Landkreis Erding:Alle wollen weg vom Gas und Erdöl

Lesezeit: 2 min

8500 Solarmodule auf einer Fläche von 95 000 Quadratmetern bei Niederding liefern seit etlichen Jahren Strom - für 450 Haushalte. (Foto: Florian Peljak)

Im Landkreis sind mehrere Projekte im Bereich Photovoltaik und Fernwärme in Planung. Wasserkraft wird bereits gut genutzt und bei der Windenergie ist man jetzt wieder beim Stand von 2013.

Von Gerhard Wilhelm, Landkreis Erding

Jahrelang wurde das Thema "Erneuerbare Energien" eher mit gebremstem Tempo verfolgt. Dann beginnt im Februar der Krieg in der Ukraine und die Preise für Energie explodieren, egal ob Gas, Öl oder Strom. In der Folge ändert sich auch im Landkreis einiges. Der Landkreis hat jetzt zum Beispiel beim Thema Photovoltaikausbau große Pläne. Nicht nur alle öffentlichen Gebäude, die neu errichtet werden, sollen eine PV-Anlage erhalten, auch die Deponie Baumgartner (Sondergebiet "Solarpark Deponie Isen"), der neue Recyclinghof der Stadt Erding und die Katharina-Fischer-Schule sollen damit ausgestattet werden, sagt im August im Landrat Martin Bayerstorfer.

Auch privat bewegt sich einiges: Ein Dorfener Landwirt plant für seinen Betrieb eine 18,4 Hektar große Freiflächen-Photovoltaikanlage. Damit lassen sich nach gängigen Durchschnittsrechnungen zehn bis 14 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen. Das entspricht dem Jahresverbrauch von mehr als 4000 Haushalten. Der Dorfener Stadtrat hat dem Projekt schon grundsätzlich zugestimmt. Zwei junge Unternehmer wollen zudem nördlich des Wehrwissenschaftlichen Instituts für Werk- und Betriebsstoffe in Erding (WiWeb) auf einer Fläche von 4,5 Hektar eine Photovoltaikanlage errichten. Auch dafür hat der Planungsausschuss des Stadtrats grünes Licht gegeben und einstimmig für die Aufstellung des Planes "Sondergebiet Photovoltaikanlage nördlich der Wartenberger Straße" gestimmt. Auch die Stadtwerke Dorfen und Privatleute planen PV-Freiflächenanlagen im größeren Umfang. Unter anderem direkt neben oder nahe der Isentalautobahn A94.

Auch das Thema Windkraft ist wieder aktuell. Das "Wind-an-Land-Gesetz des Bundes" hebelt die bisherige 10-H-Abstandsregelung aus. Es müssen nun rasch Teilflächennutzungspläne für Windkraftstandorte erstellt werden. Für den Landkreis ein Glücksfall, dass die Energievision Erding Projektentwicklung GmbH (EVE), der die 26 Kommunen des Landkreises angehören, bereits 2013 Vorarbeit geleistet hatte, bis sie von der 10-H-Regelung ausgebremst wurde. Der EVE-Plan enthielt 13 Flächen für Windkraftanlagen. Bis 2027 müssen 1,1 Prozent der Landesfläche Bayerns für Windkraft ausgewiesen werden, bis Ende 2032 dann 1,8 Prozent. Bereits vom Markt Wartenberg ist die Windkraftanlage Auerbach genehmigt worden. In Zukunft soll eine eigene Gesellschaft gegründet werden, die selber Photovoltaik- und Windkraftanlagen betreibt.

Bisher gibt es im Landkreis nur kleinere Windkraftanlage, wie bei Moosknappen bei Taufkirchen. (Foto: Stephan Görlich)

Bei der Stromerzeugung ist der Landkreis schon vor dem Ukrainekrieg in einem Punkt gut aufgestellt gewesen: 70 Wasserkraftanlagen mit insgesamt 58,3 Megawatt Leistung gibt es. Wasserkraft liefert damit 48 Prozent der gesamten regenerativen Erzeugung im Landkreis. Es wird aber auch auf Biogasanlagen gesetzt. Vor allem zum Heizen via Fernwärme. Im Gebiet der Stadt Dorfen gibt es nicht wenige Biogasanlagen, die einen erheblichen Anteil daran haben, dass im Versorgungsbereich der Stadtwerke schon seit einiger Zeit mehr Strom aus regenerativen Energiequellen produziert als verbraucht wird. Im Norden von Dorfen entstand bereits 2007 das Biomasse-Heizwerk der Stadtwerke. Mit der regenerativen Wärmeversorgung wird schon heute rund zehn Prozent des gesamten Wärmebedarfes über Fernwärme in Dorfen abdeckt. Aber auch an anderen Stellen im Landkreis ist einiges in Bewegung geraten. Es gibt zum Beispiel die Genossenschaft Regionalwärme Lengdorf, die derzeit auf ihre offizielle Eintragung wartet. Die Wärme kommt dort zu 80 Prozent aus Biogaskraftwerken. Weitere 20 Prozent wird durch eine Hackschnitzelheizanlage erzeugt, welche Eigentum der Genossenschaft ist. In Oberding versorgt eine ortsansässige Firma mit ihrer Abwärme circa 210 Privathaushalte und alle öffentlichen Einrichtungen, angefangen vom Schulzentrum über Rathaus bis zur Feuerwehr.

Biogasanlagen, wie hier bei Dorfen, haben bei der Wärmeproduktion für Fernwärmenetze einen hohen Anteil. (Foto: Stephan Görlich)

Auf Fernwärme setzt man auch in Erding in Form von Geowärme aus 2350 Metern Tiefe. Fast 15 Prozent des Wärmebedarfs der Stadt Erding wird durch die Nutzung der Geothermie vor Ort gedeckt. Zudem die Therme Erding. Für die Nutzung als Fernwärme muss das Thermalwasser aber von 65 Grad, mit dem es aus den Boden kommt, auf 85 Grad aufgeheizt werden. Derzeit in einem Blockheizkraftwerk noch mit Gas. Angedacht sind aber Biogas- oder Hackschnitzelanlagen.

Das Geothermie-Heizwerks Erding 1. (Foto: Stephan Goerlich)
© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: