Schülerin aus Hohenpolding:Preisgekrönte Geschichtsprojekte

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Franziska Fiedler mit ihrer preisgekrönten Arbeit. Das nächste Thema ist bereits in Vorbereitung. (Foto: Renate Schmidt)

Die erst zehnjährige Franziska Fiedler erhält bereits zum zweiten Mal eine Auszeichnung für ihre Arbeiten

Von Thomas Daller, Hohenpolding

Intelligent, eloquent, sportlich und fleißig: Franziska Fiedler ist offenbar ein Multitalent. Ungewöhnlich daran ist, dass sie bereits mit zehn Jahren hohe Wellen schlägt: Wie das Kultusministerium kürzlich bekannt gab, hat die junge Hohenpoldingerin einen mit 500 Euro dotierten Förderpreis Bayern im bundesweit teilnahmestärksten Geschichtswettbewerb der Hamburger Körber-Stiftung und des Bundespräsidialamtes gewonnen. Das Motto lautete "Bewegte Zeiten - Sport macht Gesellschaft", und Franziska Fiedler hatte sich mit dem Thema "145 Jahre Eishockey. Die Geschichte der schnellsten Mannschaftssportart der Welt" befasst. Und es ist nicht ihre erste Auszeichnung, davor hatte sie sich in einer Arbeit mit dem Apfelpfarrer Korbinian Aigner beschäftigt, nach dem eines der beiden Erdinger Gymnasien benannt ist. Aigner gilt als berühmtester Sohn Hohenpoldings, er erlangte sowohl als Obstbauexperte als auch als Widerstandspfarrer während des Nationalsozialismus gleichermaßen Bekanntheit. Für ihre Arbeit, die auf einer mehrmonatigen Recherche basierte, erhielt sie beim Landeswettbewerb "Erinnerungszeichen" den "Sonderpreis der bayerischen Einigung". "Hohe Anerkennung" erhielt ihre "detaillierte, eigenständige und recht systematische Bearbeitung" des Themas, wie die Institutsrektorin Sybille Maiwald in ihrer Laudatio schrieb.

Ihre Hobbys sind eigentlich Ballett, Eishockey und Bücher lesen. Ja, richtig gelesen, Eishockey, nicht Eiskunstlauf. Dreimal in der Woche Training in einer gemischten Mannschaft beim ESC Dorfen und am Wochenende ein Spiel. "Aber leider ist aktuell wegen Corona keines dieser Sporthobbys möglich. Deswegen habe ich mir ein neues Hobby gesucht. Ich nehme gern an Geschichtsprojekten teil", schrieb Franziska in der Einleitung zu ihrer 30-seitigen Einreichung. Im Mittelpunkt steht die Rolle von Frauen im Eishockey. Vorbilder waren unter anderem zwei Frauen aus dem Landkreis: Sophie Kratzer, die in der Bundesliga und in der Top-Division bei der Weltmeisterschaft der Division I spielte und an den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi teilnahm. Sowie Celina Haider, die sowohl für den ERC Ingolstadt als auch für die Nationalmannschaft spielt. Mit Haider führte Franziska Fiedler ein Interview per WhatsApp für ihr Geschichtsprojekt, ein persönlicher Kontakt war wegen Corona kaum möglich. Eishockeyprofi will Fiedler jedoch nicht werden, ihre Traumberufe sind Anwältin, Journalistin oder Historikerin. "Vielleicht mach' ich auch was mit Sprachen, das fällt mir leicht", sagte sie.

Bereits mit fünf Jahren konnte sie lesen, seither liest sie "wahnsinnig gern" und kann sich für alle möglichen literarischen Themen begeistern. Seit diesem Schuljahr geht sie in die fünfte Klasse des Gymnasiums Dorfen und bekam gleich glänzende Augen, als sie dort die umfangreiche Bibliothek sah. "Solltet ihr mich mal suchen", sagte sie zu ihrer Mutter, "dann findet ihr mich da."

Obwohl sie mittlerweile wieder Eishockey spielen kann, will sie mit ihren Geschichtsprojekten weitermachen. Das nächste Thema steht bereits fest, es geht um jüdisches Leben in Bayern. Sie will ihr Projekt örtlich an Landshut festmachen, dort habe es im Mittelalter eine jüdische Siedlung gegeben. Fiedler kennt sich in Landshut ganz gut aus und ist auch dort geboren. Sie will sich nun mit Büchern zum Thema einlesen, Heimatmuseen besuchen und auch Interviews führen. Darüber hinaus soll sie ihre Faszination für die Geschichte Hohenpoldings vermitteln, wenn im Herbst das Korbinian-Aigner-Gemeinschaftshaus in der Ortsmitte eingeweiht wird. Dann skizziert die Zehnjährige den Lebensweg des Namensgebers in einer Eröffnungsrede. Das hat sie mit Bürgermeister Alfons Beilhack bereits vereinbart, als er ihr noch in der Grundschule zu ihrem Preis gratulierte.

© SZ vom 16.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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