Dorfener Rathaus-Wettbewerb:Sechs sind gesetzt

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Das alte Rathaus soll durch einen ebenso schönen wie funktionalen Neubau ersetzt werden. Dorfener Architekten werden jedoch viel Glück haben müssen. (Foto: renate Schmidt)

SPD und Grün-Alternative Liste beklagen, dass zum Dorfener Rathaus-Wettbewerb keine Dorfener Architekten eingeladen sind. Die anderen Parteien halten den Vorschlag für pure Lobbyarbeit - und schmettern den Vorstoß ab.

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Stadt Dorfen will sich ein neues Rathaus bauen. Und weil ein Rathaus nicht irgendein Gebäude ist, sondern ein ganz besonderes, soll es auch besonders gut aussehen. Deshalb lobt die Stadt einen Architektenwettbewerb aus. Man sollte meinen, niemand könnte dagegen etwas einzuwenden haben. Doch im Dorfener Stadtrat kam es dennoch zum Disput. Die Fraktionen von SPD und Grün-Alternativer Liste (GAL) beklagten, dass zum Dorfener Rathaus-Wettbewerb keine Dorfener Architekten eingeladen sind, während sechs auswärtige Baumeister als feste Teilnehmer gesetzt wurden. Es sei unverständlich, warum keine Dorfener dabei sein dürften, wo es doch in der Stadt ausgezeichnete Architekten gebe. Die Mehrheit von CSU, ÜWG und dem größten Teil der Landlisten befand hingegen, dass das Fehlen von Dorfener Baumeistern völlig in Ordnung gehe.

Einen Architektenwettbewerb zu veranstalten ist eine komplizierte Angelegenheit. In Dorfen soll die Zahl der eigentlichen Wettbewerbsteilnehmer auf Empfehlung des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München auf 15 bis 20 Architekten begrenzt werden. Um auf diese mittelgroße Menge zu kommen, wird vor den eigentlichen Wettbewerb ein Teilnahmewettbewerb vorgeschaltet. Das sieht so aus: Teilnahmeberechtigt sind nur Architekten, die nachweislich Erfahrungen mit großen Neubauten im historisch gewachsenen Bestand haben und schon bei anderen Wettbewerben erfolgreich waren. Judith Praxenthaler vom Planungsverband sagte, es sei gut möglich, dass sich 100 oder mehr Architekten melden, die diese Voraussetzungen erfüllen. Zwar gibt es noch einen Punktekatalog, mit dem die Vorbewerber einklassifiziert werden: Wer zum Beispiel schon ein neues Rathaus in einem denkmalgeschütztes Ensemble eingeplant und gebaut hat, kriegt dreimal so viele Punkte wie ein Kollege, der sozusagen nur so ein Rathaus hingestellt hat. Doch auch dieses Punktesystem schaffe nicht unbedingt Klarheit, so Praxenthaler. Und deshalb werde am Ende wohl auch das Los entscheiden, wer Entwürfe für das neue Dorfener Rathaus zeichnen darf und wer nicht.

Von der somit großen Ungewissheit, ob man beim eigentlichen Wettbewerb mitmachen wird, sind allerdings sechs Architektenbüros nicht betroffen. Sie sind, weil sie vorab gesetzt werden, auf alle Fälle dabei. Beim Planungsverband hat man - in Absprache mit der Regierung von Oberbayern und mit Zustimmung der Stadt - das halbe Dutzend renommierter Architekten ausgesucht. Einzig und allein nach Qualitätskriterien, versicherte Praxenthaler, und alle aus Südbayern. Unter anderen ist der Erdinger Architekt Ulrich Reiser einer der sechs Glücklichen.

Und warum ist kein Dorfener dabei, fragten Stadträte der GAL und SPD empört. Warum werden keine ortsansässigen Architekten eingeladen? Warum ist Gernot Vallentin nicht mit von der Partie, der renommierte Dorfener Architekt, der nicht selten in anderen Orten zu Wettbewerben ausdrücklich eingeladen wird? Warum nicht Peter Byrne oder auch das Dorfener Büro 3D-Architekten? Wenn man schon feste Teilnehmer setze, müsse man doch auch unbedingt Dorfener mit dabei haben.

Praxenthaler gab zu bedenken, es sei "ein schwieriges Thema", sagte aber schließlich, wenn ein oder zwei Dorfener die Zulassungsvoraussetzungen erfüllten, spräche tatsächlich nichts dagegen, sie zu festen Teilnehmern zu ernennen. Sie würde dann gegebenenfalls sogar einen Architekten aus dem Allgäu wieder von der bisherigen Liste streichen.

In der CSU-Fraktion, bei der ÜWG und den Landlisten war man mit dieser möglichen Lösung allerdings nicht zufrieden. Ludwig Rudolf (CSU) sagte, SPD und GAL gehe es doch offensichtlich nur um eine Teilnahme von Gernot Vallentin. Und Michael Oberhofer (CSU) befand, "mir schaut das ziemlich nach Lobbyarbeit aus, und das gefällt mir nicht".

© SZ vom 08.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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