Archäologische Ausgrabungen in Oberding:Reicher Schatz

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Die Gegend zwischen Erdinger Moos und Holzland war schon vor Jahrtausenden besiedelt. Das Grab des Mannes stammt aus der Zeit um 2400 v. Chr (Foto: oh)

Schöner Siedeln zwischen Moos und Holzland: Archäologische Ausgrabungen belegen, dass bei Schwaig schon seit 7000 Jahren Menschen leben.

Von Mathias Weber, Oberding

Unter der Erde bleiben werden sie nicht. Auch wenn es befremdlich anmutet: Die Gräber mit den Skeletten mehrerer Menschen, die bei archäologischen Arbeiten in Schwaig gefunden wurden, werden aufgegeben. Schließlich wird bald gebaut, und die Überreste der Toten aus der Kupferzeit sollen ja nicht von Baggern umgegraben werden. Sie kommen nach München, in die antrophologische Staatssammlung, wo sie professionell aufbewahrt werden und dann der Wissenschaft zur Verfügung stehen. Enorm gut erhalten sind diese außergewöhnlichen Skelette, die in Hockerstellung in ihrem mehr als 4000 Jahre alten Gräber liegen. Und sie sind nicht die einzige Überraschung, die bei den archäologischen Grabungen auf dem Gebiet des Baugebiets Schwaig Süd III im vergangen Sommer gemacht wurden. Dr. Martin Pietsch, zuständig für den Landkreis Erding im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, spricht von einer sehr hohen Qualität der Funde.

Sie zeigen wieder einmal, dass die Gegend zwischen Erdinger Moos und Holzland - und gerade dort, wo jetzt bei Schwaig neue Wohnhäuser entstehen - schon immer ein beliebter Ort zum Siedeln war. Sogar die älteste bisher im Raum Erding bekannt gewordene Siedlungsstelle wurde durch die Ausgrabungen bekannt: Um 5200 vor Christus, in der Jungsteinzeit, stand dort wohl ein Haus, Grundrisse und Abfallgruben wurden entdeckt. Ebenso überrascht haben die Archäologen die Gräber aus der Kupferzeit mit den intakten Skeletten. In ihnen befanden sich diverse Beigaben aus Feuerstein und Kupfer. Zudem wurden Siedlungsreste aus der Bronzezeit (um 1000 vor Christus) entdeckt, auch Spuren der Römer gibt es.

"Dass sich an einer Stelle so viel findet, das ist außergewöhnlich", sagt Pietsch . Weniger außergewöhnlich ist, aber trotzdem spannend ist der größte Fund in Schwaig: Eine spätkeltische Viereckschanze, von denen es mehrere in der Umgebung gibt. Viereckschanzen, das sind mit Graben und Wall befestigte landwirtschaftliche Gehöfte in der Größe eines heutigen Fußballfeldes, die um 120 vor Christus erbaut wurden. Offensichtlich war dieses Gehöft kurz vor der Zeitenwende einem großen Feuer zum Opfer gefallen. Das Gehöft war in mehrere Bezirke unterteilt: Es muss dort einst massiv gebaute Wohnhäuser, tempelartige Gebäude und Grubenhäuser für Metall und Textilhandwerk gegeben haben - teils weiß gekalkt und offenbar farbig bemalt. Tierknochen, Keramikscherben und weitere Gegenstände aus Glas, Eisen und Bronze wurden in der Schanze gefunden.

Die Funde, zahlreiche Bodenproben und die umfangreiche Grabungsdokumentation in Form von Plänen, Zeichnungen und Fotografien stehen nun der Forschung zur Verfügung. Grundsätzlich gehören archäologische Funde zum einen Teil dem Staat, zum anderen dem Eigentümer des Grundes, auf dem sie gefunden wurden. Das Baugebiet Schwaig III aber gehört der Gemeinde Oberding, und die hat kaum Möglichkeiten, die Funde adäquat zu lagern. Wahrscheinlich wird es darauf hinauslaufen, dass die Funde im Depot des Museums Erding aufbewahrt werden.

In Oberding selbst wurden im Bereich des Seniorenzentrums noch andere Funde entdeckt. Einige keltische Körper- und Brandgräber aus dem Jahr 250 vor Christus wurden dort aufgefunden. Bezeichnend sind deren reiche Grabbeigaben, wie diverser Glasschmuck, Gewandfibeln und Gürtelketten. Um die Funde vorzeigbar zu machen, sei laut dem Archäologen Harald Krause ein größerer Restaurationsaufwand von Nöten. Was anschließend mit den Ausgrabungsstücken geschieht, ist noch unklar und muss erst in der Gemeinde Oberding beschlossen werden.

Am Mittwoch, 22. April, werden die Ergebnisse der Ausgrabungen in Schwaig bei einem Vortrag der Öffentlichkeit präsentiert. Referenten sind Dr. Jakob Leicht (Fa. Anzenberger & Leicht) und Harald Krause. Los geht es um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Oberding.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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