Protesten zum Trotz:AfD tritt auch in Dorfen an

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Die bei der Aufstellungsversammlung anwesenden Kandidaten mit dem AfD-Kreisvorsitzenden Wolfgang Kellermann (links). Die AfD zieht mit einer offenen Liste in den Wahlkampf - und ohne Frauen. (Foto: Thomas Daller/oh)

Vor und während der Nominierungs­versammlung demonstrieren etwa 80 Menschen gegen die rechte bis rechtsextreme Partei. Zehn Kandidaten gehen auf die Stadtratsliste

Von Florian Tempel, Dorfen

Mit der Aufstellung einer Stadtratsliste hat die AfD am Montagabend in Dorfen die Vorbereitungen für die Kommunalwahlen im Landkreis Erding abgeschlossen. Vor und während der AfD-Versammlung demonstrierten etwa 80 Menschen gegen die rechte Partei. Stadt- und Kreisrätin Ursula Frank-Mayer (Grüne) hielt der AfD im Landkreis Erding vor, dass ihre lokalen Spitzenleute sich vordergründig als scheinbar harmlose Biedermänner geben, aber "sie lassen sich mit Faschisten ablichten und lächeln dabei in die Kamera". Der Kreisvorsitzende Wolfgang Kellermann und sein Stellvertreter Peter Junker hatten unlängst an einem Treffen mit Björn Höcke in Thüringen teilgenommen. Auch die ehemaligen Lehrer Hans Elas und Schorsch Wiesmaier warnten vor der rechten bis rechtsextremen Partei, in der völkisch-rassistische Positionen vertreten werden. Nach der Nominierung von zehn Kandidaten, sagte Kellermann im Versammlungslokal, er sei "sehr froh", dass sich immerhin so viele bereit gefunden hätten, auf die Dorfener AfD-Liste zu gehen: "Wir wissen, dass Dorfen kein leichtes Pflaster ist", die "Hetze gegen die AfD" sei in dieser Stadt und in der lokalen Presse besonders stark.

Die AfD tritt im Landkreis Erding mit einer Kreistagsliste, sowie mit sechs Gemeinderats- und Stadtratslisten an. Kellermann rechnet mit "15 bis 20 Mandatsträgern" nach der Wahl. In Erding stehen 22 Kandidaten auf der AfD-Liste, in Finsing, Moosinning und Bockhorn je neun. In Taufkirchen tritt die AfD mit 24 Bewerbern an und mit dem ehemaligen Republikaner Martin Huber als Bürgermeisterkandidaten. Als Landratskandidat firmiert der ehemalige ÖDP-Kreisrat Rainer Forster.

Kaum 20 Personen waren zur Dorfener AfD-Nominierungsversammlung erschienen, etwa die Hälfte waren Funktionäre und AfD-Aktivisten aus anderen Orten des Landkreises. In Dorfen hat die rechte Partei sechs Mitglieder, wie Kreischef Kellermann mitteilte. Fünf von ihnen waren zur Versammlung gekommen und traten als Stadtratskandidaten an. Fünf weitere Männer aus Dorfen gingen aus Sympathie und zur Unterstützung der AfD auf die Liste. Dass keine Frauen in Dorfen bei der AfD sind, "ist halt so", sagte Kellermann.

Auf Platz eins der Liste geht der Ingenieur Mirko Kamolz in die Wahl. Er sagte lediglich, für was er nicht stehe: "Wir werde in Dorfen keinen Klimanotstand ausrufen und auch keinen sicheren Hafen." Letzteres bezog sich offensichtlich auf Aktionen andernorts, wo Bürger mit der Forderung nach einem "sicheren Hafen" ein Zeichen der Humanität setzen wollen, indem sie sich für das Grundrecht auf Asyl und gleiche Teilhabemöglichkeiten für alle Einwohner einer Kommune einsetzen. Der Kandidat auf Platz zwei, der Informatiker Martin Baade, nahm sich ein globales Thema vor. Er beteuerte, dass "CO₂ sicher nicht Ursache" des Klimawandels sei, er habe sich damit beschäftigt. Baade vertrat dafür die These, dass man "über den Hebel Klima" mit "Notstandsgesetzen" den "Bürgern Grundrechte nehmen" wolle. Er sei zwar "für den Umweltschutz, aber er muss sachlich begründet sein". Auf lokaler Ebene wolle er sich für "einen Zebrastreifen am Bahnhof" einsetzen, sagte Baade. Anton Wastl, Kandidat Nummer drei, sagte, "der Lärmschutz an der A 94 ist mir das Wichtigste". Günter Rübner, der auf Platz vier steht, outete sich als ehemaliger und langjähriger Republikaner, der wie Kellermann zur AfD gewechselt sei, weil "wir politisch das gleiche Ziel wie damals verfolgen".

Stadtratsliste der AfD: 1. Mirko Kamolz, 2. Martin Baade, 3. Anton Wastl, 4. Günter Rübner, 5. Martin Braun, 6. Helmut Fessler, 7. Robert Attenberger, 8. Robin Stefani, 9. Johannes Braun, 10. Sebastian Melnytschuk.

© SZ vom 04.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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