Sachliche Auseinandersetzung gefährdet:Hafner zieht Reißleine

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Podiumsdiskussion im Gymnasium Dorfen abgesagt

Eigentlich sollte am Donnerstagvormittag, 22. Juni, am Gymnasium Dorfen eine Podiumsdiskussion zwischen den Jugendorganisationen jener Parteien stattfinden, die laut Umfragen für die Bundestagswahl relevant sind. Schulleiterin Andrea Hafner sah sich jedoch am Vortag gezwungen, die Veranstaltung abzusagen. Auseinandersetzungen mit den Jusos über die Teilnahme der Jungen Alternative gaben zu Befürchtungen Anlass, dass die Podiumsdiskussion keine reine Informationsveranstaltung bleiben werde.

Parteipolitische Veranstaltungen in Schulen sind ein schwieriges Terrain, weil das Gebot der Neutralität nicht verletzt werden soll. Noch schwieriger ist es offenbar mit den Jugendorganisationen, weil dort in der Regel noch mehr Heißsporne zu finden sind als in der Mutterpartei. Insofern war es ein ambitioniertes Projekt, das eine Gruppe von Schülern aus der Q 12 in Abstimmung mit der Schulleitung vorbereitete: Bei einer Podiumsdiskussion, die von zwei Sozialkundelehrern moderiert werden sollte, sollten Vertreter der Jungen Union, der Jungsozialisten, der Jungen Liberalen, der Grünen Jugend, der Linksjugend und der Jungen Alternative Stellung zu Themen wie Bildung oder Digitalisierung beziehen. "Ich fand die Idee gut und habe unsere Schüler unterstützt", sagte Schulleiterin Hafner der SZ. "Wir laden ja auch Bundestagsabgeordnete ein oder machen Planspiele wie ,Wir sind der Landtag'." Dass dabei auch die Jugendorganisation der AfD zu Wort kommen sollte, war für die Jusos ein Problem: Sie forderten in einer Mail, die Junge Alternative auszuladen, weil sie "rechte Hetze" betreibe und "menschenverachtende, nationalistische und rassistische Positionen" vertrete. Andernfalls würden die Jusos nicht teilnehmen und lediglich vor der Podiumsdiskussion eine kurzes Statement zu dieser Entscheidung verlesen. In dieser aufgeheizten Diskussion hat Hafner am Mittwoch die Reißleine gezogen und die Diskussion abgesagt. Eine sachliche Auseinandersetzung sei wohl nicht mehr möglich.

© SZ vom 23.06.2017 / tdr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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