Trainingsprogramm:Richtig abbiegen

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Diskus-Olympiasieger Lars Riedel will als Trainer des SV Zukunft auch für Freisinger Jugendliche ein Mentor sein

Von Nora Schumann, Freising

Daniels Beine beginnen leicht zu zittern,eine warme Röte überzieht seine Stirn. "Ja, das muss brennen!", grinst Lars Riedel und dreht den Oberkörper des Achtklässlers noch ein Stück weiter nach hinten. Lars Riedel, Olympiasieger und fünffacher Weltmeister im Diskuswerfen, steht in der achten Klasse der Paul-Gerhardt-Schule in Freising und demonstriert die richtige Grundhaltung vor dem Diskuswurf. Die sportliche Haltung soll dabei eine Brücke zu einer Lebenshaltung bauen. Riedel ist Trainer des gemeinnützigen Vereins SV Zukunft, der heuer ein Trainingsprogramm für die Paul-Gerhardt-Schule und die Mittelschule Neustift anbietet.

Gemeinsam mit Projektleiterin Birgit Mooser-Niefanger üben die Kinder, Verantwortung zu übernehmen, Eigeninitiative zu ergreifen und gut zu kommunizieren. "Wenn euch etwas begeistert, dann zeigt das auch!", fordert Lars Riedel die Jugendlichen auf. Wenn jemand monoton erzähle, dass er gerne Fußball spiele, so langweile das den Zuhörer. Besser sei es, wenn der die Begeisterung des Gegenübers spüren könne.

Das Projekt möchte das Thema Sport mit dem Training von Social Skills verbinden. Riedel ist dabei einer unter vielen prominenten Trainerinnen und Trainern. Der Ablauf ist gegliedert in einen Orientierungsteil, in dem die Schüler üben, sich zu präsentieren, einen Teil mit Input des Sportlers und schließlich einem Transferteil unter dem Motto "Was hat das alles mit mir zu tun?" Die Projektlaufzeit beträgt meist ein Jahr. Im Abstand von drei oder vier Wochen kommt der SV Zukunft in dieser Zeit mit verschiedenen Trainern in die Klassen. Alles läuft auf ein seriöses Auftreten der Schüler und Schülerinnen in einem potenziellen Bewerbungsgespräch hinaus.

Dass das Projekt für die Schulen kostenlos stattfinden kann, ist auch dessen Förderern und Sponsoren zu verdanken. Ganz besonders freut sich Birgit Mooser-Niefanger über die Unterstützung der Agentur für Arbeit und der Freisinger Bank als erstem Freisinger Partner. Der Vorsitzende Reinhard Schwaiger trainiert dann am Dienstag auch fleißig mit den Kindern mit.

Lars Riedel findet sich in den Kindern selbst wieder. Es habe auch in seinem Leben Stationen gegeben, in denen er falsch abbiegen hätte können. Aber er habe das Glück gehabt, immer im richtigen Moment jemanden an der Seite gehabt zu haben, der ihn geleitet habe. Und dann erzählt Riedel in seiner unverstellten Art von einer dieser Stationen, an denen er hätte falsch abbiegen können.

Medikamente habe man ihm, dem 15-jährigen Sportler, damals angeboten, zur schnelleren Regeneration. Riedel, der von seiner Oma "nie Medikamente bekommen" hatte, fragte einen Nachbarn um Rat. Dieser war an Muskelschwund erkrankt und kannte sich "mit allen möglichen Medikamenten" aus. Der Nachbar erklärte Lars Riedel die möglichen Vorteile, aber auch die erheblichen Nebenwirkungen, die das Dopen mit sich bringen würde und überließ ihm die Entscheidung selbst. Lars Riedel entschied sich, die Tabletten heimlich wegzuwerfen.

Ein Mentor möchte Lars Riedel daher für die Kinder sein, um ihnen zu helfen, in der Spur zu bleiben. Birgit Mooser-Niefanger gibt zu bedenken: "Mit 20, 25 Jahren, da erreicht man keinen mehr." Man müsse früh anfangen, den Kindern Selbstvertrauen und Motivation zu vermitteln.

Und die Freisinger Schüler und Schülerinnen selbst? Zum Abschluss darf jedes Kind sagen, was an diesem Tag bewegend war. "Dass Sie uns Mut und Motivation gegeben haben, an unsere Träume zu glauben", sagt Kevin an Lars Riedel gewandt. "Danke für die Begeisterung und Passion, die Sie mitgebracht haben", ergänzt Felicitas.

© SZ vom 12.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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