Renovierung des Alten Schulhauses:Unmut über Kostensteigerung

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Die Sanierung und der Umbau des Alten Schulhauses in Wartenberg werden mindestens 600 000 Euro teurer als mit 2,4 Millionen Euro angesetzt. Jetzt soll Architekt Udo Rieder Rede und Antwort stehen - wieder einmal

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Kritik aus dem Gemeinderat Wartenberg ist Architekt Udo Rieger schon gewöhnt. Schon einmal ist er Ende 2017 von Mitgliedern des Gremium heftig angegriffen worden, als er vom Baufortschritt bei der Sanierung und dem Umbau des Alten Schulhauses berichtete. Und dabei verkündete, dass unerwartete Schäden an der Bausubstanz Mehrkosten von bis zu 90 000 Euro auslösten. In der jüngsten Sitzung stellte nun Regina Ingrisch, Fachbereichsleiterin Planen und Bauen im Rathaus, den aktuellen Kostenstand vor und löste damit bei einigen Räten erneut heftigste Unmutsäußerungen aus, da die bisherigen Kosten von ursprünglich 2,4 Millionen Euro auf 3,4 Millionen gestiegen sind. Jetzt soll in der nächsten Sitzung Rieder wieder Rede und Antwort stehen. Vorgeschlagen wurde auch, dass man ihm das Honorar kürzen soll, für diese "tolle Planung".

Das Alte Schulhaus in Wartenberg hat eine lange Geschichte. Einst war es ein Jagdhaus der Wittelsbacher, im Jahr 1409 wird es erstmals urkundlich erwähnt. Dann wurde es zur Schule. Viele Jahre lang wohnten namhafte Künstler in dem Haus, später kamen dort Asylbewerber unter. Deshalb hatte sich der Gemeinderat auch entschlossen, das Gebäude nicht abzureißen, sondern für rund 2,2 Millionen Euro zu sanieren und im Haus Sozialwohnungen und Räume - darunter einen Bürgersaal - für öffentliche Zwecke zu errichten.

Als man aber mit der Sanierung anfing, hatte sich schnell gezeigt, dass die vorhandene Bausubstanz schlechter war als gedacht. Zum Beispiel konnte die alte Holztreppe nicht mehr erhalten werden, der Dachstuhl erwies sich auch als sehr marode. Und auch von den alten Balken in den Decken blieb nicht viel übrig. "So eine schlechte Maurerqualität habe ich noch nie gesehen. Selbst im Barock haben die Maurer besser gearbeitet", sagte Rieger damals im Gemeinderat. Es habe zwar eine Vorprüfung der Bausubstanz gegeben, aber die meisten Schäden hätten nur durch eine sehr umfangreiche Untersuchung erkannt werden können. Auch Regina Ingrisch versuchte dies den erbosten Gemeinderäten zu erklären: "Bei Arbeiten an solchen alten Gebäude sollte man immer 20 Prozent auf die erste Kostenschätzung drauf schlagen." Zudem seien in der Zeit der Bauverzögerung die Baupreise weiter gestiegen.

Da in der neuesten Kostenschätzung von 3,4 Millionen Euro auch die Außenanlagen enthalten sind, kommt man nach Bürgermeister Manfred Ranft (FW) nur auf eine tatsächliche Kostenmehrung von rund 600 000 Euro - was einem Plus von 25 Prozent entspricht. "Nur 600 000 Euro mehr. Man kann es sich auch schön reden", meinte CSU-Gemeinderat Josef Sedlmaier. "Vor Jahren hat man uns erklärt, dass 2,4 Millionen ausreichen und dann gibt es 50 Nachträge und alles wird um 600 000 bis 700 000 Euro teurer", sagte Christian Pröbst (CSU). "Es kann nicht sein, dass wir für dumm verkauft werden." Nach Pröbsts Meinung habe der Architekt keine ausreichende Leistung erbracht, deshalb solle man sich überlegen, Abzüge bei der Rechnung vorzunehmen. Auch mit dem Hintergrund, dass Regina Ingrisch erklärt hatte, dass die Planerhonorare teilweise höher ausfallen dürften, da diese auf der ursprünglichen Kostenschätzung beruhen.

Von einem erneuten Herbeizitieren des Architekten versprach sich Sebastian Baumann (Neue Mitte) hingegen wenig. Man werde zwar Herrn Rieger erneut anpfeifen, aber die zusätzlichen Kosten würden dadurch nicht weniger werden.

Dafür gab es aber auch gute Nachrichten: das Gerüst ist endlich abgebaut. Die längere Standzeit kostete 25 000 Euro mehr. Und sollte nichts mehr Gravierendes dazwischen kommen, könnte das Alte Schulhaus im Juni fertig werden. Mit der Vermietung der Sozialwohnungen könnte im Mai begonnen werden. Zudem steht dann der Bürgersaal zur Verfügung.

© SZ vom 04.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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