Zu hohe Personalkosten:Postfiliale in Schwaig schließt

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Der Lebensmittelladen wird vom 30. Juni an ohne Postfiliale weitergeführt. "Draufzahlen will ich auch nicht", sagt Winfried Numberger. (Foto: Renate Schmidt)

Wenn kein Ersatz gefunden wird, müssen die Kunden von Juli an ihre Briefmarken in Eitting oder Erding kaufen

Von Regina Bluhme, Oberding

Die Postfiliale im Lebensmittelladen Numberger in Schwaig wird geschlossen. Ladeninhaber Winfried Numberger hat den Vertrag zum 30. Juni gekündigt. Dann ist Schluss mit Briefmarkenverkauf und Paketannahme an der Freisinger Straße. An der mangelnden Postkundschaft habe es nicht gelegen, betont Numberger. Vielmehr habe sich das Geschäft aufgrund des Arbeits- und Personalaufwands nicht ausgezahlt. Die Post sucht laut Pressestelle nun nach einem Nachfolgebetrieb in Schwaig, doch ob sich dort wieder einer findet, steht in den Sternen.

Den Lebensmittelladen an der Freisinger Straße betreibt Numberger seit Mai 2005: "Unser Hauptgeschäft sind Brotzeiten für die Arbeiter und Angestellten des Schwaiger Gewerbegebiets." Daneben hat er Salate und Backwaren im Angebot sowie Lottoannahme, Zigaretten und Zeitschriften - und seit dreieinhalb Jahren die Postfiliale. Hier gibt es bis auf Bankgeschäfte das nahezu komplette Postangebot: von Einschreiben, Briefmarken, Paketannahme und -ausgabe bis hin zu Personenidentifizierung. "Meistens ging es darum, Pakete abzuholen", erläuterte Numberger.

Es habe es ganz schön was zu tun gegeben, sagt der Schwaiger Ladeninhaber. Mit dem vorhandenen Personal sei dies nicht mehr zu schaffen gewesen. An den Einnahmen sei er mit einem bestimmten Prozentsatz beteiligt, letztendlich habe sich der Gewinn aber durch die zusätzlichen Personalkosten wieder aufgehoben. "Und draufzahlen will ich auch nicht", begründete er seinen Entschluss. Der Lebensmittelladen wird vom 30. Juni an somit ohne Postfiliale weitergeführt.

Er hätte die Postfiliale bei reduzierten Öffnungszeiten schon noch weiterbetrieben, erklärt Winfried Numberger. "Täglich von 9 bis 12 Uhr, das wäre gegangen." Aber das widerspreche dem Konzept "Postfilialen im Einzelhandel", sagt Erwin Nier von der Pressestelle Süd der Deutschen Post DHL Group. 1993 hat die Post damit begonnen, Filialen in Buchläden, Blumengeschäften oder Einkaufsmärkten einzurichten. Damit sollten laut Nier die "deutlich besseren Öffnungszeiten des Einzelhandels" für die Dienstleistungen der Post genutzt werden. "Das Ganze hat sich seither zu einem Selbstläufer entwickelt", fügt er hinzu. In Schwaig ist der Lauf erst mal zu Ende. Nun werde nach einem Nachfolgebetrieb gesucht, sagte Nier. Ob es wieder zu einer Postfiliale in Schwaig kommen werde, darüber könne er noch keine Auskunft geben.

Die nächste Postfiliale für die Schwaiger außerhalb der Großen Kreisstadt Erding befindet sich am Flughafen in einem Tabakgeschäft. Oder in Eitting in Zehmanns Bastelladen von Rosmarie Huber. Neben Bastelware, Geschenk- und Dekoartikeln, Lottoannahme und Zeitungen betreibt Huber seit mehr als zehn Jahren auch eine Poststelle in ihren Räumen. Zusätzliche Personalkosten sind für sie kein Problem, "ich komme gut zurecht, denn ich bin ein Ein-Mann-Betrieb", sagte sie. Das einzige, was ihr nicht so recht passt, ist der Montag. Eigentlich habe sie da ihr Geschäft geschlossen, doch wegen der Post müsse sie öffnen. "Das stinkt mir schon manchmal", gibt sie zu. Über mangelnde Kundschaft kann sie nicht klagen. "Die Poststelle wird sehr gut angenommen." Vielleicht gibt's demnächst noch mehr Arbeit. Huber hätte nichts dagegen: "Die Schwaiger können gern zu mir kommen."

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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