Oberding:Stolz auf die schwarze Zahlen

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Josef Steinkirchner ist Gemo-Vorstand und zugleich Geschäftsleiter der Gemeindeverwaltung Oberding. (Foto: Renate Schmidt)

Die Gemeinde Oberding hat zum Ausbau der Nahwärmeversorgung eigens ein Unternehmen gegründet. Vorstand Josef Steinkirchner zeigt sich sehr zufrieden - 2014 hat die Gemo-Bau erstmals Gewinn erwirtschaftet

Interview von Regina Bluhme, Oberding

2009 hat die Gemeindeverwaltung von Oberding beschlossen, für die geplante Nahwärmeversorgung ein eigenes, kommunales Unternehmen zu gründen: Die Gemeinde-Oberding-Bau-KU (Gemo-Bau). Vorstand Josef Steinkirchner zeigte sich mit dem Jahresabschluss 2014, der kürzlich im Rathaus Oberding präsentiert wurde, zufrieden. Erstmals hat die Gemo-Bau einen Gewinn erwirtschaftet.

SZ: Herr Steinkirchner, warum hat die Gemeinde 2009 beschlossen, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Josef Steinkirchner: Man wollte die Nahwärmeversorgung in unserem Gemeindebereich einführen und man wollte, dass das Ganze unter einer betriebswirtschaftlichen Führung, außerhalb des Gemeindehaushalts, erfolgt. Als Betrieb müssen wir ja alles daran setzen, schwarze Zahlen zu schreiben.

Welche Möglichkeiten hat denn ein Unternehmen im Gegensatz zu einer Behörde?

Da ist der steuerliche Hintergrund, der finanzielle Vorteile bietet. Als Kommunalunternehmen hat man beispielsweise die Möglichkeit, die Mehrwertsteuer auszuweisen.

Laut Satzung ist die Gemo auch für den Bau von Feuerwehrhäusern und Schulen zuständig. Ist man als selbständiges Unternehmen auch freier bei der Ausschreibung von Aufträgen?

Auch als Unternehmen sind wir an die rechtlichen Vergabevorschriften gebunden. Der Wettbewerb muss gewährleistet sein.

Wie finanziert sich das Unternehmen Gemo-Bau?

Über unsere Umsatzerlöse und über Darlehen. Wie der Jahresabschluss ausweist, haben wir für 2014 bei Kreditinstituten Verbindlichkeiten in Höhe von 702 686 Euro. Im Vergleich zu 2013 haben wir den Betrag mehr als halbiert!

Und wie sieht es mit den Verbindlichkeiten gegenüber der Gemeinde aus?

Gegenüber der Gemeinde belaufen sich die Verbindlichkeiten laut Jahresabschluss auf 544 444 Euro. Aber wir bekommen auch Zuschüsse. Vom Bundesamt für Wirtschaft wurde uns ein Förderantrag in Höhe von 199 100 Euro genehmigt und für den Pufferspeicher gab es einen weiteren staatlichen Zuschuss in Höhe von 25 000 Euro. Diese staatlichen Fördermittel, die zum Teil an die privaten Anschlussnehmer ausbezahlt werden, leisten einen wichtigen finanziellen Beitrag, um Nahwärme unseren Kunden überhaupt anbieten zu können. 2014 haben wir erstmals Gewinn gemacht: Der Jahresüberschuss beträgt 4710 Euro. Da bin ich schon ein bisschen stolz drauf. Auch den Bilanzverlust konnten wir reduzieren. Von rund 93 000 Euro auf rund 88 300 Euro.

Wer erstellt die Bilanzen? Haben Sie dafür eigenes Personal?

Nein, wir arbeiten schon seit längerem mit einer externen Steuerkanzlei zusammen. Unsere Bilanz wird dann nochmals von einem unabhängigen, externen Wirtschaftsprüfungsbüro, der Treuhandunion, überprüft.

Aber die externe Vergabe kostet doch zusätzlich Geld. Und für die Gemo-Bau musste auch Personal gestellt werden.

Die Arbeit der Steuerkanzlei rechnet sich auf jeden Fall. Wir wissen unsere Bilanz da in guten Händen. Gemo-Personal gibt es nur ganz wenig: Insgesamt hat die Gemo-Bau KU mit mir drei Mitarbeiter und darüberhinaus einen Geschäftsbesorgungsvertrag mit der Verwaltungsgemeinschaft Oberding.

Sie sind Gemo-Vorstand und zugleich Geschäftsleiter der Gemeindeverwaltung Oberding. Wie setzt sich die weitere Führung der Gemo-Bau zusammen?

Also, ich als Vorstand leite das Unternehmen in eigener Verantwortung. Dann gibt es den Verwaltungsrat, der mit sechs Gemeinderäten besetzt ist. Der Vorsitzende des Verwaltungsrats ist laut Satzung der amtierende 1. Bürgermeister. Als Vorstand muss ich den Verwaltungsrat über alle wichtigen Vorgänge informieren und das Gremium stimmt über alle wichtigen Vorhaben ab. Man darf nicht vergessen: Die Gemo-Bau ist Eigentum der Gemeinde. Sie ist ein 100prozentiges Tochterunternehmen.

Wie geht es eigentlich mit dem Ausbau der Nahwärme voran?

Wir sind ganz zufrieden. 2013 hatten wir beim Wärmeverkauf ein Volumen von 2088 Megawattstunden, 2014 haben wir 2713 geliefert. Das entspricht ca. 350 000 Litern Heizöl, die dadurch nicht verbraucht worden sind.

Wie erfährt die Öffentlichkeit von den Entscheidungen der Gemo-Bau?

In der Fassung von 2009 war noch festgelegt, dass die Sitzungen des Verwaltungsrats nicht öffentlich sein sollen. Aber wir wollen ja transparent sein und so hat der Gemeinderat 2014 beschlossen, dass alle Sitzungen künftig öffentlich sind - wie bei der Vorstellung des Jahresabschlusses.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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