Taufkirchen:Check-Up für den Katastrophenfall

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In Taufkirchen bereitet sich ein runder Tisch auf eventuelle Wetterextreme begleitet von einem Stromausfall vor. Bei einem solchen Worst-Case-Szenario wären noch etliche Fragen offen, die nun beantwortet werden sollen

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Die Gemeinde Taufkirchen erstellt derzeit einen Check-Up für den Katastrophenfall. Der Blick richtet sich dabei insbesondere auf mögliche Wetterextreme wie Sturzfluten, Hochwasser oder extreme Schneefälle. Solche Wetterlagen können auch einen Stromausfall mit sich bringen, was sehr weit reichende Folgen sowohl für die Betroffenen als auch für die Einsatzkräfte hätte. Aktuell sondieren die Beteiligten, wie die Notfallplanung aktualisiert werden muss, damit man im Fall der Fälle möglichst wenig böse Überraschungen erlebt.

Auch Gemeinden, die in der Vergangenheit relativ glimpflich bei Hochwassergefahr davon gekommen sind, müssen sich mehr und mehr Gedanken machen, wie sie sich auf solche Situationen einstellen. Denn es sind nicht nur die Wetterextreme allein, die die Gefahr verschärfen. Als in den 1970er Jahren die Flurbereinigungen gemacht wurden, verschwanden kleine Gräben und Bacherl. Im Rahmen der Monokulturen wurden immer schwerere Maschinen eingesetzt, die den Boden verdichten und weniger Wasseraufnahme ermöglichen. Auch in den Siedlungen ist immer weniger Wasseraufnahme möglich: Wo früher auf einem 800 oder 900 Quadratmeter großen Grundstück ein Einfamilienhaus stand, werden mittlerweile immer mehr Mehrfamilienhäuser mit zahlreichen Stellplätzen errichtet, weil der Zuzug dies erfordert. Aber das kann bei Starkregen auch zu Sturzbächen führen, die vormals sichere Bereiche überspülen.

Dem Taufkirchener Kreisbrandinspektor Richard Obermaier lassen solche Szenarien keine Ruhe. Er hat bereits vor dem Hochwasser, das Ende August den Dorfener Ortsteil Oberdorfen überschwemmte und wo dann der Katastrophenfall ausgerufen wurde, Taufkirchens Bürgermeister Stefan Haberl (CSU) für einen runden Tisch gewonnen. Dabei sollten Gemeindeverwaltung, Feuerwehr, DLRG und Rotes Kreuz erörtern, wie man im Fall einer Katastrophe in der Gemeinde reagieren müsse und welche Vorkehrungen bereits jetzt getroffen werden müssen. Bei diesem Szenario sollte auch der Fall berücksichtigt werden, dass ein Stromausfall zu den Begleiterscheinungen gehören kann.

Denn das ist eine sehr realistische Annahme, das haben die Sturzfluten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz am 14. Juli dieses Jahres gezeigt. Der Digitalfunk fiel in vielen betroffenen Landkreisen mehrere Tage aus, Polizei und Feuerwehr mussten ihre alte Analogtechnik entstauben und reaktivieren. Handys konnten nicht mehr aufgeladen werden, auch über Fernsehen und Radio konnte man die Betroffenen nicht über Verhaltensmaßnahmen informieren. Die Mobilität war eingeschränkt, weil nur noch Tankstellen mit Notstromaggregaten funktionierten und Einkaufen war ebenfalls nicht möglich, weil an den Kassen die Displays schwarz blieben. Im Winter käme noch dazu, dass Heizungen ausfallen würden.

Bei diesem runden Tisch haben die Beteiligten dann solche Überlegungen diskutiert. Es gibt zwar bereits einen Katastrophenplan, aber der ist bereits einige Jahre alt und soll nun aktualisiert werden. Denn es gibt dazu noch etliche wichtige Fragen. So muss geklärt werden, wie die Notfallpläne der Altenheime aussehen, auch zu den Tankstellen muss ein Update hinsichtlich der Notstromaggregate erfolgen. Ferner muss im Falle einer Katastrophe mit Stromausfall ersichtlich sein, welche Personen privat in der Gemeinde dauerbeatmet werden müssen. Und dann stellt sich beispielsweise auch die Frage nach Notfallunterkünften. Denn die relativ große Turnhalle der Grund- und Mittelschule wurde erst kürzlich wegen des Neubaus abgerissen. Ob die kleinere der Realschule reicht, hängt von der Zahl der Betroffenen ab. Nicht zuletzt will man sich auch mit dem kbo-Klinikum besser abstimmen. Man geht zwar davon aus, dass sie ein eigenes Notfallkonzept hat, aber Detailkenntnisse dazu seien hilfreich. "Jeder hat seine Hausaufgaben bekommen", sagte Obermaier. Nun müsse man das nacharbeiten, was sich geändert habe.

Bürgermeister Haberl sagte, dass man neben dem konzeptionellen Hochwasserschutz mit Schutzmauern und Rückhaltebecken trotzdem für den Katastrophenfall gerüstet sein müsse, weil es keinen 100-prozentigen Schutz gebe. "Sturzfluten sind beispielsweise viel schwieriger zu bewerkstelligen als alles andere." Zudem habe man bei dem Gespräch festgestellt, dass man bei der technischen Ausstattung mit Notstromaggregaten etwas unterversorgt sei. Bis zum nächsten Treffen der Runde sollen nun die noch offenen Fragen geklärt werden. Für die weitere Aktualisierung wolle man sich künftig ein- bis zweimal im Jahr treffen.

© SZ vom 08.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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