Radfahren in Dorfen:Vorkehrungen gegen ein Chaos

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Der Weg über das Stadtwehr ist ein Nadelöhr für Radfahrer, die dort absteigen müssen. Angrenzend befindet sich noch ein Gang für Wartungsarbeiten am Wehr, den man für Fußgänger öffnen könnte, schlagen die Grünen im Rahmen ihrer Eilmaßnahmen vor. (Foto: Stephan Görlich)

2020 rollt monatelang eine gewaltige Verkehrslawine auf die Dorfener Altstadt zu. Die Grünen wollen vorher die Radwege optimieren und stellen Lösungen dazu vor

Von Thomas Daller, Dorfen

Beim Gedanken an den Autoverkehr haben viele Dorfener derzeit ein flaues Gefühl im Magen: Im Oktober geht die Autobahn in Betrieb und im kommenden Frühjahr reißt das Straßenbauamt auch noch die innerstädtische B 15-Brücke über die Isen wegen eines Neubaus ab. Damit droht eine chaotische Verlagerung des Verkehrs in die historische Altstadt. Doch die Dorfener hätten die Lösung selbst in der Hand, sagen die Grünen. Denn etwa zwei Drittel des Stadtverkehrs verursachen die Dorfener selbst. Ein Umstieg aufs Fahrrad bei nicht notwendigen Autofahrten könnte Druck aus dem Verkehrskessel Altstadt nehmen. Aber das ginge nur, wenn man den Fahrradverkehr besser und vor allem sicherer gestaltet. Ihre Ideen dazu haben sie bei einem Infoabend im Jakobmayersaal vorgestellt.

Die Grünen haben mit dem Thema offenbar einen Nerv getroffen. Mehr als 100 Zuhörer, darunter fünf Stadträte, kamen zu der Veranstaltung und beteiligten sich nach den Vorträgen auch noch rege an der Diskussion.

Die Prämisse des Konzepts besagt, dass der Durchgangsverkehr lediglich ein Drittel des gesamten Verkehrsaufkommens ausmacht. Viele Dorfener bezweifeln das zwar, aber es gab innerstädtische Verkehrszählungen sowie Vergleichszahlen nördlich und südlich der Stadt auf der B 15, die das belegen.

In Deutschland liegt der Fahrradanteil am Gesamtverkehr bei elf Prozent, erläuterte Michael Stanglmaier, stellvertretender Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). 60 Prozent der Bevölkerung wären laut Umfragen bereit, öfter mal das Fahrrad zu nutzen, wenn es mehr separate Radwege geben würde, die man sich nicht mit rücksichtslosen Autofahrern teilen müsste.

Weil beispielsweise die Parkplatzsuche wegfällt, sei das Fahrrad bis zu Entfernungen von fünf Kilometern innerorts das schnellste Verkehrsmittel, sagte Stanglmaier. Anhand einer Karte veranschaulichte er, dass die Stadt Dorfen lediglich einen Durchmesser von zwei Kilometer habe und somit ideal geeignet sei, um den Anteil des Fahrradverkehrs deutlich zu steigern. Hanna Ermann und Susanne Streibl von den Dorfener Grünen stimmten ihm zu und ergänzten, Dorfen verfüge bereits über ein "optimales" Netz von Straßen und Gassen, auf denen mal als Radfahrer gut vorankomme. Man müsste nur einige Verkehrsknoten sicherer gestalten, Nadelöhre verbessern und relativ kostengünstig Fahrbahnstreifen markieren. Anhand von Fotos und Fotomontagen erläuterten sie, wie man das bewerkstelligen könnte.

Dazu zählen eine rote Abbiegespur am Johannisplatz Richtung Oberdorfen, überdachte Fahrradabstellplätze in der Innenstadt, eine sicherere Querung des Vilstalradwegs an der Buchbacher Straße und eine geschütztere Radwegverbindung zwischen Innenstadt und Bahnhof. Auch das Isenwehr müsste verbreitert werden, zumindest provisorisch während der Bauzeit der neuen Brücke. Die beiden wiesen darauf hin, dass Angebote für Radfahrer dankend angenommen würden, wie die Erweiterung der Fahrradabstellplätze am Bahnhof auf 400 Plätze gezeigt habe, die mittlerweile schon wieder ausgelastet seien.

Ermann und Streibl wollen nicht nur kurzfristig bis zum Brückenabriss diese Schwachstellen beseitigen, sondern im Stadtrat auch den Antrag stellen, dass Dorfen der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK) beitritt. Mit deren Unterstützung erhoffe man sich ein Gesamtkonzept für die Stadt.

Heiner Müller-Ermann (SPD) monierte, dass so ein Konzept bereits in den 1990er Jahren von Hanna Ermann erstellt, aber im Stadtrat abgeschmettert worden sei. Die Mehrheit im Stadtrat sei nicht fahrradfreundlich, "im Gegenteil". Ludwig Rudolf (CSU) widersprach: Die Fahrradabstellplätze am Bahnhof beispielsweise seien von einer breiten Mehrheit getragen worden. Er halte es auch für "unstrittig", dass Fahrradwege erweitert und ausgebaut werden müssten. Josef Jung (ÜWG) plädierte dafür, das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) mit ins Boot zu holen. "Es wäre toll, wenn wir eine einstimmige Zustimmung bekommen", sagte Hanna Ermann abschließend.

© SZ vom 25.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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