Podiumsdiskussion in Dorfen:"Inklusion hat keinen Anfang und kein Ende"

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Vertreter von Politik und Caritas und Betroffene reden über Fortschritte bei der Integration von Menschen mit Handicap

Obwohl sich in der Gesellschaft bei der Inklusion von Menschen mit Handicap schon viel getan hat, bleibt noch einiges zu erledigen. Das war der Tenor einer Diskussion zwischen Vertretern der Politik, des Caritasverbands und Menschen mit Behinderung im Jakobmayersaal in Dorfen. In dieser Runde stellte die Barmherzigen Brüder der Behindertenhilfe Algasing außerdem ihren Masterplan 2025 vor, der den Bau weiterer Wohnheime für weitere Wohngruppen vorsieht.

"In den Köpfen muss Inklusion ankommen", sagte der Taufkirchener Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU), der auch im Bezirkstag sitzt. Inklusion habe keinen Anfang und kein Ende, es sei ein fortlaufender Prozess. Der Bezirk sei zwar schon auf einem guten Weg, trotzdem hoffe er, dass der Gemeinde bald mehr Geld zur Verfügung gestellt bekomme. Barrierefreiheit müsse selbstverständlich werden. Und auf die Durchsetzung der Barrierefreiheit zu achten, das sei Aufgabe des Landkreises, sagte der stellvertretende Landrat Jakob Schwimmer (CSU). Bei Neubauten oder Renovierungen tue dies der Landkreis auch. Trotzdem gebe es noch zu wenige barrierefreie Wohnungen und Veranstaltungsorte, worauf Johanna Wettengl hinwies, Fachreferentin des Diözesan-Caritasverbandes. Insgesamt scheitere die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention meistens an passendem Wohnraum. Der sei ein extrem knappes Gut, aber auch sehr wichtig, wenn es um die Umsetzung des Wunsch- und Wahlrechts von Menschen mit Handicap geht. Dieses Menschenrecht, das im Teilhabegesetz wiederzufinden ist, meint die Freiheit, seinen Wohnort und wie man dort lebt, selbst entscheiden zu dürfen. Dazu gehöre auch, dass man sich entscheiden könne, in Einrichtungen wie Algasing zu bleiben, sagte Wettengl. Viele Menschen seien dort beheimatet.

Im Teilhabegesetz ist auch die Teilhabe von Menschen mit Handicap am Arbeitsalltag verankert. Noch sei es allerdings schwer, in Unternehmen Resonanz zu finden, sagte Schwimmer. Oft würden Menschen mit Handicap noch immer als Hindernis gesehen. In weniger technisierten Bereichen bestehe jedoch mehr Nachfrage. Ein Probleme stellten in ländlichen Regionen auch die öffentlichen Verkehrsmittel dar, das bestätigte eine Bewohnerin der betreuten Wohngruppe der Barmherzigen Brüder in Dorfen wohnt. Sie könne jedoch mit dem Stadtbus selbst zum Arzt und zum Einkaufen fahren. Der Dorfener Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) sieht jedoch noch Handlungsbedarf, wie er sagte. Nicht nur an der kommunalen Infrastruktur müsse gearbeitet werden. Es gebe auch noch Berührungsängste. Gegenseitiges Verständnis müsse aufgebaut werden.

Der Masterplan 2025 sieht vor, dass bis 2020 vier neue Wohnanlagen mit jeweils Platz für 24 Personen gebaut werden sollen. Dazu zählt auch ein Ersatzbau für die 46 Plätze im Wohnheim Schloss Malseneck in Kraiburg, der Standort solle bis 2025 geschlossen werden, das sagte Rudolf Siegmund, Bereichsleiter der Wohnangebote der Barmherzigen Brüder. Die Plätze in der Region sollen von zwölf auf 136 erhöht werden, während sie in Algasing von 232 auf 154 reduziert werden.

© SZ vom 18.09.2017 / zoek - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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