Testversuch:Versuchsweise Tempo 30

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Anwohner wollten für die Erdinger Straße ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen, das ist gescheitert. Nun wird nachts die Geschwindigkeit begrenzt

Von Johann Kirchberger, Freising

Zwar gilt seit gut einem Monat in der Erdinger Straße von 20 bis 6 Uhr eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer. Doch das reicht einigen Anliegern nicht, weil angeblich zu wenig oder gar nicht kontrolliert wird. Einige hatten vor Gericht ein Lastwagen-Durchfahrtsverbot erstreiten wollen. Damit hatten sie zwar keinen Erfolg, das Gericht trug der Stadt Freising aber auf, geeignete Maßnahmen zur Lärmreduzierung zu ergreifen. Die ordnete daraufhin das Tempolimit an, das als Testversuch ein Jahr gelten soll, wie Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher bei der Bürgerversammlung in Lerchenfeld sagte.

"Wir bräuchten bloß eine kleine Spange", meinte einer der Kläger, "dann könnten wir wieder ruhig schlafen". Gemeint hat er damit wohl die vor vier Jahren vom früheren Stadtrat Ernst Berg erfundene Südostumfahrung als Fortsetzung des Südrings, vom Discounter Aldi an der Autobahn entlang bis zur Haggertystraße. Über diese Forderung werde nachgedacht, sagte der OB, schränkte aber ein, dass neue Straßen auch immer zusätzlichen Verkehr anzögen und geprüft werden müsse, was diese Trasse tatsächlich bringe. Sehr viel, glauben einige Lerchenfelder, weil sich jetzt unzählige Autos und Lastwagen über die Erdinger-, die Katharina-Mair- und die Jagdstraße ihren Weg suchten, bei Tag und bei Nacht.

Betroffen vom Verkehrslärm in der Erdinger Straße sind im Wesentlichen die Anlieger ab der Abzweigung Gute-Änger-Straße. "Von Hausnummer 101 bis 127", wie einer rief. Zuvor nämlich parken Autos mal links, mal rechts am Straßenrand, was offensichtlich zur Verkehrsberuhigung beiträgt. Das glauben zumindest die Anlieger der Ismaninger Straße, die sich auch so eine Geschwindigkeitsbeschränkung wünschen. Denn bei ihnen parkt niemand auf der Straße, da gibt es Parkbuchten und die Autos rauschen ungehindert dahin. Ab und zu werde zwar geblitzt, aber immer an derselben Stelle. Warum es denn in Moosburg und Erding möglich sei, Lastwagen aus dem Stadtgebiet herauszuhalten und in Freising nicht, wollte ein Lerchenfelder wissen. Das konnte der OB, der Mühe hatte, die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen, auch nicht so richtig erklären.

Gleiches gilt für die unzureichende oder fehlende Geh- und Radwegeverbindung von der Bäckerei Schweller zur neuen Realschule. "Das müsse er sich noch einmal ansehen", sagte Eschenbacher. Grundsätzlich gebe es zu wenig Radwege, wurde moniert. Eltern seien fast gezwungen ihre Kinder zu den Schulen zu fahren, weil es zu gefährlich sei, zu Fuß zu gehen oder zu radeln. Angesprochen wurde auch der fehlende Geh- und Radweg entlang der Schlüterbrücke. Den vermisse auch er, so der OB, die Brücke sei allerdings Landkreis-Sache, ebenso wie der Turbokreisel zwischen den Kreisstraßen FS 44 und FS 45. Dafür plane die Stadt den Isarsteg Süd, eine Hängebrücke zwischen der Savoyer Au und dem Seilerbrückl. Im nächsten Jahr wolle man in die Detailplanung einsteigen, sagte Eschenbacher, er befürchte aber starken Widerstand seitens der Naturschützer. Und der schlechte Zustand des Radweges an der Erdinger Straße vom Angerbach bis zur Korbinianbrücke? Wird überprüft, versprach der OB. Wann endlich die enge, steile und unschöne Geh- und Radwegunterführung am Bahnposten 15 ausgebaut wird? Da sei man dran, sagte Eschenbacher, aber das gestalte sich schwieriger als gedacht.

Bleibt noch der Bau einer städtischen Wohnanlage neben der Feuerwache II. Rund 100 Wohnungen sollen dort entstehen, nicht nur für einkommensschwache Familien, sondern auch für städtische Bedienstete, "da wir sonst kein Personal mehr für Kindertagesstätten bekommen". So weit so gut, moniert wurde aber, dass diese Wohnblocks vier bis fünf Etagen bekommen sollen und vor allem, dass die Stadt den Stellplatzschlüssel von 1,5 auf 0,8 pro Wohnung senken wolle. Da würden dann alle Straßen zugeparkt, hieß es. Das werde im Zuge eine Bebauungsplanänderung geprüft, so der OB.

Immerhin erhielt er Beifall für sein Versprechen, dass im Gewerbegebiet Clemensänger, dort wo sich einst Transgourmet ansiedeln wollte, trotz entsprechender Anfragen keine Logistikfirma zum Zuge kommen werde. Es zeichne sich eine Lösung ab, sagte er, die wenig Verkehr erzeugt.

© SZ vom 11.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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