Praktischer Umweltschutz:Wiese auf Urlaub

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Diese Wiese bei Oberding bekommt Zeit, sich zu erholen. Das tut auch den Tieren gut, viele haben sich bereits dort niedergelassen. (Foto: Renate Schmidt)

Naturschützer legen in Oberding auf einem ehemaligen Acker eine Grünfläche an. Dort wachsen heimische Pflanzen, und Tiere finden einen Zufluchtsort

Von Denis Giessler, Oberding

Inmitten von monotonen, unwirtlichen Ackerflächen ist es für heimische Pflanzen und Tiere im Erdinger Landkreis immer schwieriger, einen Lebensraum zu finden. Bei Oberding lädt seit Kurzem eine saftig grüne Wiese zur Rast ein, zahlreiche Kleintiere haben sich bereits niedergelassen und finden ideale Lebensbedingungen vor. Der Bund Naturschutz Oberding legt die Grünfläche als Teilstück einer ehemaligen Ackerfläche an. Aktuell laufen erste Mäharbeiten, um unerwünschte Wildkräuter zurückzudrängen und den vorbelasteten Boden auszumagern. In den kommenden Jahren soll die Fläche weiter nachhaltig bepflanzt und heimischen Tieren ein Unterschlupf geboten werden. Das Landratsamt Erding unterstützt das Projekt.

Robert Strobl, Mitglied im Bund Naturschutz der Ortsgruppe Oberding und Landwirt, gehört die knapp 6200 Quadratmeter große Fläche. Bis Ende 2013 wurde sie landwirtschaftlich genutzt, dann verpachtete Strobl das Teilstück an den Bund Naturschutz Oberding. Das eingenommene Geld stellt er den Naturschützern zur Verfügung. Ihm sei es wichtig, wenigstens einen "Teil der ursprünglichen Landschaft zu bewahren" und die "Biodiversität inmitten von Monokulturen zu erhöhen". Insbesondere im Oberdinger Raum sei von der heimischen Flora und Fauna "wenig übrig". Grünflächen würden häufig nicht berücksichtigt, da sie "keinen Profit bringen", sagt Strobl.

Seit Ende März ist auf dem Grundstück eine Dauerwiesenmischung mit Klee und Weidelgräsern angelegt, die ersten Mäharbeiten von Ackerwildkräutern laufen: "Unkrautentfernung und einzelne Pflegeschnitte am Gras sind wichtige Voraussetzungen für Pflanzen, die hier später noch wachsen sollen", sagt der 53-Jährige. Über die Jahre hat die intensive Landwirtschaft in den Löss- und Lehmböden ihre Spuren hinterlassen: "Wegen des Düngers ist der Boden viel zu nährstoffreich und herbizidbelastet, heimische Wildblumen können nicht mehr wachsen." Mit Hilfe der Dauerwiesenmischung werde der Boden ausgemagert und ursprünglich heimische, empfindliche Gewächse wie Margeriten und Hühnerhirse kehren zurück. Mittlerweile habe aber auch die hiesige Fauna das Teilstück entdeckt und darin einen neuen Lebensraum gefunden, dazu gehören Wildbienen, Schwebfliegen und Bodenbrüter wie die Feldlerche, die in Bayern vom Aussterben bedroht ist, sagt Strobl.

Die Wiesenmischung sei ein erster, wichtiger Schritt für spätere Pflanzungen, die folgen sollen, wenn sich der Boden erholt hat. "Wir planen verschiedene Sträucher und Hecken. Wenn alles gut läuft, versuchen wir es 2017 noch einmal mit einer heimischen Bienenweide-Mischung", sagt Strobl. Die artenreichen Gräser wollen die Naturschützer in Zukunft auch anderen Rohböden zur Verfügung stellen.

Eine erste Aussaat im Juni vergangenen Jahres scheiterte: "Malven, Sonnenblumen und Kamille - das wollte alles nicht richtig wachsen", sagt Strobl. "Grund dafür war die späte Aussaat, aber auch der überdüngte Boden und zahlreiche Unkräuter." Die Fläche blieb trotz des Misserfolges über den Winter bestehen und bot Wildtieren wie Rebhühnern und Feldhasen einen Zufluchtsort und Futter.

Artenreiche Grünlandflächen sind ein wichtiges Element der landwirtschaftlichen Flächennutzung und dienen dem Boden-, Klima und Hochwasserschutz. Laut einer Studie des Bayerischen Landesamtes für Statistik lag der Anteil der Landwirtschaftsfläche gemessen an der Gebietsfläche im Landkreis Erding 2012 mit 63 900 Hektar bei 73, 3 Prozent - bayernweiter Rekord. Der Anteil des Dauergrünlandes an den landwirtschaftlich genutzten Flächen betrug aber lediglich 21, 1 Prozent - 12 500 Hektar. Ökologisch genutzte Gebiete nahmen mit 2700 Hektar sogar nur 4,6 Prozent ein. Das Landratsamt Erding unterstützt die Grünfläche mit Saatgut. Beratungsgespräche sollen den Oberdinger Naturschützern dabei helfen, kommende Ziele umzusetzen.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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