Taufkirchen:Die Luft ist rein

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Die Gemeinde Taufkirchen schafft mobile Geräte für ihre Schulen an

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Rektor Adi Geier hätte eigentlich allen Grund zur Klage: Corona, Umzug in Container, ein Kaltstart nach vier Wochen Weihnachtsferien und dann auch noch der Lärm der Baumaschinen, weil das bisherige Gebäude der Mittelschule Taufkirchen abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird. Aber für Geier ist das alles nur "ein bissl Staub und manchmal wird es auch ein bissl lauter". Bei der offiziellen Übergabe der neuen Luftfilter an die Klassen der Mittelschule betont er, dass der Unterricht "eigentlich schmerzfrei" laufe, und "den Umständen entsprechend sogar gut".

Bürgermeister Stefan Haberl (CSU) nutzte den Besuch in der Schule auch dazu, sich über den Fortschritt der Abbrucharbeiten zu informieren. Die oberirdischen Abbrucharbeiten sind weitestgehend abgeschlossen, sagte Frank Kneffel von der Firma Wipflerplan. Aktuell werden die Fundamente von zwei Baggern zerlegt. An einem ist ein großer Bohrmeißel montiert, der zweite baggert den Abraum aus der Baugrube. Diese unterirdischen Abbrucharbeiten sollen bis Mitte März abgeschlossen sein. Parallel dazu werden Bohrpfähle bis zu zehn Meter tief in das Erdreich einbetoniert, die die Baugrube sichern sollen. Die Baugrube soll bis 23. April abgeschlossen sein. Im Anschluss beginnen die Bauhauptarbeiten und darauf folgen sukzessive weitere Gewerke. Das Schulgebäude soll bis Juli 2023 fertiggestellt sein. Dieser Neubau mit einer neuen Mehrzeckturnhalle ist das teuerste Projekt, das die Gemeinde Taufkirchen jemals in Angriff genommen hat. Es wird auf rund 33 Millionen Euro veranschlagt. Bei dem alten Gebäude sowie der Turnhalle kam man um einen Abriss und Neubau nicht herum. Die alte Bausubstanz stammte aus dem 1960er Jahren, war völlig marode und der Brandschutz war nach heutigen Maßstäben völlig unzureichend.

Frank Kneffel sagte, laut aktuellem Stand gebe es keine zeitliche Verzögerung, man werde die Termine einhalten können. Außerdem bewege man sich auch bei den Kosten innerhalb der veranschlagten Summen. Bürgermeister Haberl bedankte sich auch bei der Nachbarschaft des Baugeländes für ihr Verständnis: Es habe noch keine "nennenswerte Beschwerden" gegeben und dass so eine große Baustelle nicht geräuschlos laufe, sei auch völlig klar.

In den Schulcontainern betonte anschließend Rektor Adi Geier bei der Übergabe der Luftreinigungsgeräte, dass der oftmals in den Medien verbreitete Eindruck, wonach die Schulen völlig überlastet seien, seines Erachtens nicht zutreffe: "Es kann nicht zu 100 Prozent gleich laufen wie sonst, aber man muss auch ein wenig Dampf aus dieser Diskussion rausnehmen", sagte Geier. Die Notbetreuung in den Containern laufe auf kleiner Flamme, lediglich drei bis fünf Kinder aus verschiedenen Jahrgangsstufen würden in der Schule unterrichtet und seien dabei in den Digitalunterricht eingebunden. Man benutze MS Teams und den Schulmanager, Mebis jedoch nicht. Die Lehrer würden von Zuhause und von der Schule aus arbeiten, es gebe auch tägliche Videokonferenzen mit je einer Jahrgangsstufe. Dass die Technik auch schon mal kurzfristig ausgefallen sei, komme vor, halte sich aber in Grenzen. Die Schule habe 20 bis 25 Leihgeräte an die Schüler ausgegeben, weitere Geräte habe man noch in Reserve. Bisher habe er noch keine negative Rückmeldung von den Eltern erhalten. Sogar mit den lärmenden Baggerfahrern ist er im Reinen: Wenn sie den Unterricht stören, rede er mit den Fahrern und bitte sie 30 Meter weiter entfernt zu arbeiten. Das klappe.

Damit die Schule auch gewappnet ist, wenn wieder mehr Präsenzunterricht stattfinden soll, hat die Gemeinde Raumluftfilter angeschafft. Im C-Bau wurde zudem auch die Lüftung optimiert. Fünf hochwertige Luftreinigungsgeräte, die überraschend leise laufen, sind bereits im Einsatz. Weitere fünf Stück sollen für die Mittelschule angeschafft werden sowie acht Stück für die Grundschule Taufkirchen. Die Gemeinde Taufkirchen hat HEPA-Reinraumfilter der Klasse H14 mit 99,995 Prozent Abscheidung gekauft - diese seien noch leistungsfähiger, als die Mindestanforderungen des Ministeriums. Zudem sind 50 Stück CO₂-Ampeln für die Grundschulen Taufkirchen und Moosen und für die Mittelschule zum Stückpreis von 100 Euro bereits bestellt worden.

Die Reinraumfilter können die Luft in einem Klassenzimmer pro Stunde etwa vier bis fünf mal reinigen. Zusätzliches UV-C Licht zerstöre dabei Viren und Bakterien. Die Lautstärke beträgt im stärksten Modus 60 dbA statt 70 dbA und ist selbst dann noch relativ leise. Wenn der Regler nicht auf Anschlag steht, hört man zwischen 20 und 60 dbA. Die Geräte gelten als wartungsarm und seien sparsam im Energieverbrauch. Für Rektor Geier kommen die Geräte gerade recht. Nach seinen Beobachtungen würden vor allem die jüngeren Schüler das ständige Lüften und die damit einhergehende dicke Bekleidung im Klassenzimmer als störend empfinden. Bürgermeister Haberl sprach von "einem Stück Normalität", die man hoffentlich bald wieder habe, wenn man in den Wechsel- oder Vollunterricht gehe.

© SZ vom 14.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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