Oberding:Das Pfefferminzdorf

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Die Herausgeber der Chronik vom Schweigermoos (von links): Waltraud Franzspeck, Georg Gruber und Hildegard Zörr (Foto: Marco Einfeldt)

Chronik dokumentiert Geschichte des verschwundenen Schwaigermooses

Von Regina Bluhme, Oberding

Ein ganzes Dorf auf 164 Seiten: Die Chronik über die weitgehend verschwundene Ortschaft Schwaigermoos ist jetzt fertiggestellt. In mehr als eineinhalb Jahren haben die ehemaligen Bewohnerinnen Hildegard Zörr und Waltraud Franzspeck mit dem Oberdinger Gemeindearchivpfleger Georg Gruber alle Anwesen in Wort und Bild dokumentiert. Am Sonntag, 10. April, stellen sie die Chronik im Bürgerhaus in Niederding vor. Die kleine Feier beginnt um 11 Uhr und soll zu einem Treffen aller ehemaligen Bewohner werden.

Teefelder im Erdinger Moos? Das hat es einmal gegeben. Rings um die Ortschaft Schwaigermoos wurde im großen Stil Pfefferminze auf den Äckern angebaut, sogar eine eigene Teeproduktionsgenossenschaft hat es einmal in der kleinen Ortschaft gegeben. Das ist lange vorbei. Der Bau des Flughafens München 1992 in direkter Nachbarschaft setzte dem Dorfleben ein Ende. Viele Äcker verschwanden unter Beton, die Bewohner wanderten ab. Wie lebendig die Ortschaft einmal war, das will die soeben erschienene Chronik zeigen. "Von einmaligem, dokumentarischen Wert ist die Vita jedes Anwesens von Schwaigermoos in Wort und Bild", betont Gemeindearchivar Georg Gruber in der Pressemitteilung.

Es ist tatsächlich gelungen, alle der etwa 40 ehemaligen Anwesen aufzustöbern. Dazu kommen Berichte und Fotos von der Schule, der Kirche, der Feuerwehr und den Vereinen. In die Chronik wurden auch Abhandlungen über den Torfstich sowie den Anbau von Pfefferminze, Kräutern und Gemüse aufgenommen. Zudem wird die Entstehung der Ortschaft zum Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts dokumentiert, ebenso die Entwicklung von Schwaigermoos bis heute. "Auch der Flughafenbau und seine Erweiterung um die dritte Startbahn, der Auslöser der Absiedlungskampagne, fand entsprechenden Eingang in der Chronik", heißt es in einer Pressemitteilung.

Entstanden ist das 164-seitige Werk auf Anregung von Hildegard Zörr und Waldtraud Franzspeck. Sie sind in Schwaigermoos geboren und aufgewachsen. Mehr als eineinhalb Jahre haben die beiden in Bibliotheken und Archiven gestöbert, Akten gewälzt und unzählige Gespräche mit ehemaligen Bewohnern geführt. Es ist ihnen schließlich gelungen, Dokumente "einer lebenden Ortschaft im Erdingermoos, die es bald nicht mehr geben wird", zusammenzutragen, schreibt Georg Gruber.

Die Chronik, deren Druckkosten die Gemeinde Oberding übernommen hat, soll nun mit einer kleinen Feier der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dazu wünschen sich die Chronisten, dass möglichst viele Gäste kommen, "insbesondere die Schwaigermösler", so Gruber. Die Feier soll auch die Gelegenheit bieten, "dass sich alle wieder einmal treffen und ausgiebig Zeit haben sich zu unterhalten und Erinnerungen auszutauschen", sagte Gruber.

Die Vorstellung der Chronik Schwaigermoos beginnt am Sonntag, 10. April, um 11 Uhr im Bürgerhaus Niederding, Pfarrer-Kleiner-Weg 1.

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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