Poing/Finsing:Voll im Terminplan

Lesezeit: 2 min

Eine gemeinsamen Kläranlage in Finsing soll künftig 65 000 Bürger zusätzlich versorgen

Von Franziska Bohn, Poing/Finsing

Seit Mitte August laufen in Neufinsing die Arbeiten an der Großbaustelle auf dem Gelände der Kläranlage des kommunalen Ver- und Entsorgungsunternehmens München Ost (Vemo) mit Sitz in Poing. Um die Hinterlassenschaften der immer größer werdenden Gemeinden weiterhin entsorgen zu können, muss die Kläranlage mitwachsen. 13 Gemeinden aus den Landkreisen Ebersberg, München und Erding gehören zum Gebiet der Kläranlage.

Um sich vor Ort ein Bild von den Fortschritten zu machen, haben sich die 13 Verwaltungsräte der Vemo am Dienstag die Baustelle angeschaut. Der Verwaltungsrat besteht aus den jeweiligen Bürgermeistern der Gemeinden. Aktuell können 135 000 Einwohner versorgt werden, nach Abschluss der Bauarbeiten Ende 2022 sollen es künftig 200 000 sein. Die Entsorgungsaufgabe soll darunter nicht leiden müssen, auch wenn immer wieder provisorischer Betrieb herrschen müsse: "Es sieht ein bisschen chaotisch aus, manchmal müssen wir uns fragen, wo heute das Abwasser hinfließt", sagt Thilo Kopmann, Vorstand beim VE München Ost. Die Bauarbeiten sind kompliziert, teils müssen kurzfristig Becken außer Betrieb genommen oder Leitungen umgelegt werden. Zeitlich laufe es dennoch gut, sie seien voll im Terminplan.

Die Bauarbeiten laufen, dennoch muss der Betrieb aufrecht erhalten werden. "Wir müssen trotzdem die Qualität erbringen, als hätten wir keine Baustelle hier", sagt Kopmann. Mittlerweile liegen alle Ausschreibungsergebnisse vor. Derzeit sind die Bauarbeiten in Phase eins von fünf. Mindestens fünf Jahre wird der Umbau dauern.

Mittlerweile wurden Leitungen umgelegt oder ausgetauscht, die wasserdichten Spundwände sind installiert, Beton- und Stahlbetonarbeiten sowie der Bodenaushub sind abgeschlossen, das Abpumpen des Grundwassers funktioniert. Zudem wurden neue Dekanter mit Häckslern eingebaut, also Zentrifugen für die Trennung von Feststoff-Flüssigkeits-Gemischen. Sie entwässern den Klärschlamm und zerkleinern Haare oder Wattestäbchen, die sonst die Pumpen verstopfen würden. Das spart laut Kopmann 300 000 Euro Entsorgungskosten jährlich. Im Rechenhaus landen wöchentlich sieben Kubikmeter Wattestäbchen und Feuchttücher. Auf Anregung der Bürgermeister soll nun in Gemeindeblättern darauf aufmerksam gemacht werden, diese nicht in der Toilette zu entsorgen.

Im Sommer 2020 soll der zweite Bauabschnitt beginnen. Dann laufen zwei Bauabschnitte parallel. Damit große Plastikteile wie Tüten besser herausgefiltert werden können, soll ein neuer Rechen eingebaut werden. Um Nitrate noch effektiver abbauen zu können, wird zudem eine Lager- und Dosiereinrichtung für Kohlenstoffe eingerichtet. Ende 2020 wird schließlich ein neuer Sand- und Fettfang für die biologische Reinigung gebaut. Dieser soll doppelt so groß werden wie der Alte. Dafür werden zudem bestehende Becken umgebaut.

Bis Ende 2021 soll das neue Belebungsbecken fertig gestellt sein, in dem reinigen Kleinstlebewesen das Wasser. Dieses wird acht Meter tief sein und 9 600 Kubikmeter umfassen. Zwei weitere kleinere Becken stehen derzeit leer, sie sollen als weitere Belebungsbecken genutzt werden können.

"Das alles ist eine Herausforderung, keine kleine Baustelle", so Kopmann. Trotzdem sei man annähernd im Kostenbereich. Es habe baubedingte Abweichungen gegeben, als man beispielsweise bei der Installation der Spundwände auf eine harte Moräne gestoßen ist. Insgesamt rechnet Kopmann mit 20 Millionen Euro brutto. 2020 wird die nächste Gebührenkalkulation erfolgen, dabei werden die Baumaßnahmen berücksichtigt. Kopmann rechnet mit einer Erhöhung für die Bürger.

In Zukunft will man die Anlagentechnik zudem energieeffizienter gestalten. Außerdem sollen Rückstände von Medikamenten sowie Mikroplastik reduziert werden. Zudem laufen Studien, wie Klärgas als Energieträger genutzt werden kann. "Jeder hat einen Nutzen davon, wir müssen etwas für die Umwelt tun", erklärt Kopmann. Bis es soweit ist, gehen auf der Baustelle die Arbeiten mit Nachdruck voran. In vier Jahren soll schließlich die Versorgungssicherheit hergestellt sein.

© SZ vom 11.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: