Pfarrerin Barbara Hofmann:"Luther war gar nicht so verknöchert"

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Barbara Hofmann ist Pfarrerin und leitet die Freisinger Theatergruppe Opodeldok. Manchmal verbindet sie beide Seiten, beispielsweise bei einem großen Renaissance-Spektakel im Sommer, bei dem das Leben des Reformators im Mittelpunkt stehen wird

Interview von Angie Fuchs, Freising

In diesem Jahr hat die Freisinger Theatergruppe Opodeldok die britische Komödie "Der nackte Wahnsinn" gekonnt in Szene gesetzt. Regie führte wieder Barbara Hofmann, die eine große Leidenschaft für das Theater entwickelt hat. Die SZ Freising sprach mit ihr über dieses zeitaufwendige Hobby und wie sie es mit ihren anderen Aufgaben unter einen Hut bringt.

SZ: Frau Hofmann, Sie sind die Regisseurin der Theatergruppe Opodeldok, Sie leiten das Tanzensemble "Sir John's Delight", Sie sind Pfarrerin und leiten das Schulreferat des Evangelisch-Lutherischen Dekanats in Freising. Haben wir etwas vergessen?

Hofmann: Ich unterrichte auch evangelische Religion an zwei Gymnasien im Landkreis - in Moosburg und in Freising am Camerloher. Als Pfarrerin bin ich allerdings nur bei speziellen Anlässen im Einsatz - oder wenn sich jemand wünscht, dass genau ich die Taufe halte zum Beispiel. Aber jeden Sonntag biete ich einen Gebetskreis im Taizé-Stil an.

Wie bekommt man das alles unter einen Hut?

Das weiß ich nicht ( lacht). Sehr aktive Phasen wechseln sich oft mit weniger aktiven ab . . . Aber 2017 ist schon ein recht knackiges Jahr.

Schon mal keine Lust mehr auf Theater gehabt?

Nein. Theater ist für mich das Element, wie ich mit Menschen arbeiten will. Das ist gelebte Gemeinschaft und man lernt Teamfähigkeit. Wenn ich das nicht mache, geht's mir nicht gut.

Welche Stücke spielen Sie am liebsten?

Ich liebe die klassische Komödie und ich bin ein Fan von Molière, Racine und Shakespeare. Einen Molière würde ich sehr gerne mal wieder machen, aber diesen Humor verstehen heute leider nicht mehr viele.

Sind Sie nur hinter der Bühne tätig, oder spielen Sie auch?

Ich spiele ganz selten - aber wenn, dann am liebsten Männer. So einen Patriarchen zum Beispiel glaubt mir jeder. Einmal kam nach einer Vorstellung eine Frau auf mich zugestürzt, nahm mich bei den Händen und sagte voller Inbrunst: "Sie sind so ein schöner Mann!" (lacht). Und einmal hat mich selbst meine Schwiegermutter nicht erkannt. So unerkannt aufzutreten, das mag ich sehr gern.

War für Sie schon immer klar, dass Sie Theologie studieren wollten?

Nein, zuerst wollte ich Sozialpädagogik studieren, dann Religionspädagogik - aber dann habe ich mich für Theologie entschieden. Ich dachte, da kann ich alles brauchen, was mir Freude macht: Musik, Zeichnen, Tanz. Deshalb habe ich Theologie studiert und mich nicht auf den künstlerischen Ast geschwungen. Naja, die Schwerpunkte im Studium waren dann doch etwas andere, aber es hat mir trotzdem gefallen. Mein Vater fand die Idee nicht gut - für ihn passten Frauen und Theologie nicht zusammen. Ich sollte eine Banklehre machen - aber das wäre nichts für mich gewesen.

Gibt es bei Ihnen eine Verbindung zwischen Beruf und Theater?

Ja, auf jeden Fall. Wenn jemand im Theaterteam ein Problem hat, kommt er zu mir. Als Pfarrerin bin ich ja auch Seelsorgerin. Und bei manchen Stücken geht es auch nicht nur um Spaß - da ist die Botschaft das Wesentlichste. Zum Beispiel bei Nativity Plays, also einer Art Krippenspiele. Das ist Mission: Wesentliche Inhalte von Religion werden auf ansprechende Weise vermittelt. Und in der achten Klasse zum Beispiel steht in Religion Reformation auf dem Lehrplan - da gibt's bei mir immer Renaissance-Tanz. Die Mädels und Jungs in diesem Alter stellen sich da zwar immer etwas an (lacht), aber dieser historische Einstieg ist wichtig, um ein Gefühl für diese Zeit zu bekommen.

Opodeldok gibt es seit 2003.

Ja, damals hießen wir noch "Aktionsgruppe zum Jahr der Bibel". Wir hatten einen recht fitten Diakon, der gerne ein Theaterstück zum Thema Vertreibung machen wollte - und ich habe dazu dann das Stück "Außedeifed" geschrieben. Damit fing für mich in Freising alles an. Den neuen Namen gaben wir uns 2004. Er geht auf eine Szene in dem Stück Turandot zurück, die wir in der Truppe alle sehr lustig fanden.

Hat die Gruppe Nachwuchssorgen?

Nein, die meisten, die einmal bei uns mitgemacht haben, bleiben - egal ob Jung oder Alt. Das Schöne für die jungen Leute bei uns ist, dass sie auch ältere Vorbilder innerhalb der Gruppe haben, das gibt Ansporn und ist gut für die kreative Entwicklung. Die Mischung macht's! Theater ist aber leider nicht das Medium der Jugend . . .

Wie kommt das?

Naja, es könnte sein, dass viele Jugendliche Theater mit für sie langweiligen Stücken verbinden, die sie in der Schule lesen müssen. Möglich, dass das bei manchen eine Abneigung weckt. Es wäre schön, wenn mehr Lehrer mit ihren Klassen ins Theater gingen und so das Gelesene mit Leben füllen.

Welches Projekt steht bei Ihnen als nächstes an?

Das Luther-Spektakel im Sommer. Das ist eine Weiterentwicklung des Spektakels von 2012. Dazu gehören Renaissance-Musik, Tänze, Gaukler, ein Kinderchor und natürlich Theater - ein großes Renaissance-Spektakel also. Wir wollen diese Zeit lebendig werden lassen. Die Zuschauer sollen sich von einer anderen Warte aus mit dem Thema Luther und Reformation beschäftigen und erkennen: Luther war gar nicht so verknöchert - er stand mitten im Leben. In seinem Haus war immer was los.

Die Termine für das Luther-Spektakel: am 14./15 Juli am Camerloher-Gymnasium und am 20. Juli auf dem Domberg.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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