Steinhöring:Verursacher im Fokus

Lesezeit: 2 min

Sechs Wochen lang soll nun intensiv gesucht werden, woher der mysteriöse Brummton in Steinhöring kommt

Von Carolin Fries, Steinhöring

Mit einem Brief will die Gemeinde Steinhöring die Sprecher der Brummton-Geschädigten über die finanzielle Beteiligung an einem weiteren Gutachten zur Ursachensuche informieren. Der Steinhöringer Gemeinderat kam zu dem Schluss, dass die Betroffenen ein Viertel der Kosten tragen solle. Dass die Gemeinde die Bürger finanziell an der Suche nach der Ursache des mysteriösen Brummtons beteiligen will, unter dem seit Jahren zunehmend mehr Menschen leiden, ist laut Bürgermeister Alois Hofstetter (CSU) auf Zustimmung wie auf Ablehnung getroffen. "Es gab Leute, die gesagt haben, sie zahlen auch 500 Euro, wenn es dann was bringt", erzählt er. Andere wiederum hätten die Solidarität der Gemeinde in Zweifel gezogen, die sich ebenfalls mit 25 Prozent an den Kosten beteiligen wird. Die Hälfte der Kosten trägt der Landkreis, der das Gutachten,welches vom Landesamt für Umwelt (LfU) begleitet werden soll, in Auftrag gibt.

Henning Böhm, der das Brummen seit Jahren nahezu täglich hört und gesundheitlich darunter leidet, befürwortet eine finanzielle Beteiligung - allerdings "in einem verträglichen Rahmen". 25 Prozent der Gesamtkosten auf die Schultern der Brumm-Geschädigten zu verteilen, erscheint ihm zu hoch. Würde das Gutachten 90 000 Euro kosten, müsste im Schnitt jeder 225 Euro zahlen. Böhm ist aber überzeugt, dass man das Geld aufbringe, wenn es ein vielversprechendes Messkonzept gibt.

Mehrmals hatten die Betroffenen gefordert, in allen Betriebszuständen der Transalpinen Öl (TAL) GmbH sowie des Mineralölkonzerns OMV Messungen im Gemeindegebiet durchzuführen. Die Konzerne, welche Rohöl aus dem Triester Hafen bis nach Burghausen durch unterirdische Rohre pumpen, kommen als mutmaßliche Verursacher in Frage. Sie berufen sich allerdings auf ein gemeinsames Sachverständigengutachten aus dem Jahr 2014, wonach eben solche Messungen bei Betrieb und Stillstand erfolgt seien. "Die gemessenen Schwingungen im Erdreich unmittelbar an den Emissionsorten weisen nur äußerst geringe Schwingungsamplituden auf und liegen zum Teil bis zum Faktor 10 bis 100 unter der Wahrnehmungsschwelle des Menschen", heißt es von einer Unternehmenssprecherin der TAL. Eine Schwingungsübertragung in Bereiche von etwa 1,7 Kilometern Entfernung könne ausgeschlossen werden.

Ein zur gleichen Zeit angefertigtes Gutachten im Auftrag des Landratsamtes hat die tieffrequenten Töne ausmachen können, in Zaißing überschritten diese sogar eine geltende DIN-Norm. Man gehe mit hoher Wahrscheinlichkeit von Vibrationen technischer Anlagen aus, hieß es. Nachträglich musste das Ergebnis korrigiert werden, weil ein Kühlschrank nicht ausgeschaltet gewesen war. Als Erkenntnis blieb der Umstand, dass haustechnische Anlagen im Einzelfall einen verstärkenden Beitrag leisten können - und die Empfehlung einer Langzeituntersuchung. Diese soll von April an sechs Wochen durchgeführt werden. Nach der Auswertung würden die Daten vom Landesamt für Umwelt überprüft. "Niet- und nagelfest" müsse das Gutachten sein. Hofstetter erhofft sich "Ergebnisse, die niemand mehr anzweifeln kann". Er hat nur noch einen Wunsch: Das endlich klar ist, woher das Brummen kommt. "Wenn es ums Wegmachen geht, da streite ich mich mit jedem", verspricht er.

Seitens der OMV und der TAL GmbH wird ein technischer Sachverständiger die Messungen begleiten. Auf der Homepage des Unternehmens heißt es, dass es "sehr wahrscheinlich erneut zu keinem greifbaren Ergebnis und keiner Verursacherquelle führen werden". Das Unternehmen schlägt in diesem "schwierigen und außergewöhnlichen Fall" eine "erweiterte Ursachenforschung" vor.

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: