Probelauf des neuen Satelliten:Platzverweis am Flughafen

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Aufgemuckt-Sprecher übt Kritik und muss gehen

Von Christian Gschwendtner, Freising

Ausgerechnet eine CSU-Pressemitteilung ist dem Startbahngegner Gerhard Müller-Starck zum Verhängnis geworden. Sie hat ihm einen Platzverweis am Flughafen eingebracht. "Ein Skandal", wie Müller-Starck findet. Er sei wie ein Bombenleger behandelt worden. Müller-Starck ist Mitglied im Aufgemuckt-Sprecherrat und hatte sich am 15. März als registrierter Teilnehmer an den Passagier-Probeläufen im neuen Satellitenterminal gemeldet. Was an diesem Tag am Flughafen genau passierte, darüber gehen die Schilderungen auseinander.

Einig ist man sich in einem Punkt: Nach der Mittagspause tauchten Mitarbeiter der FMG-Medienabteilung auf. Die 105 Teilnehmer sollten in Sachen dritter Startbahn Farbe bekennen. Wer sich als Befürworter zu erkennen gab, sollte sich für eine Medienkampagne fotografieren lassen. FMG-Pressesprecher Ingo Anspach findet daran nichts Verwerfliches: "Wir sind der Ausrichter und haben das Recht, die Leute zu informieren." Die Teilnehmer an Passagier-Probeläufen hätten meistens eine hohe Luftfahrtaffinität.

Gerhard Müller-Starck ist anderer Meinung. Er sagt: "Der Anlass des Probebetriebs wurde als Werbung für die dritte Startbahn missbraucht." Mit einigen der rund 15 Teilnehmer, die sich an der Fotoaktion beteiligt hatten, sei er ins Gespräch gekommen. Müller-Starck überreichte einigen Gesprächspartnern auch die Pressemitteilung des CSU-Umweltpolitikers Josef Göppel, der sich in einem Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) gegen die Notwendigkeit einer neuen Startbahn ausgesprochen. Der Bundestagsabgeordnete Göppel ist Landesvorsitzender im CSU-Arbeitskreis Umwelt und Landesentwicklung. Sein Brief gilt Startbahngegnern als Beleg dafür. dass auch innerhalb der CSU der Rückhalt bröckelt. Müller-Starck nennt das Schreiben eine "Steilvorlage". Er hat immer einige Exemplare in seiner Manteltasche dabei. Bei der FMG stieß er damit jedoch auf wenig Verständnis.

Eine Flughafenmitarbeiterin habe sich ein Exemplar aushändigen lassen, sagt Müller-Starck. Eine halbe Stunde später seien sechs Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes erschienen und hätten ihm mit Hausverbot und der Flughafenpolizei gedroht. Auch sein Aufgemuckt-Button sei beanstandet worden. Es hieß, den Teilnehmern des Probetriebs sei das Verteilen von Informationsmaterialien nicht gestattet. Müller-Stark sagt, er habe nur im persönlichen Meinungsaustausch Exemplare ausgehändigt. Dirk Weissig, der dabei war, sagt: "Er hat sie einigen Leuten im Gespräch gegeben." Müller-Starck fühlt sich ungebührlich behandelt. "Die Aktion zeigt, wie nervös der Flughafen auf Kritik reagiert." Bei der FMG sieht man die Dinge anders. Anweisungen seien nicht befolgt worden, deshalb habe die FMG von ihrem Hausrecht Gebrauch gemacht. "Es gibt keinerlei bleibende Konsequenzen", sagt Anspach. Am Tag des Probetriebs allerdings schon. Sicherheitsleute brachten Müller-Starck zum Terminal 2, mit der klaren Aufforderung, den Flughafen sofort zu verlassen.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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