Talentiade 2019:Die Überfliegerin

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Annalena Hennig aus Eichenried ist Cheerleaderin in der Nationalmannschaft. Die 17-jährige Schülerin kennt beim Trainieren keine Pausen. 52 Rückwärtssaltos am Stück schafft sie aus dem Stand. Gerne lässt sie sich auch bei Auftritten von den Kolleginnen durch die Luft wirbeln

Von Anna-Lena Klingenstein, Erding

Egal ob Flick Flack, Salto oder Schraube: Annalena Hennig weiß nicht, welche Übung ihr mehr Spaß macht. Die 17-jährige Schülerin aus Eichenried im Landkreis Erding ist Cheerleaderin in der deutschen Nationalmannschaft. Trotz zahlreicher blauer Flecken gefällt es ihr, Cheerleader zu sein.

Seit Annalena vier Jahre alt ist begeistert sie sich für Sport, angefangen mit Leistungsturnen beim TSV Unterföhring über Sportaerobic bis hin zum Cheerleading. Im Sportaerobic-Nationalkader konnte sie sich gleich vier Mal den Titel der Bayerischen Meisterin sichern. Immer auf der Suche nach einer neuen Herausforderung stieß Annalena auf ihre persönliche Lieblingssportart: Dem Cheerleading. Vor allem der Teamgeist begeistere sie: "Wir sind wie eine große Familie. Jeder mag jeden. Jeder unterstützt jeden." Seit zwei Jahren trainiert sie drei bis vier Mal wöchentlich bei den Munich Cheer Allstars. Dass Annalena zu den Besten gehört, bemerkten auch die Trainer. Bei einem Cheerleader-Wettkampf schlug ihr ein Trainer vor, sich für den Nationalkader zu bewerben - mit Erfolg. Gemeinsam mit der deutschen Nationalmannschaft flog sie im April dieses Jahres nach Florida, um bei der Cheerleader Weltmeisterschaft ihr Können unter Beweis zu stellen.

Ein Foto von der Weltmeisterschaft in Florida im April dieses Jahres. (Foto: Privat)

Wo andere sich für eine Funktion im Team entscheiden, übernimmt Annalena lieber drei: So fängt sie als Teil der "Base" die umherwirbelnden "Flyer" auf und lässt sich selbst auch als solcher in die Luft werfen. Die Rolle als Turnerin am Boden übernimmt sie ebenfalls gerne. "Ich bin eine Allrounderin", sagt sie.

Wenn die Schülerin nicht gerade durch die Luft gewirbelt wird, tanzt sie seit elf Jahren zu Faschingszeiten in Erding als Tanzmariechen. Außerdem betreibt sie Gardesport und reitet nebenbei. "Und dann trainiere ich jeden Tag zuhause noch für mich selbst." Das Gefühl, mal keine Lust auf Sport zu haben, kennt Annalena nicht. Im Gegenteil: "Ich habe eher Phasen, in denen ich übermotiviert bin." Dann kann es auch schon mal zwölf Uhr in der Nacht werden, bis Annalena ihr Training beendet. Mutter Katrin versucht ihre Tochter dann zu bremsen und zu einer Pause zu bewegen, "aber Pausen gibt es bei mir nicht", sagt Annalena.

Angst vor Verletzungen kennt Annalena genauso wenig wie Pausen. Sie vertraue da ihren Teamkolleginnen voll und ganz: "Die fangen einen ja wieder auf." Bisher hat Annalena immer Glück gehabt, dennoch sei es für sie normal geworden, "im Training auch mal eine ins Gesicht zu bekommen." Mama Katrin könne sich an keinen Sport erinnern, bei dem ihre Tochter mit so vielen blauen Flecken nach Hause gekommen ist: "Gerade am Anfang, wenn Annalena in die Luft geworfen wurde, wurde sie fest an den Oberarmen gepackt." Annalena habe sich mittlerweile aber daran gewöhnt.

52 Rückwärtssaltos schafft Annalena aus dem Stand

Die meisten Übungen hat sich Annalena selbst beigebracht. Beim Turnen habe sie zwar die Grundsachen gelernt wie Räder schlagen oder Flick Flacks machen. In einer einjährigen Sportaerobic-Auszeit habe sie es sich zum Ziel gesetzt, sich "richtig gut" Turnen beizubringen: "Ich habe mir eine Turnmatte zusammengespart und jeden Tag stundenlang trainiert." Das Ergebnis: Strecksalto, Rückwärtssalto, Schraube.

Cheerleaderin Annalena Hennig (rechts) gehört zur deutschen Nationalmannschaft. Die 17-Jährige aus Eichenried ist eine Allrounderin. (Foto: Privat)

Gleich 52 Rückwärtssaltos schaffe sie aus dem Stand, und das völlig schwindelfrei. In zwei Jahren macht Annalena am Korbinian-Aigner-Gymnasium in Erding ihr Abitur. Ihre vielen Trainingseinheiten stehen ihr dabei nicht im Weg: "Das geht schon irgendwie, ich komme meistens nach der Schule heim und trainiere oder mache, worauf ich gerade Lust habe", sagte sie, "und nach dem Training lerne ich dann und mache meine Hausaufgaben". Was sie nach dem Abitur macht, wisse sie noch nicht. Eines sei aber jetzt schon sicher: "Auf alle Fälle etwas mit Sport."

Mit der Talentiade 2019 prämiert die Süddeutsche Zeitung zum zehnten Mal die Leistung von Sporttalenten (bis Jahrgang 2000) aus München und der Region sowie die Nachwuchsarbeit ihrer Vereine. Wir suchen deshalb junge Sportlerinnen und Sportler, die in den letzten beiden Jahren - unabhängig von Sportart oder Titeln - sportliches Engagement gezeigt haben. Vergeben werden unter anderem neun Förderpreise à 1500 Euro. Bewerbungen und Vorschläge bis 18. Juni unter sz.de/talentiade2019.

© SZ vom 04.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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