Notzing:Brauhaus wird abgerissen

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Produktionsstätte des ehemaligen Wieser-Bräu verschwindet

König Gambrinus der Erste blickt zufrieden vom Bierdeckel. Er hält ein überschäumendes Glas Bier in der Hand. Woher der Gerstensaft stammt, steht am Rand: "Wieser-Bräu Notzing b. Erding". Der Bierdeckel wird heute im Internet gehandelt, den Wieserbräu gibt es schon seit 1960 nicht mehr. Von der wohl einzigen Brauerei, die jemals in der Gemeinde Oberding existiert hat, steht nur noch das Brauhaus. Allerdings nicht mehr lange. Manfred Kressierer, dessen Großvater die Brauerei gegründet hat, hat kürzlich den Abbruch beantragt. Er will seinen Getränkemarkt erweitern. Der Gemeinderat genehmigte einstimmig den Antrag.

An der Römerstraße 9 in Notzing steht das Gasthaus Wieserbräu. Die Familie von Manfred Kressierer betreibt das Wirtshaus, das gerne von Stammtischen und den örtlichen Vereinen genutzt wird. Über den Hof befindet sich der Getränkemarkt. Neben der Halle steht ein unscheinbares, hohes Gebäude. Das ist das alte Brauhaus, in dem ab 1927 Export oder Heller Bock gebraut wurden, "insgesamt gab es vier oder fünf Sorten", berichtet Manfred Kressierer.

Um Gambrinus, der das Etikett des Wieser-Bräus ziert, ranken sich viele Mythen. Er gilt als Erfinder des Bierbrauens. Gesichert ist aber nichts. Es gibt Quellen die besagen, dass er ein Getreuer Karls des Großen war, andere verweisen auf einen trinkfreudigen Herzog von Brabant oder auf das keltische Wort für Braupfanne Camba, aus dem Cambarius, der Brauer, hervorging. "Selbst intensive Bemühungen haben in das Dunkel um die Gestalt des Gambrinus kein Licht bringen können", schreibt der Bauerbund Bayern auf seiner Homepage. Auf jeden Fall tragen heute noch einige Brauereien seinen Namen.

1960 war dann Schluss mit dem Wieser-Bräu in Notzing. "Mangels Nachfrage", erklärt Manfred Kressierer. Um überleben zu können, wären größere Investitionen nötig gewesen. Sein Vater habe die Brauerei aufgegeben. Der Sohn braut also kein eigenes Bier mehr, er verkauft den Gerstensaft anderer Brauereien und betreibt auf dem Grundstück einen Getränkehandel mit einem zusätzlichen Heimliefer- und auch einem Partyservice. Nun will er ein Getränkelager an die bestehenden Halle anbauen, dazu steht das alte Brauhaus im Weg. Im Inneren des Brauhauses gebe es nicht mehr viel zu sehen, sagt Manfred Kressierer. Das Kühlschiff sei noch vorhanden und ein paar alte 1600 Liter-Fässer. Ein ungewöhnliches Maß, findet er, davon will er ein paar behalten. Bierdeckel mit Gambrinus, Flaschenetiketten und tönerne Krüge vom Wieser-Bräu aus Notzing gelten mittlerweile als Rarität und können im Internet ersteigert werden.

© SZ vom 29.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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