Neues Dorfener Rathaus:Kostenexplosion überrascht Stadträte

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Das neue Rathaus in Dorfen soll acht statt 5,2 Millionen Euro teuer werden. Bürgermeister Grundner zeigt sich aber nicht verwundert

Von Florian Tempel, Dorfen

Zum neuen Dorfener Rathaus gab es am Mittwoch einige, zum Teil erstaunliche Nachrichten: Der Neubau wird nicht 5,2 Millionen Euro - wie bislang angesetzt -, sondern acht Millionen Euro kosten. Beim Energiesparen ignoriert die Stadt ihre Leitlinien für kommunale Gebäude weitgehend - das darin festgelegte Minimum erschien der Stadtratsmehrheit bereits als Maximum, darüber hinaus gehende Optimierungen könne man sich ohne weiteres Nachdenken sparen. Die Fassade bleibt, wie sie der Eichstätter Architekt Norbert Diezinger entworfen hat - mit einer hübschen Wandfarbe und womöglich messingfarbenen Fensterelementen soll sich aber ein edler Anblick ergeben.

Architekt Norbert Diezinger und einer seiner Mitarbeiter hatte eine anstrengenden Tag in Dorfen. Sie präsentierten die überarbeiteten Pläne ihres Entwurfs gleich drei Mal hinter einander: Erst der Presse, dann dem Personal der Stadtverwaltung und am Abend dem Stadtrat. Dort führte Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) den Tagesordnungspunkt mit einem Appell ein: "Wir alle müssen eine städtebauliche Lösung für das neue Rathaus nach außen hin positiv vertreten." Damit meinte er insbesondere die Fassade des Gebäudes, die in Dorfen nicht jedermanns Geschmack trifft. Grundner erinnerte aber daran, dass Diezingers Entwurf aus dem Architektenwettbewerb als eindeutiger Sieger hervorgegangen war. Er entspreche den Anforderungen "zeitgemäßen und zeitgerechten Bauens" in jeder Hinsicht.

Im Inneren des neuen Rathauses hat der Architekt überzeugende Lösungen gefunden. Ein großzügiges Treppenhaus und ein Lichthof bringen viel Tageslicht in das Gebäude. Im Erdgeschoss werden das Bürgerbüro, das Meldeamt und das Sozialamt untergebracht - die Stellen, die am meisten Besucherverkehr haben. Im ersten Stock sitzen der Bürgermeister und die Bauverwaltung, in der zweiten Etage die Personal- und Finanzverwaltung. Ganz oben trohnt auf dem Dach der Sitzungssaal, sowie das Trauungszimmer. Im Sitzungssaal sind zwei lange Wände frei, an denen die sechs historischen Rathausbilder hängen können.

Die Fassade bleibt im Grundzug unverändert. Ihre edle Wirkung werde sie durch die richtigen Fassadenfarbe und glänzenden Fensterelemente erhalten, erklärte Diezinger. Über diese wichtigen Details wird aber erst später entschieden.

Beschlossen ist hingegen seit Mittwoch, wie energiesparend das neue Rathaus sein wird. Nach den 2009 beschlossenen Leitlinien, sollte ein kommunales Gebäude in Dorfen den "bestmöglichen" Energiesparstandard haben. Die Architekten haben die Vorgaben jedoch so verstanden: das Haus sollte 30 Prozent besser sein, als es die geltende Energiereinsparverordnung vorschreibt. Das ist jedoch nur die Minimalvorgabe der Dorfener Leitlinien. Umweltreferent Gerald Forstmaier (GAL) wollte zumindest wissen, warum es nicht noch etwas energiesparender gehe. Eine Antwort darauf wird er aber nicht erhalten. Die Stadtratsmehrheit beschloss, dass alles gut sei und damit basta. Grundner sagte, die Richtlinien könne man "teilweise als Übertreibungen bezeichnen". Stadtrat Ludwig Rudolf (CSU) sagte, "wir werden in Dorfen das Weltklima nicht retten". Josef Wagenlehner (Landliste) sagte: "Vielleicht verdienen wird uns größere Lorbeeren, wenn wir die Baukosten im Rahmen halten."

Das diese nun bei etwa acht Millionen Euro liegen, war eine Überraschung. Im Investitionsplan 2016 bis 2019 wurden unlängst noch mit 5,2 Millionen Euro Gesamtkostengeplant. Die Erklärung des Bürgermeisters, warum es doch um die Hälfte mehr sein wird, war verblüffend: Mit den bislang gerechneten 5,2 Millionen Euro seien natürlich immer nur die reinen Baukosten gemeint gewesen, was sich ja wohl jeder denken konnte.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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