Oberding:Ein Treffpunkt der Familie

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Die beiden Leiterinnen der Oberdinger Gemeindebücherei, Jeannette Grimes (links) und Birgitt Kukla, waren von Anfang an dabei. (Foto: Renate Schmidt)

Die Gemeindebücherei zieht ins Seniorenzentrum. "Wir sollen neues Leben reinbringen", sagt Leiterin Jeannette Grimes. Sie ist gespannt, wie sich der Ortswechsel auf die Ausleihe auswirkt

Von Regina Bluhme, Oberding

Das Seniorenzentrum in Oberding bekommt bald einen neuen Mitbewohner. Mitte des Jahres will die Gemeindebücherei einziehen. Die Leser, darunter viele Kinder, sollen frischen Wind ins Wohnheim bringen. Für die Möblierung des neuen Raums genehmigte der Gemeinderat 33 400 Euro. Jeannette Grimes von der Bibliotheksleitung wiederum hat mittlerweile die Fortbildung "Vorlesen für Senioren" besucht und einige Bücher in Großdruck eingekauft. Jetzt ist sie gespannt, wie sich der Umzug auf die Ausleihe auswirkt. Bislang gab drei klare Favoriten: leichte Romane, Krimis - und Bildbände über Traktoren.

Es ist beschlossene Sache, dass die Gemeindebücherei heuer einen Raum im Seniorenzentrum bezieht. "Wir sollen neues Leben reinbringen", sagt Jeannette Grimes. Sie verhehlt nicht, dass sich Leser und Büchereiteam bislang im Oberdinger Bürgerhaus sehr wohlgefühlt haben. "Hier ist es wirklich nett und gemütlich wie in einem Wohnzimmer." Immerhin werde es künftig für die Leser mehr Sitzgelegenheiten und mehr Tische und einen zweiten Internetarbeitsplatz geben. Voraussichtlich im Juli ist laut Grimes die Eröffnung in dem neuen Zuhause geplant. Der Umzug könnte sich allerdings verzögern, denn im 2014 eröffneten Seniorenzentrum wurde unlängst ein Wasserschaden festgestellt. Genau über der Decke des neuen Büchereizimmers.

Mit dem Seniorenzentrum gibt es seit längerem eine Kooperation, berichtet Grimes. "Wir haben schon Filmabende gestaltet, so etwas in der Form soll auch weitergeführt werden." Konkrete Projekte seien derzeit noch nicht in Planung, aber Grimes hat schon eine Weiterbildung zum Thema "Vorlesen für Senioren" absolviert. "Und im letzen Jahr haben wir auch gezielt nach Büchern mit Großbuchstaben geschaut", berichtet sie. Ein wenig soll also der Medienbestand ältere Leute berücksichtigen, "doch wir werden sicher keine Seniorenbibliothek", betont Grimes. Deshalb habe das Team auch auf einen Kinderspielplatz vor dem Seniorenzentrum gedrungen. "Die Bücherei ist ein Treffpunkt für die ganze Familie geworden."

Die Einrichtung ist Mitglied in katholischen Büchereiverband Michaelsbund und anfangs wurden wohl auch mehrere religiöse Bücher angeschafft, "doch die gingen gar nicht", erinnert sich Grimes. In Oberding greifen die erwachsenen Nutzer am liebsten zu leichter Literatur oder Krimis. "Ein absolutes Highlight sind bei uns Bücher über Traktoren", fügt Jeannette Grimes hinzu. "Das sehen sich dann die Väter gemeinsam mit ihren Söhnen an." Besonders begehrt seien dabei Bildbände über kuriose Unfälle von Traktoren. "Aber da steht dabei, dass bei diesen Unfällen nie jemand verletzt worden ist."

Eine Besonderheit in Oberding ist laut Grimes, dass es keine abgegriffenen, alten Schmöker gibt. "Wir kaufen immer die aktuellen Bestseller", berichtet sie. "Alles, was älter ist als 2004, kommt weg. Wir haben ja nur begrenzt Platz." Die Bücher würden dann meist auf Flohmärkten weiterverkauft. 15 000 Euro jährlich genehmige die Gemeinde für den Einkauf, berichtet die Büchereileiterin. "Das Verhältnis zur Verwaltung und dem Bürgermeister ist toll", erklärt Grimes. "Wir haben schon das Gefühl, dass die Gemeinde sehr vertrauensvoll mit uns umgeht".

Dabei ist die Bücherei für die Gemeinde mit ihren insgesamt rund 6300 Einwohnern in den acht Ortsteilen eine Erfolgsgeschichte. 2008 wurde sie im Oberdinger Bürgerhaus eröffnet - mit 2500 Medien und 86 Lesern. Heute sind es knapp 15 000 Medien und mehr als 800 Nutzer, berichtet Grimes. Mehr als 56 000 Ausleihen hat die Bücherei im vergangenen Jahr gezählt. Dazu kommt der Bestand an 18 600 sogenannten E-Medien im Verbund LeoSüd, über den alle Ausweisinhaber Zugang zu Hörbüchern oder E-Books haben. Die beiden Leiterinnen, Jeannette Grimes und Birgitt Kukla, waren von Anfang an dabei. Zudem helfen heute elf Ehrenamtliche mit.

Es ist erstaunlich, was in der Oberdinger Gemeindebücherei so alles an Veranstaltungen möglich ist. Da ist zum Beispiel das Programm "bibfit", zu dem die Vorschulkinder aller Kindergärten der Gemeinde eingeladen werden. Alle zwei Wochen gibt es ein Vorleseprogramm für Kinder. "Dafür gibt es mittlerweile Wartelisten", berichtet Grimes. "Wir mussten die Plätze auf 20 begrenzen." Auch beim Ferienprogramm ist die Bücherei dabei, ebenso bei der Kinderkino-Aktion des Landkreises. Zudem trifft sich alle vier bis sechs Wochen der Lesezirkel. Nicht vergessen werden darf der Frauenkrimiabend. Regelmäßig kommen Schulklassen zu Besuch oder Grimes und ihre Kollegin kommen mit einer Bücherkiste zu einem speziellen Thema vorbei. "Wir bieten auch Praktika an", informiert Grimes. Diese Möglichkeit habe ein Schüler des Korbinian-Aigner-Gymnasiums bereits genutzt.

"Ein weiteres Tätigkeitsfeld außer den Senioren werden wohl auch Angebote für Flüchtlinge sein", berichtet Jeannette Grimes. Die ersten Asylbewerber sollen in den nächsten Wochen nach Oberding kommen. Die Leiterin der Gemeindebücherei ist auch Mitglied im ehrenamtlichen Helferkreis. Wie Grimes mitteilt, hat der Michaelsbund bereits ein Budget unter anderem für Sprachbücher zur Verfügung gestellt.

© SZ vom 22.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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