauungsplan geben, sagte Eschenbacher. Deshalb sähen einige Mitglieder des Verwaltungsrats die Gefahr, die Transgourmet-Kunden nicht mehr versorgen zu können, erläutert Nolte. Auf welchen Standort Transgourmet jetzt ausweichen wolle, dazu lägen ihm keine Informationen vor.

Thomas Wallrabenstein aus der Geschäftsführung von Transgourmet betont ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit dem Stadtrat und der Stadtverwaltung. "Es ist bedauerlich, dass so ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft, Kreativität und Zielorientierung nicht zu dem allseits gewünschten Ergebnis geführt hat", bedauert er. Ein schwacher Trost für die Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Eschenbacher. Der Stadt gehen die 20 Millionen Euro durch die Lappen, die Transgourmet für das Grundstück in den Clemensängern hätte zahlen sollen. "Und das zum Start in die Haushaltssitzungen", sagte Eschenbacher. Die Stadt hatte die 20 Millionen Euro schon fest in die Kalkulation für die Innenstadtsanierung eingerechnet. "So ein Unternehmen wie Transgourmet hätte uns gut getan", bedauerte er.

Den Freisingern bleibt eine Abstimmung darüber, was im Gewerbegebiet Clemensänger geschehen soll, nicht erspart. Es stelle sich die Frage, wie mit den Parzellen am südlichen Stadtrand umgegangen werden soll. Dürfen sich nur kleine Betriebe ansiedeln, wie es der Bebauungsplan ursprünglich vorsieht, oder sollen auch Großunternehmen Platz finden? Eschenbacher plädiert an die Bürger, den Entscheid ernst zu nehmen.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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