Die Homepage des Erdinger Tierheims ist voller Fotos. Von vermissten Tieren, über aktuell gefundene, bis hin zu Tieren, die ein neues Zuhause, neue Herrchen und Frauchen suchen. Zum Beispiel die schwarze Kurzhaar-Katze Alexa. Sie kam ins Tierheim, weil ihre Besitzerin gestorben ist. Oder der 15 Monate alte Mischling Snooby, der eine neue Familie sucht, am besten mit Haus und eingezäuntem Garten. "Wir sind gut voll. Grundsätzlich ist die Situation schon schwierig derzeit", sagt Solveig Wanninger, die zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins Erding, der das Tierheim in Kirchasch betreut. Am 22. Juli feiert es sein zehnjähriges Bestehen.
Die zweite Vorsitzende denkt in drei Zeitabschnitten: die Zeit vor der Corona-Pandemie, die Zeit währenddessen und die Zeit danach. Während der Pandemie hätten sich viele Menschen Tiere angeschafft, weil man viel daheim gewesen sei und vielleicht sogar alleine. Jetzt dürfe man wieder alles, zum Beispiel Reisen. "Und da haben wir schon das Gefühl manchmal, dass die Tiere jetzt im Weg umgehen und hinderlich sind." Bei Todesfällen oder schweren Erkrankungen, mit denen man das Tier nicht mehr gut versorgen kann, könne sie natürlich nachvollziehen, dass man ein Tier abgeben muss.
Ordentlich Betrieb herrscht auch bei der Wildtierstation, einer Außenstelle des Tierheims
Was derzeit alles im Tierheim untergebracht ist, da muss Solveig Wanninger weit ausholen: "Wir haben viele Kaninchen, Wellensittiche, die haben wir das ganze Jahr. Jetzt kommen die Katzenbabys. Oft in miserablem Zustand, im Alter von sieben, acht Wochen, bei denen die Augen schon ganz verklebt sind. Sie werden irgendwo einfach ausgesetzt." Ordentlich Betrieb herrsche zudem auch in der Wildtierstation, einer Außenstelle des Tierheims. "Da ist es derzeit ganz heftig, ganz schlimm", sagt Wanninger. Zum Beispiel mit kranken oder verletzten Igeln. Zudem würden viele Vogelkinder bei der zuständigen Kollegin ankommen. Unter anderem Entenküken. "Aber die werden irgendwann, wenn sie durchkommen, ausgewildert."
Katzen sind laut Wanninger eigentlich immer viele da. Leider darunter auch viele ältere, kranke Tiere, die nicht mehr vermittelt werden können. Der Job, zumal ehrenamtlich, sei manchmal nicht einfach zu machen, sagt die zweite Vorsitzende. Zumal, wenn die Mitarbeiter des Tierheims mehr oder weniger erpresst würden, wenn die Drohung im Raum schwebe, dass das Tier alternativ einfach ausgesetzt werde. "Wir können nicht die ganze Welt aufnehmen, aber wir versuchen, zu helfen. Wenn jemand nicht aus dem Landkreis Erding kommt, verweisen wir aber schon an den Tierschutzverein in dem jeweiligen Heimat-Landkreis."
Für die Hunde im Tierheim ist Angelika Schöner zuständig. Auch sie hat keine guten Nachrichten: "Wir sind voll." Dass Hunde abgegeben werden, weil sie plötzlich stören, sei aber seltener der Fall. "Ich mach den Leuten schon klar, rede ihnen ins Gewissen, wenn sie kommen, dass wir voll sind, dass wir die Hunde nur auf die Homepage stellen können, sozusagen als Vermittler auftreten. Bis zur Vermittlung müssen die Besitzer dann eben geduldig sein. Sie haben damals die Verantwortung für das Tier übernommen und müssen nun durchhalten bis es vermittelt ist."
Oft seien Folgekosten ein Grund für die Abgabe. Diese Kosten würden sich wohl manche vorher nicht überlegen. Zur Zeit leben in dem Tierheim mit seinen drei Hütten vier Hunde. Zwei davon habe die Polizei gebracht, wegen schlechter Haltung. Dazu komme ein Hund, der seit zwei Jahren da sei, aber vielleicht bald eine Chance habe, vermittelt zu werden. Aber Schöner hat auch noch welche zuhause: "Junghunde und Welpen."
Die Vorbereitungen für die Feier am 22. Juli laufen auf Hochtouren
Die Mitarbeiter sind aber nicht nur mit der Versorgung zahlreicher Tiere derzeit voll beschäftigt, sondern auch mit einem Jubiläum: Die Vorbereitungen für die Feier am 22. Juli zum zehnjährigen Bestehen laufen auf Hochtouren. Wobei es mit dem Zehnjährigen nicht so exakt stimmt. Eigentlich hätte das Tierheim im Sommer 2013 eröffnet werden sollen. Doch erst im November 2013 war es dann soweit. Das 16 000 Quadratmeter große Grundstück wurde vom Verein 2006 mit Spendengeld vom Tierschutzverein München erworben, der in direkter Nachbarschaft auch einen "Gnadenhof" betreibt. Das Heim ist für Abgabe- und Fundtiere aus dem gesamten Landkreis Erding zuständig. Zehn Jahre vor allem ehrenamtlicher Arbeit sollen nun mit einem großes Sommerfest mit vielen Attraktionen gefeiert werden, sagt Wanninger. "Es ist für uns paar Helfer schon eine große Herausforderung, alles zu organisieren, von den Zelten und Tischen, über Kaffee und Kuchen bis zur Straßenzufahrt."
Das Tierheim ist an der Staatsstraße 2084 zwischen Neumauggen und Kirchasch zu finden, Abzweigung zum Gnadenhof: Am Jagdhaus 3, 85461 Bockhorn. Es ist telefonisch unter 08122/9597500 zu erreichen oder über www.tierschutzverein-erding.de . Das Tierheim ist auf Spenden angewiesen, um den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Auch Tier-Patenschaften helfen dem Verein.