Die Redaktion "Wortwechsel":"Eine der besten Schülerzeitungen Bayerns"

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Die Redaktion der Erdinger Schülerzeitung "Wortwechsel" bei der Preisverleihung mit Gratulanten unter anderem Stiftungsvorsitzendem Markus Ferber (links) und Digitalministerin Judith Gerlach (rechts). (Foto: Plettenberg/Hans-Seidel-Stiftung/oh)

Seit Jahren überzeugen die Beiträge der FOS/BOS-Publikation "Wortwechsel" Bayern und auch auf nationaler Bühne. Das Blatt wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Wie arbeitet die Schulzeitungsredaktion? Und wer steckt hinter dem Erfolg?

Von Niklas Martin, Erding

"Wortwechsel - eine der besten Schülerzeitungen Bayerns!" Mit diesen Worten begrüßt die FOS/BOS Erding Interessierte auf ihrer Homepage. Der selbstbewusst klingende Slogan ist dabei alles andere als eine Übertreibung. Im Gegenteil. Seit Jahren überzeugen Beiträge des "Wortwechsels" bei Preisverleihungen gleichermaßen innerhalb Bayerns, wie auch auf nationaler Bühne. Im vergangenen Sommer belegte die letztjährige, 12. Ausgabe, unter dem Titel "Wir waren - sind - werden" den dritten Rang beim bundesweiten Wettbewerb der Jugendpresse Deutschland. Und erst kürzlich würdigte die Hans-Seidel-Stiftung einen Beitrag der 13. Ausgabe mit einem Preis. Warum aber ist die Erdinger Schule so erfolgreich? Wie arbeitet die Schulzeitungsredaktion? Und wer steckt hinter dem Erfolg?

Motivierte Schüler und engagierte Lehrkräfte

Schulleiter Jens Baumgärtel sieht hier vor allem in seinen Schülern und Schülerinnen die Quelle des Erfolgs: "Wir sind in der glücklichen Lage, sehr motivierte Schüler zu haben, die mit viel Engagement und Eigeninitiative am Erfolg des Wortwechsels arbeiten." Dazu komme eine gute Lehrerschaft, die die Schüler ausbilde und ihnen bei der Erstellung des Gesamtwerks tatkräftig und unterstützend zur Seite stehe. Grundsätzlich sei es aber nicht vorrangiges Ziel der Schülerzeitung, Preise zu gewinnen: "In erster Linie möchten wir Interesse an aktuellen, gesellschaftlichen Fragestellungen wecken. Unsere Schüler sollen eigenständig zu einem selbst ausgewählten Thema recherchieren, dieses vertiefend betrachten und so Grundzüge des journalistischen Arbeitens kennenlernen. Die Preise sind eigentlich nur ein Nebenprodukt unserer Arbeit, aber natürlich auch eine schöne Belohnung."

Deutschunterricht als Ausgangspunkt

Ähnlich sieht das auch Karin Pfeiffer, betreuende Lehrkraft des beim "Wortwechsel": "Wir freuen uns selbstverständlich sehr, dass wir schon vielfach ausgezeichnet wurden, gleichzeitig ist dies natürlich aber nicht der Antrieb, aus dem wir unsere Schülerzeitung machen. Am Anfang steht bei unseren Schülerinnen und Schüler die Lust am Schreiben beziehungsweise Gestalten und am Beleuchten des Themas der jeweiligen Ausgabe. Vielleicht ist gerade das unser Geheimrezept." Das Interesse für das Verfassen von Texten werde bei vielen späteren Redaktionsmitgliedern durch den Deutschunterricht geweckt: "Diejenigen, die sich darüber hinaus mit den verschiedenen sprachlichen Ausdrucksformen beschäftigen wollen, bietet unsere Schülerzeitung eine Plattform um sich auszuprobieren."

Eine Zeitung von Schülern für Schüler

Seit nunmehr 13 Jahren erscheint der "Wortwechsel" zum Ende eines jeden Schuljahres. Derzeit arbeiten zwölf Redakteurinnen und Redakteure an der 14. Auflage. Die meisten gehören der 12. oder 13. Klasse an und sind zwischen 17 und 19 Jahre alt. Jede Abschlussklasse erhalte zur Abschlussfeier die aktuelle Ausgabe als Abschiedsgeschenk, so Baumgärtel. Für die übrige Schülerschaft stehe die Zeitung für zwei Euro zur Verfügung. In der Lehrerschaft erfreue sich der "Wortwechsel" regelmäßig großer Beliebtheit. Und auch er lese, wie er sagt, "jedes Jahr aufs Neue mit Genuss" die Beiträge seiner Schüler.

Große Vielfalt an Aufgaben, Themen und Darstellungsformen

Auf "mehrere hundert Stunden" schätzt Pfeiffer die Arbeit ihrer Redaktion für die Erstellung einer kompletten Ausgabe. Zu den Aufgaben gehören neben der Recherche und Textproduktion, die Erstellung eines thematischen Grundkonzepts, regelmäßige Redaktionstreffen, die Gewinnung von Inserenten sowie die Auswahl und Erstellung des Layouts. Bei der Erstellung ihrer persönlichen Texte sind die Schüler unterdessen kaum Einschränkungen ausgesetzt, so Pfeiffer: "Wir möchten unseren Schülerinnen und Schülern möglichst viel Freiraum geben, damit die Schülerzeitung wirklich ,ihre' Zeitung wird. Dementsprechend sind wir offen für viele verschiedene Beiträge." Journalistische Formen wie Kommentare, Glossen, Reportagen und Interviews fänden sich genauso wie Gedichte, Kurzgeschichten, Comics oder auch Rätsel. "Gerade die Mischung macht, unserer Meinung nach, eine Schülerzeitung auch aus."

Schüler lesen kaum noch Printausgaben - dafür aber digital

Bevor die Schüler jedoch zur Tat schreiten können, muss ein gemeinsames Leitthema gefunden werden. Im vergangenen Jahr versammelte sich die Redaktion unter dem Motto "Wahrnehmung". Weil es sowohl auf persönlicher als auch gesellschaftspolitischer Ebene verhandelt werde kann und dadurch eine Vielzahl von Perspektiven zulässt, habe man sich zu Beginn der letztjährigen Redaktion für dieses Thema entschieden. Und das offenbar mit Erfolg, wie die jüngsten Auszeichnungen nahelegen.

Dass die Schüler ihre eigene Zeitung in gedruckter Version lesen sei unterdessen als Ausnahme zu werten: "Unsere Schülerinnen und Schüler informieren sich im Rahmen des Unterrichts über die Presselandschaft und gesellschaftlich relevante Themen, die in der Presselandschaft verhandelt werden", so Pfeiffer. Das geschehe primär jedoch über digitale Plattformen. Printausgaben würden nur noch in den seltensten Fällen gelesen.

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