Taufkirchen:Fahrrad und Gemeindebus haben Potenzial

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Der gelbe Gemeindebus genießt ein hohes Ansehen in Taufkirchen, obwohl vor allem viele jüngere Bürger noch nicht realisiert haben, dass die Benutzung seit Anfang des Jahres kostenlos ist. Das sollte man stärker kommunizieren, sagen die Verkehrsplaner. (Foto: Renate Schmidt)

Verkehrsplaner stellen Ergebnisse einer Bürgerbefragung zum Mobilitätskonzept vor. Die Befragung erfolgte während des Höhepunkts der Corona-Krise, als viele auf das Auto verzichteten

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Taufkirchen arbeitet an einem Mobilitätskonzept. Bereits im Herbst vergangenen Jahres haben Workshops eine Bestandsaufnahme erstellt, nun waren die Bürger noch mal an der Reihe: 2400 Fragebögen hat das Planungsbüro Obermeyer an die Taufkirchener geschickt, 565 komplett ausgefüllte Interviews kamen zurück. Die Ergebnisse sind für die weiteren Schritte sehr aufschlussreich, weil sie nicht nur die alltägliche Mobilität abbilden, sondern auch die Veränderungen, die sich während der Coronakrise im Verkehrsverhalten ergeben haben.

Viele Taufkirchener waren auf dem Höhepunkt der Corona-Krise in Kurzarbeit oder im Home-Office und die Autos standen in der Garage. Die Nutzung des Pkw als Fahrer oder Mitfahrer sank in dieser Zeit um 30 Prozent. Gleichzeitig wurden Fuß- und Radwege viel stärker genutzt: Der Fußgängeranteil stieg um 31 Prozent, 23 Prozent waren es bei den Radfahren und vier beim E-Bike. Mit Rädern und Pedelecs sind die Taufkirchener bestens ausgerüstet, was wohl nicht zuletzt auf einen ortsansässigen Fahrradhandel mit einem hervorragendem Ruf zu tun hat. 87 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage verfügen über ein verkehrstaugliches Fahrrad und 18 Prozent über ein E-Bike. Letzteres ist ein enorm hoher Wert. Die Teilnehmer gaben überwiegend an, dass die Radwege in Taufkirchen in einem guten Zustand seien und man auch die Städte und Gemeinden in der Umgebung gut mit dem Fahrrad erreichen könne. Die Verkehrsplaner sehen daher ein deutliches Potenzial, das man mit einem weiteren Ausbau des Radwegenetzes und mit hochwertigen, überdachten Fahrradabstellplätzen mit E-Bike-Ladestationen flankieren sollte.

Neben dem Radwegenetz erhielt auch der Gemeindebus sehr positive Bewertungen, obwohl die Nutzerzahlen nicht allzu hoch sind. Außerdem wussten lediglich 68 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage, dass die Benutzung seit Anfang des Jahres kostenlos ist. 66 Prozent waren der Auffassung, dass das derzeitige Angebot des Gemeindebusses ausreichend sei, es gab jedoch auch Wünsche, dass der Gemeindebus die Außenbereiche ebenfalls bedienen sollte und dass er morgens früher starten sollte, damit ihn auch Schulkinder nutzen könnten. Die Verkehrsplaner sahen auch beim Gemeindebus Potenzial: Man müsste das kostenlose Angebot stärker kommunizieren, vor allem Jüngere hätten davon bislang nichts gewusst. Auch die Anregungen hinsichtlich der Schulkinder und der Außenbereiche sollte man im Rahmen des Mobilitätskonzepts erörtern.

Kritik gab es vor allem hinsichtlich des hohen Verkehrsaufkommens mit den sich kreuzenden zwei Bundesstraßen in der Ortsmitte und der ungenügenden Anbindung an den ÖPNV. Viele Teilnehmer wünschten sich eine bessere Busanbindung nach Landshut und nach Dorfen, wobei auch Rufbusse erwähnt wurden. Außerdem sind auch viele Taufkirchener der Auffassung, dass die Bahnlinie von Dorfen nach München in das MVV-Gebiet aufgenommen werden sollte. Hinsichtlich des hohen Verkehrsaufkommens im Ortskern hoffen die Taufkirchener auf den baldigen Baubeginn der B 388-Umgehungsstraße.

Bernhard Sinseder (CSU) hielt diese Ergebnisse nicht für überraschend; "die Brennpunkte sind bekannt", sagte er. Jetzt müsse die Arbeit an Verbesserungen beginnen. Verkehrsplaner Helmuth Ammerl sagte, die nächsten Schritte seien bereits in Vorbereitung: Als Nächstes sollen Interviews mit relevanten Akteuren erfolgen wie dem Seniorenbeirat, der Verkehrswacht, der Klinik sowie anderen großen Arbeitgebern und den Busbetrieben. Im Herbst sind weitere Workshops geplant und danach eine Klausurtagung des Gemeinderats. Mit einer Fertigstellung des Konzepts sei Ende Mai geplant, sagte Ammerl. Die Ergebnisse der Bürgerbefragung sollen in Kürze auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht werden.

© SZ vom 02.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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