Stadt Erding:Schlechte Zeiten für Warmduscher

Lesezeit: 3 min

Auch das Kunstprojekt Leuchtturm im Erdinger Stadtpark wird nicht mehr beleuchtet. (Foto: Renate Schmidt)

Der Ferienausschuss des Stadtrats beschließt erste Maßnahmen zur Energiesenkung. Betroffen ist vor allem die Straßenbeleuchtung, aber auch bei den Heizkosten soll gespart werden.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Stadt Erding hat rasch auf das neue Energiesicherungs-Paket der Bundesregierung reagiert und Einsparmaßnahmen beschlossen. Unter anderem soll die Innenraumtemperatur im Heizbetrieb in öffentlichen Gebäuden auf maximal 19 Grad Celsius begrenzt werden und kein Warmwasser in Sporthallen sowie für den Duschbetrieb im Schul- und Vereinssport aufgeheizt werden. Auch bei der Straßenbeleuchtung soll gespart werden, so weit es rechtlich aus Sicherheitsgründen möglich ist. Teilweise soll die Beleuchtung sogar vollständig außer Betrieb genommen oder zumindest gedimmt oder zeitlich begrenzt werden. "Es geht darum, eine gemeinsame Linie zu finden, zu der wir alle stehen und mit gleicher Stimme der Bürgerschaft auch vermitteln" sagte OB Max Gotz (CSU) im Ferienausschuss des Stadtrats. Man müsse Fakten schaffen, nicht nur Lippenbekenntnisse abgeben.

Was das Thema Energieeinsparungen betrifft, habe die Stadt schon Enormes erreicht. Es sei nicht so, wie vor kurzem im Stadtrat gesagt wurde, dass man zu wenig tue. Die zu beschließenden Maßnahmen würden viel Liebgewonnenes betreffen. Und man werde sicherlich in den nächsten Tagen viele "gut gemeinte Zurufe" zu den Einsparungen bekommen. Gotz erwartet eine sehr emotional geführte Diskussion nach den Beschlüssen, vor allem beim Thema Warmwasser und Straßenbeleuchtung, obwohl man versuche, mit "Maß und Ziel" zu entscheiden.

Dank LED wurden die Stromkosten bei der Straßenbeleuchtung bereits reduziert

Beim Thema Straßenbeleuchtung, wo man jährlich 350.000 Euro für die LED-Umstellung ausgebe, müsse man einerseits juristische Dinge abwägen, um die Verkehrssicherheit weiter zu gewährleisten, aber auch was praktisch umsetzbar sei, sagte der OB in der Sitzung. Stadtbaumeister Sebastian Henrich erläuterte, dass durch einen optimierten Betrieb der Straßenbeleuchtung, rund 40 Prozent der bestehenden Straßenleuchten sind dimmbare LEDs, die Stromkosten seit 2019 mit 438.018 Euro auf 279.947 im Jahr 2021 reduziert werden konnten.

Zu der Beleuchtung, die vollständig außer Betrieb genommen werden soll, zählen unter anderem Bodenstrahler (Museum, Altenerding Maibaum, Johann-Auer Straße), der Leuchtturm im Stadtpark (zirka 372 Watt), die (Kirch-)Turm-Anstrahlung in Erding (400 Watt) und Altenerding (800Watt), die Fassadenbeleuchtung am Rathaus, aber auch die Beleuchtung an der Grundschule, am Vorplatz Gerd-Vogt Sporthalle und der Orts- und Anschlagtafeln sowie der Schaukästen.

"Wir werden es aber nicht jedem Recht machen können."

Bei der Straßenbeleuchtung sind laut Henrich derzeit 3899 Leuchten in Betrieb, 351 davon sind LED-Lampen. Die Verwaltung hatte als mögliche Sparmaßnahmen vorgeschlagen, dass Leuchten, die bisher um 24 Uhr in den reduzierten Betrieb (maximal 70 Prozent) gehen, dies vorübergehend dauerhaft bleiben sollen, was rund 30 Kilowattstunden je Stunde bringe. Zudem sollten die Leuchten abends ein wenig später (je nach Lichtverhältnissen) an und am Morgen früher aus gehen. Alle Vorschläge sollen in Absprache mit der Polizei und den Vorschriften umgesetzt werden. Letztendlich müsse man aber die neue Energiesparverordnung umsetzen. "Wir werden es aber nicht jedem Recht machen können." Max Gotz bat, nicht nur den Energieeinspareffekt zu sehen, sondern auch den ökologischen, da zu viel Licht Auswirkungen auf das Facettenreichtum bei den Insekten habe. Es ist nachgewiesen, dass künstliches Licht in der Nacht Insekten und andere wildlebende Tiere stören kann.

Eine sehr emotionale Diskussion erwartet OB Gotz auch beim Warmwasser, ein Thema, das laut Stadtbaumeister schon vor 20 Jahren in Erding virulent war, dabei werde dort "sehr viel Wärme rausgehauen". Es sei bizarr, wie oft um jedes Zehntel Grad gekämpft werde. Dort gibt es aber laut Gotz "das größte Potenzial" bei den Einsparungen.

An der Weihnachtsbeleuchtung mit einem Verbrauch von geschätzt 2000 Kilowattstunden soll nicht gespart werden. (Foto: Stephan Görlich)

Zum Thema Emotionen erinnerte Gotz an die Eisanlage beim Weihnachtsmarkt: "Was sind wir kritisiert worden, weil wir eine Eislaufanlage ohne Eis, sondern mit Kunsteis angeschafft haben. Was haben sich die Menschen über uns lustig gemacht. Und heute sieht man, es war vorausschauend." Vorher habe man alleine für die Kühlung der Eislaufbahn knapp 30.000 Euro ausgeben müssen. "Ich bin gespannt, ob diejenigen, die sich damals so herablassend und auch teilweise verletzend geäußert haben, jetzt die Größe haben zu sagen: Es war vielleicht doch gar nicht so schlecht", sagte Gotz. An der Weihnachtsbeleuchtung wird aber festgehalten, da sie bereits komplett auf LED umgerüstet ist. "Wir dürfen nicht alles an kulturellem Leben kürzen." Gerade in der Krise müsse man das Miteinander fördern.

Auch die Teilnahme an der Earth Night wurde einstimmig beschlossen

Die Energieeinsparmaßnahmen wurden einstimmig gebilligt, wobei es von Seiten der Stadträte Vorschläge gab, die noch geprüft werden auf ihre Umsetzbarkeit. Auch die Teilnahme an der Earth Night am 23. September wurde beschlossen. Im Unterschied zur Earth Hour geht es bei Earth Night darum, spätestens um 22 Uhr eine ganze Nacht lang das Licht abzuschalten oder zumindest deutlich zu reduzieren. Die meisten in Deutschland teilnehmenden Städte wollen zumindest bei angestrahlten Gebäuden und Objekte das Licht abschalten. Nur wenige, wie die Stadt Herzberg (Elster) wollen die komplette Straßenbeleuchtung abschalten. Vor der Teilnahme soll aber geprüft werden, ob eine komplette Abschaltung technisch überhaupt möglich und sinnvoll ist.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: