Oberding investiert 28 Millionen Euro:Tunnel inklusive

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Die neue Grund- und Mittelschule Oberding steht im Rohbau. Sie erhält einige Extras, wie zum Beispiel einen unterirdischen Gang zur benachbarten Dreifachturnhalle. Die Schulleitung setzt künftig auf "Schule Plus"

Von Regina Bluhme, Oberding

Viermal Eins macht Eins. So heißt es künftig an der neuen Grund- und Mittelschule Oberding. Vier einzelne Baukörper werden durch verglaste Treppenhäuser zu einer Einheit verbunden. 28 Millionen wird das Projekt kosten. Und es gibt eine Besonderheit: einen Tunnel. Kinder und Lehrkräfte können dank eines unterirdischen Gangs auch bei Regen und Schnee in Hausschuhen vom Klassenzimmer in die benachbarte Dreifachturnhalle gehen. Eine Besichtigungstour auf dem Rohbau mit Schulleiter Johann Deschu und Konrektorin Dagmar Burger.

Zwei der vier Einzelmodule sind für die Grundschule gedacht, eins ist für die Verwaltung und eins für die Mittelschule reserviert. Das Schulhaus wird in Holzständerbauweise errichtet. Über die Holzfassade war lange im Gemeinderat mit dem Münchner Architekten Arthur Schankula diskutiert worden. Auch innen wird, wo es geht, Holz verbaut. "Bayerische Fichte", informiert Schulleiter Deschu. 28 Millionen Euro sind viel Geld, immerhin liegt das Projekt im Zeit- und Kostenplan, sagt Oberdings Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU). Im kommenden Schuljahr soll im Neubau mit dem Unterricht gestartet werden.

Im Rohbau werden gerade noch Kabel und die Fußbodenheizung verlegt. (Foto: Renate Schmidt)

Der Tunnel zur benachbarten Dreifachturnhalle habe sich sozusagen angeboten, erklärt Bürgermeister Mücke. Die erst 2018 eröffnete Sportstätte ragt zu einem Teil in den Hang, der Gang im Untergeschoss mit dem Notausgang wurde dann bis zum Neubau der Schule verlängert. Es habe sich nur "um ein paar Meter" gehandelt, sagt Mücke. Innerhalb der Bauleistungen wären die Kosten dafür "unerheblich" gewesen.

Mücke spricht auch lieber von einem unterirdischen Gang als von einem Tunnel, so einer "macht schon Sinn", betont er, "gerade wenn man öfters fußläufig dort unterwegs ist." Offensichtlich ein kleiner Verweis auf ein Projekt, das in der Großen Kreisstadt Erding für Diskussionen sorgt. Mückes Parteikollege, Oberbürgermeister Max Gotz, will das alte Rathaus mit dem gegenüberliegenden Erweiterungsbau unterirdisch verbinden. Die Grünen hatten beantragt, doch das Projekt fallen zu lassen. Es sei zu teuer und auch unnötig. Doch im Stadtrat erntete der Plan am Freitag mehrheitlich Zustimmung.

In Oberding jedenfalls können Kinder und Lehrerschaft künftig, egal ob es stürmt oder schneit, trockenen Fußes in die Dreifachturnhalle wandern. Und es geht noch besser: Lehrer, die ihre Autos in der neuen Tiefgarage parken, müssen bei Schmuddelwetter nicht oberirdisch zu den Klassenräumen eilen - sie können über Turnhalle und Tunnel zu den Räumen gelangen.

Vom Haupteingang geht es in die Aula, gleich links werden einmal die Küche und die Mensa sein, ausgelegt für circa 80 bis 100 Kinder. Ein paar Schritte geht es nicht mehr weiter. Raumbreite Betonstufen , die später als Tribüne dienen, führen nach unten zu einer kleinen Bühnenanlage. In einigen Räumen des Rohbaus ist es schon schön warm. Die Fußbodenheizung läuft. Die gesamte Gebäudeanlage ist an das Nahwärmenetz Gemeinde angeschlossen.

Noch ist die neue Schule nicht bezugsfertig. (Foto: Renate Schmidt)

Sogenannte Lernlandschaften wie in der komplett neugestalteten Mittelschule am Lodererplatz in Erding wird es in Oberding nicht geben. Deschu setzt auf "Schule Plus". Das Konzept spiegelt sich in den Räumen wieder: Je zwei Klassen teilen sich einen Gruppenraum", erklärt Deschu. Dort könne zum Beispiel Projektarbeit oder differenzierter Unterricht stattfinden. Alle Zimmer sind großzügig angelegt und 60 Quadratmeter groß.

Neben einem allgemeinen Lehrerzimmer für die 25 bis 30 Kräfte gibt es auch Einzel-Arbeitsräume, in denen Lehrer sich zurückziehen können, "wenn sie vertrauliche Gespräch führen müssen", so Dagmar Burger, oder in Ruhe am Computer arbeiten wollen.

Schulleiter Johann Deschu verweist darauf, dass die Mittelschule Oberding die letzten drei Jahre immer Zuwachs verzeichnet habe. Dies sei auch dem Zuzug geschuldet.. Aktuell hat die Mittelschule 116 Schüler, "und die Zahlen gehen weiter nach oben". In den fünften Klasse sitzen inzwischen 31 Schüler und Schülerinnen, in der Grundschule sind es 146. "Wir können den Umzug kaum erwarten", sagt Dagmar Burger. Sie und Johann Deschu sind von dem Gebäude und dessen Ausstattung begeistert.

Schulleiter Johann Deschu und Konrektorin Dagmar Burger stehen auf den Stufen, die zurkünftigen Bühne hinunterführen. Die beiden sind begeistert von dem neuen Schulhaus. (Foto: Renate Schmidt)

In das neue Schulhaus zieht auch die Offene Ganztagsschule für die Klassen 1 bis 4 mit um. Im bisherigen Gebäude verbleibt die Realschule. Sobald die Grund- und Mittelschule auszieht, beginnen dort die Umbauten. Der Ausbau der Realschule Oberding, die mittlerweile dreizügig ist, wird laut Mücke in zwei Schritten erfolgen. Die frei gewordenen Ganztagsschul-Räume der Grundschule werden als erstes ausgebaut und für die Realschule genutzt. In einem zweiten Schritt werde dann überlegt "wo und was noch weiter zu tun ist". Denn auch die zusätzlichen Räume reichten für die Realschule immer noch nicht aus.

Auf dem Areal der künftigen Außensportanlage, die auch von der Realschule mitgenutzt wird, werden unter anderem ein Fußballkleinfeld, eine 100 Meter Bahn und ein Basketballplatz gebaut. Noch stehen dort Bagger und Pfützen. Wäre da nicht noch Platz für ein Schulschwimmbecken? Johann Deschu lacht. Geplant sei nichts, er wolle es aber nicht völlig ausschließen. Das ist nun Bürgermeister Bernhard Mücke doch zuviel des Guten. Ein Schwimmbad sagt er, stehe "definitiv nicht zur Debatte".

© SZ vom 07.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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