Taufkirchen:Eine letzte Verneigung

Lesezeit: 2 min

Wegen der Corona-Pandemie war die Zahl derer, die zur Beerdigung gekommen waren, überschaubar groß. (Foto: Renate Schmidt)

Familie und Weggefährten erweisen dem Menschen und Kommunalpolitiker Manfred Becker die letzte Ehre

Von Philipp Schmitt, Taufkirchen

"Er hat mit Weitsicht, Mut und Tatkraft kommunale Politik gemacht. Ich verneige mich vor Manfred Becker und vor dem, was er für unseren Landkreis und die CSU geleistet hat", sagte Landrat Martin Bayerstorfer in seiner Ansprache bei Beckers Beerdigung am Mittwoch in Taufkirchen. Der vielfach ausgezeichnete Ehrenringträger des Landkreises war am vergangenen Samstag im Alter von 86 Jahren gestorben. Viele Weggefährten wie der Erdinger Altlandrat und frühere stellvertretende Ministerpräsident Hans Zehetmair, der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz, Jakob Schwimmer und Beckers Nachfolger als CSU-Kreistags-Fraktionssprecher Thomas Bauer waren trotz der Corona-Pandemie zur Beerdigung gekommen. Übervoll war es auf dem Taufkirchener Friedhof aber nicht. In normalen Zeiten hätten sicher viel mehr Menschen Manfred Becker die letzte Ehre erwiesen.

"Manfred Becker war eine herausragende Persönlichkeit im Landkreis", betonte Bayerstorfer. Der geborene Augsburger, der 1968 als Himolla-Geschäftsführer nach Taufkirchen gekommen war, habe in der Gemeinde und in der Erdinger CSU "unglaublich schnell Fuß gefasst". Vor allem mit Zehetmair und Altlandrat Xaver Bauer, aber auch später mit ihm selbst sei Becker freundschaftlich verbunden gewesen, sagte Bayerstorfer. Politisch habe er an "unglaublich vielen Entscheidungen mit gewirkt", seit er 1972 erstmals in den Kreistag gewählt worden war. Zunächst war er stellvertretender CSU-Fraktionsvorsitzender, dann aber 36 Jahre lang unumstrittener Chef der Fraktion. "Eine unglaublich lange Zeit", sagte Bayerstorfer. Manfred Becker engagierte sich an entscheidenden Stellen auch als Verwaltungsrat für die Krankenhäuser, die Lebenshilfe und die Fischers-Wohltätigkeitsstiftung. In kultureller Sicht war ihm die Erdinger Philharmonie eine Herzensangelegenheit, er war Gründer und Vorsitzender des Fördervereins.

Als "einen fähigen Macher, der sein ganzes Leben lang Manager war", bezeichnete der Pfarrer den Verstorbenen. Die Bombardierung Augsburgs habe ihn als Kind sehr mitgenommen. Später traf ihn der Tod seiner Ehefrau 2014 und einer Tochter im Jahr darauf hart. Freuen konnte er sich aber bis zuletzt über die Enkel und den Urenkel Jakob. Seit seiner Pensionierung 2000 hatte er nach einem intensiven Berufsleben und dem politisch-kulturellem Engagement endlich mehr Zeit für die Familie. Becker war auch als Handelsrichter, in der IHK, im Verwaltungsrat der Kreissparkasse und in Verbänden aktiv. Er hatte viele Funktionen inne und wurde mit Ehrungen und Auszeichnungen für sein Engagement fast schon überhäuft.

"Er war ein strenger, zielorientierter, sehr erfolgreicher Fraktionsvorsitzender", erinnerte sich Jakob Schwimmer, ein jahrzehntelanger politischer Weggefährte. Becker prägte als gewiefter Strippenzieher im Hintergrund die Erdinger CSU, er war ein politisches Urgestein, gehörte aufgrund seiner Managerqualitäten jahrzehntelang dem engsten Machtzirkel der Christsozialen an. Als er 1972 Kreistagsmitglied wurde, dominierte im Landkreis noch die Bayernpartei mit Landrat Simon Weinhuber - die CSU musste sich erst formieren. Hans Zehetmair verlor zunächst die Landratswahl knapp und wurde erst im zweiten Anlauf Landrat. Becker war seit 1975 sein Chefstratege und wichtiger Berater.

"Wir konnten einiges bewegen", sagte Becker vor einigen Jahren der SZ Erding. In seiner Zeit als Fraktionschef hat sich der Landkreis in der Tat rasant verändert: Als weiterführende Schulen gebaut und die Krankenhäuser und die Infrastruktur weiter entwickelt wurden, war es stets Becker, der die Weichen für die Zukunft mit strategischem Gespür stellte. Seine lange politische Karriere als Erdinger CSU-Fraktionssprecher beendete er 2009, blieb aber auch danach stets politisch interessiert.

Becker machte in seiner Heimatstadt Augsburg zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann und studierte anschließend in München und Nürnberg Betriebswirtschaft. Von 1968 bis 1986 war er einer der beiden Geschäftsführer bei Himolla in Taufkirchen. Danach war er Manager bei den Moralt-Türenwerken in Öttingen und von 1995 an Vorstandsmitglied der Pfleiderer AG in Neumarkt. Er ist Träger des 1955 vom Kreistag gestifteten Ehrenrings des Landkreises, den nur zwölf lebende Personen tragen dürfen. Er war zudem Träger des Ehrenrings der Stadt Öttingen und Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse. "Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet", sagte Bayerstorfer über einen sehr engagierten politisch-kulturellen Akteur und eine herausragende Persönlichkeit des Landkreises.

© SZ vom 29.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: