Neuzüchtungen widerstehen dem harten Klima:Wein aus dem Erdinger Land

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Hobbywinzer Maximilian Remde hat einige Rebstöcke neben der Halle seiner Firma in Wartenberg gepflanzt. Dort findet der Schnittkurs der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau statt. (Foto: Stephan Görlich)

Schon die Römer kultivierten Rebstöcke im Landkreis. Die südlich ausgerichteten Geländeterrassen bei Wartenberg und Weipersdorf sind auf sie zurück zu führen. Noch heute bauen einige Hobbywinzer Tafeltrauben an

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

"Schnittmaßnahmen im Weinberg" in Wartenberg - so heißt es in einem Seminar "Sortenwahl und Schnitt bei Tafeltrauben" der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, das am Freitag und Samstag, 10. und 11. Februar in der Marktgemeinde stattfindet. Weinanbau in Wartenberg? Riesling vom Wartenberger Südhang? Bei der Gartenakademie der Landesanstalt ist vom Weinanbau im Landkreis Erding nichts zu lesen. "Der Anbau von Wein in Bayern konzentriert sich zum überwiegenden Teil in Franken. Weitere, im Vergleich bedeutend kleinere Weinanbaugebiete finden sich in Regensburg an der Donau und am bayerischen Bodensee", heißt es.

Maximilian Remde ist deshalb auch ein wenig amüsiert, wenn er hört, dass er einen Weinberg haben soll. Er ist Hobbyweinanbauer und es sind weit unter 50 Rebstöcke, die er vor vier Jahren neben der Halle der Firma Reko-Tech in Wartenberg gepflanzt hat. Remde ist dort Geschäftsführer, zusammen mit Stefan Koch. Die Firma ist Experte für Gebäudetechnik & technische Gebäudeausrüstung. Mit seinen paar Weinstöcken dürfte eine der größten Weinanbauflächen im Landkreis haben. Nur im Kreisobstlehrgarten St. Wolfgang stehen noch mehrere andere.

Die Kultivierung von Rebstöcken im Landkreis Erding blickt auf eine lange Geschichte zurück, sagt Michael Klinger, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt. So sei die Terrassierung im Anstieg zum tertiären Hügelland zwischen Wartenberg und Langenpreising auf die Römer zurückzuführen. "Unweit von der nach Regensburg verlaufenden Römerstraße gelegen bildeten die nach Süden ausgerichteten Terrassen damals ein optimales Kleinklima zum Anbau von Trauben. Bis heute haben sich einige Terrassenstrukturen in der Gegend um Weipersdorf erhalten. In der Tat handelt es sich bei diesen Standorten um die klimatisch günstigsten Gebiete im Landkreis Erding", sagt der Gartenexperte.

Heute spiele der erwerbsmäßige Anbau von Trauben im Landkreis Erding allerdings keine Rolle mehr. Dennoch seien, aufgrund der Neuzüchtungen in jüngster Vergangenheit, wieder Sorten auf dem Markt gekommen, die unserem härteren Klima gewachsen sind. Zum Beispiel würden die Sorten "Regent", "Nelly" oder "New York" auch wunderbar als Tafeltrauben in unseren Breiten eignen. Der Weinstock habe somit unsere Gärten und damit auch unsere Region zurück erobert, sagt Experte Klinger.

Warum Wartenberg ausgewählt wurde, erklärt Isolde Keil-Vierheilig von der Bayerische Gartenakademie: "Das Seminar richtet sich an Freizeitgärtner, die ein paar Weinreben haben. Und da wollen wir in allen Landkreise einmal ein Seminar anbieten. Und Wartenberg wurde uns vom am Landratsamt zuständigen Gartenexperten angeboten. Wein ist in diesem Fall mehr als Obst gesehen, nicht für die Weinproduktion", sagt Keil-Vierheilig. Wartenberg erfülle zudem das Kriterium, dass es dort eine geeignete Lokalität für den theoretischen Teil gibt. Das Seminar sei zweitägig aufgebaut. Der Praxisteil mit Schnittübungen finde aber nur Freitag statt. Das halbtägige Seminar am Samstag richte sich besonders an Erwerbstätige und andere, die sich keinen ganzen Tag freinehmen können. Hier bekomme man dann theoretische Informationen rund um Tafeltrauben im Garten.

Wer Rebstöcke daheim hat, aber an dem Wochenende keine Zeit hat, dem steht ein zweites Seminar vom Landratsamt zur Verfügung - im Kreisobstlehrgarten in Sankt Wolfgang, wo es einige Rebstöcke mit verschiedenen Sorten und Erziehungsvarianten gibt. Am Samstag, 11. März, von 9 bis 12 Uhr findet dort auch dieses Jahr wieder ein Weinschnittkurs statt, das von der Kreisfachberatung organisiert wird. "Als Referent konnte wieder der gebürtige Franke, Wolfgang Betz, gewonnen werden. Wie schon in den letzten Jahren wird er über die Sortenwahl sowie den Rebschnitt und die Verarbeitung sprechen", teilt Michael Klinger mit. Betz habe einige Jahre im Landkreis Erding gewohnt und werde über seine Erfahrungen mit dem Weinanbau im hiesigen Klima berichten. Im Anschluss findet eine Verkostung seiner fränkischen Weine statt.

Der Kurs richtet sich an interessierte Hobbygärtner und ist kostenlos. Eine Anmeldung bis zum Freitag, 24. Februar, ist zwingend erforderlich, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist. Anmeldung ist per E-Mail an gartenbau@lra-ed.de oder per Telefon unter 08122/58 1253 möglich

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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