Oberding:Nahwärme - so simpel wie erfolgreich

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Die Abwärme des Unternehmens für Entsorgung Berndt liefert die Basis für das Oberdinger Energiekonzept. Die Abnehmer heizen nicht nur umweltfreundlich, sondern auch noch preiswert

Von Regina Bluhme, Oberding

Wer sich für umweltfreundliche Energieversorgung interessiert, sollte einmal im Untergeschoss des Oberdinger Rathauses vorbeischauen. Dort ist eine Musteranlage für das Nahwärme-Konzept der Gemeinde zu begutachten. Sie besteht aus ein paar Rohren und einem Kasten in der Größe einer Schuhschachtel. Dahinter steckt ein innovatives Konzept: Die ortsansässige Firma Berndt versorgt mit ihrer Abwärme Privathaushalte, Schulzentrum und Rathaus. An die fünf Millionen reine Investitionskosten stecken in dem Projekt, das 2010 begonnen wurde und das sich laut Verwaltung zu einem Selbstläufer entwickelt hat. Gerade wird Richtung Schwaig das Leitungsnetz erweitert.

Die Oberdinger Firma Berndt entsorgt und hygienisiert Bioabfälle sowie tierische Nebenprodukte und produziert dabei jede Menge Abwärme. Bis vor fünf Jahren blieb dieses Potenzial ungenutzt. "Jammerschade ist das gewesen", sagt der Oberdinger Geschäftsstellenleiter Josef Steinkirchner. 2010 hat die Gemeinde Oberding beschlossen, diese Energie zu verwerten und das kommunale Tochterunternehmen Gemo-Bau zum Aufbau eines Nahwärmenetzes gegründet. In der Ortschaft Oberding sind neben vielen privaten und gewerblichen Gebäuden mittlerweile alle kommunalen Einrichtung an die Nahwärme angeschlossen, wie das Rathaus, der Bauhof, das Schul- und das Seniorenzentrum und das Bürgerhaus. Auch die geplante Dreifachturnhalle soll einmal dazugehören. 2014 betrug das Leitungsnetz in Oberding etwa 8650 Meter. 2013 waren es 7000 Meter.

Etwa fünf Millionen Euro wurden in Oberding seit 2010 an reinen Investitionskosten in die kommunale Nahwärme gesteckt, berichtet Steinkirchner. Mittlerweile sei die Gemeinde "mit dem Ausbau den ursprünglichen Planungen weit voraus". Das Projekt habe sich "zum Selbstläufer" entwickelt. "Wir streben mittelfristig für Oberding die Schwarze Null an", sagt der Geschäftsleiter. Er lässt keinen Zweifel daran, dass das auch gelingen wird. Denn der Ausbau geht weiter Richtung Schwaig.

Wie im Rathaus zu erfahren ist, wurde im vergangenen Jahr im Baugebiet Schwaig Süd III die Nahwärmeleitung verlegt. Seit April 2105 erfolgen Tiefbaumaßnahmen im Bereich Hochstraße, und gerade sind die Arbeiter dabei, die Hauptleitung zwischen Schwaig und der Firma Berndt einzurichten. In Oberding stehen noch "einige kleinere Nachverdichtungen" an, so Steinkirchner. Darüber hinaus ist die Erschließung der Buchenstraße geplant. Die Gemo-Bau zählt aktuell insgesamt 247 Anschlüsse, 2013 waren es 140.

Der Oberdinger Geschäftsstellenleiter präsentiert folgendes Rechenbeispiel für die Bruttokosten einer Ölheizung. Bei einem Verbrauch von 2000 Litern Heizöl und einer Leistung von 20 000 Kilowatt ist mit jährlichen Kosten zwischen 1900 und 2300 Euro zu rechnen. Typische Betriebsverluste des Kessels werden nicht berücksichtigt. "Das Preismodell der Gemo-Bau rechnet mit tatsächlich verbrauchten 16 500 Kilowattstunden", fügt er hinzu. Der Grundpreis beläuft sich auf 595 Euro im Jahr und der Arbeitspreis 1021 Euro im Jahr. "Die Wärme aus lokaler erneuerbarer Energie kostet deutlich weniger." In den vergangenen fünf Jahren habe es zudem keine Preiserhöhung gegeben. Er frage regelmäßig bei den Anschlussnehmern nach, "und die Resonanz war bisher sehr positiv".

Insgesamt sind laut Rathaus bis Ende 2014 rund 2, 7 Millionen Kilowattstunden Wärme ausgeliefert worden. "Wäre diese Wärme mit dem Heizölkessel erzeugt worden, hätten 217 000 Liter Heizöl verfeuert werden müssen", so Steinkirchner. "Wir bieten langfristig einfach die ideale Lösung", ist er überzeugt. "Bei uns passt der Umweltgedanke und der Preis."

© SZ vom 07.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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