Starker Rückgang:Anmeldezahlen brechen ein

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Der Hausaufgabenbetreuungsverein Erding stemmt kostenfrei die Offene Ganztagsschule. Alexander Geist bereiten die Anmeldezahlen Sorge. (Foto: Stephan Görlich)

Der Hausaufgabenbetreuungsverein Erding ist an drei Schulen vertreten und im Moment ratlos. Im 21. Jahr des Bestehens steht die Offene Ganztagsschule vor einem Abbau an Personal und Angeboten

Von Regina Bluhme, Erding

Vor 21 Jahren hat der Erdinger Studiendirektor und Schulpsychologe Alexander Geist die Hausaufgabenbetreuung am Anne-Frank-Gymnasium (AFG) ins Leben gerufen. Wenig später wurde ein eigener Verein gegründet, der heute die Offene Ganztagsschule (OGS) am AFG, am Korbinian-Aigner-Gymnasium und an der Herzog-Tassilo-Realschule organisiert. 21 Jahre wären Anlass für eine große Geburtstagsparty, doch Alexander Geist ist nicht recht zum Feiern zumute. Für das kommende Schuljahr ist ein starker Rückgang bei den Anmeldezahlung für die OGS zu verzeichnen. Bis 17. Mai, also noch vor den Pfingstferien, werden verbindliche Anmeldungen benötigt, sagt Geist. Sollten die Zahlen unten bleiben, müsse womöglich Personal abgebaut werden.

"Wir merken, dass die Eltern mit der Anmeldung zögern", sagt Alexander Geist, 62, Lehrkraft für Deutsch und Ethik und Schulpsychologe am AFG. Im Moment verzeichne der Verein "spürbar weniger Anmeldungen als sonst um diese Zeit", ein Viertel des gewohnten Niveaus, so Geist. Es sei nicht absehbar, wie sich die Zahlen entwickelten, "aber wir brauchen eine berechenbare Basis für unsere Arbeit. Im schlimmsten Fall müssen wir sogar Personal und damit die Angebote rückbauen". Alexander Geist hofft, dass bis 17. Mai noch mehr Anmeldungen kommen.

Die Entwicklung ist, wie so vieles im Moment, Corona-bedingt. Als einen der Gründe für die Zurückhaltung sieht Geist darin, dass einige Eltern ihre Kinder nicht auf ein Gymnasium schicken wollen, um sie nach all der Zeit im Home-Schooling mit möglichen Defiziten nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Den Gymnasien hafte ja noch der Ruf an: "Friss Vogel oder stirb", so Geist. "Aber das ist nicht der Fall. Die Kids werden hier genauso abgeholt wie an anderen Schulen." Auf der anderen Seite höre er Eltern, die erzählen, dass es mit den Hausaufgabenmachen daheim doch eh ganz gut geklappt habe. "Das mag schon sein. Aber die Frage ist: Wie ist der Kenntnisstand des Kindes?" Alexander Geist ist überzeugt: "Wir werden ganz viel auffangen müssen." Und hier werde die OGS für die Schulen ein wichtiger Baustein sein.

Es ist ein außergewöhnliches Projekt, das Alexander Geist im Jahr 2000 gestartet hat. Das Angebot des gemeinnützigen Hausaufgabenbetreuungsvereins Erding steht kostenfrei zur Verfügung. Finanziert wird es durch das Kultusministerium und den Landkreis Erding. Etwa siebzig Mentoren sind für etwa 400 Schüler und Schülerinnen zuständig. Die Kinder und Jugendlichen werden in Kleingruppen betreut, betont Geist. "Es sind nie mehr als zehn in einer Gruppe." Dadurch sei eine individuelle Förderung möglich. Ein wichtiger Aspekt der Vereinsarbeit sei, "die Auslagerung von Konflikten": Der "Hausaufgabenkrieg" zwischen Eltern und Schulkindern entschärfe sich sehr, wenn der Sohn oder die Tochter mit bereits erledigten Aufgaben nach Hause kommt. Das bringe viel Ruhe in die Familien, weiß Geist.

In der OGS würden zudem die Schüler auch auf Schulaufgaben vorbereitet, sie können aber auch ausschnaufen, Dampf ablassen. Im Angebot sind zusätzlich gegen Gebühr ein Konzentrations- oder ein Rechtschreibtraining und Nachhilfe. Die Eltern können die Anzahl der Betreuungstage wählen, damit die Sprösslinge auch noch am Wahlunterricht oder am Fußballtraining teilnehmen können - sofern Corona das endlich wieder zulässt.

© SZ vom 06.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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